Die langwierige Geschichte um das frühere Hotel Landerer am Ziegeleiweiher in der Singener Nordstadt ist um eine überraschende Wendung reicher. Nachdem mit viel Aufwand und mehreren Diskussionsrunden die Rahmenbedingungen für ein Neubauprojekt anstelle des maroden Bauwerks festgelegt wurden, passierte erst einmal nichts. Es wurde ruhig um das Projekt. Seit einigen Wochen sind nun Handwerker am bestehenden Bauwerk beschäftigt. Doch sie machen nicht das, was man nach der Vorgeschichte erwarten würde. Denn statt eines Abrissbaggers finden sich große Stapel an Bausteinen auf dem Gelände und in den Fensteröffnungen sind neue Fenster zu sehen – nicht gerade Bauarbeiten, die man vor einem Abriss macht.

Das bestätigt Angela Krieger. Sie ist mit ihrem Unternehmen Krieger Bau Eigentümerin des früheren Hotels Landerer, wie sie am Telefon bestätigt. Sie sagt: „Wir haben das Projekt auf Eis gelegt.“ Als Begründung führt sie das schwierige Umfeld am Bau an. Die Materialkosten seien weiterhin hoch, die Zinsen würden weiter steigen, die Baubranche leide, so Krieger.

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Möglicherweise sei in den städtischen Gremien ein bisschen zu lang diskutiert worden, rutscht ihr dann auch noch heraus. Das geplante schicke Neubauprojekt lässt sich unter diesen Umständen nicht stemmen, kann man aus ihren Worten jedenfalls heraushören. Damit steht Krieger nicht allein da, auch andere Bauherren wie die Baugenossenschaft Hegau gehen derzeit sehr zurückhaltend mit Neubauvorhaben um.

Es gab schon Probleme mit Vandalismus

Damit das Gebäude am Ziegeleiweiher nicht verwahrlost, habe sie sich zur Sanierung entschieden, sagt Krieger, deren Unternehmen seinen Sitz in Schwenningen hat. Das Gebäude sei fast leer, nur im Gebäudeteil mit der Hausnummer 42 gebe es noch zwei laufende Mietverträge. Die Mieter würden dort aber nicht mehr leben, die Wohnungen seien leer, so Krieger. „Im leeren Gebäude hatten wir auch schon Vandalismus“, erzählt sie. Glasscheiben seien zerschlagen und Kabel zerschnitten worden. Daher werde nun saniert und nachher das Gebäude wieder voll vermietet.

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Und das eigentlich geplante Neubauprojekt mit fünf schicken Hochhäusern und einem neuen, großzügigeren Zugang zum Ziegeleiweiher? Gibt es noch eine Chance, dass dieses verwirklicht wird? Bei dem Unternehmen Dr. Hosp Immobilien mit Sitz in Breisach sind die Neubauwohnungen nach wie vor auf der Internetseite zu finden. Über den konkreten Stand des Projekts sagt Inhaber Rüdiger Hosp auf Anfrage allerdings nichts und verweist auf den Datenschutz. Er sei ja nicht Grundstückseigentümer. Und Eigentümerin Angela Krieger verweist in der Frage, ob es den Neubau noch geben könnte, an die Stadtverwaltung.

So zeigt sich die Baustelle vom Seeufer her. Hier hätte ein offenerer Seezugang von der Nordstadt her geschaffen werden sollen.
So zeigt sich die Baustelle vom Seeufer her. Hier hätte ein offenerer Seezugang von der Nordstadt her geschaffen werden sollen. | Bild: Freißmann, Stephan

Für die Stadt ist klar: Der Neubau kommt nicht

In deren Pressestelle wird man deutlicher, was die Zukunftspläne angeht. Die Vorhabenträgerin – gemeint ist Angela Krieger – habe im persönlichen Austausch mit der Stadtverwaltung erklärt, das Vorhaben könne aus wirtschaftlichen Gründen nicht realisiert werden. Und sie habe den Durchführungsvertrag gekündigt.

Darin war unter anderem festgeschrieben, dass 30 Prozent der Wohnungen Mietwohnungen bleiben müssen. Das Unternehmen ging weitere weitreichende Verpflichtungen ein, etwa auch Grünflächen auf städtischem Grund neu zu gestalten. Und auf dem Dach der Neubauten sollten Solaranlagen für Strom und Warmwasser installiert werden. Manches davon kam auf Initiative aus dem Gemeinderat zustande.

Die Baustelle am Gebäudeteil mit der Hausnummer 40 wird ausweislich dieser Schilder per Video überwacht. Laut der Bauherrin gab es schon ...
Die Baustelle am Gebäudeteil mit der Hausnummer 40 wird ausweislich dieser Schilder per Video überwacht. Laut der Bauherrin gab es schon Probleme mit Vandalismus im leerstehenden Gebäude. | Bild: Freißmann, Stephan

Dass sich der Plan „trotz intensiver Planungen“ nun geändert habe, bedauere man, heißt es in der städtischen Stellungnahme weiter: „Natürlich hätten wir uns diese gewünscht. Deshalb wurde auch ein vorhabenbezogener Bebauungsplan erarbeitet.“ Dass der Neubau doch noch kommt, erscheine „bei der derzeitigen schwierigen Marktsituation“ wenig wahrscheinlich, heißt es bei der städtischen Pressestelle weiter.

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Es gebe allerdings keine rechtliche Grundlage, den Neubau zu erzwingen, wenn die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben sei. Die umfassende Sanierung sei der Stadtverwaltung vor diesem Hintergrund besser erschienen als ein möglicherweise jahrelanger Leerstand.

Und: Eine Baugenehmigung sei für die Sanierung nicht nötig. Das sagt auch Angela Krieger. Und die Stadtverwaltung teilt auch noch mit, dass die Zahl der Wohnungen erhalten bleibe.