Es war für alle Beteiligten ein besonderer Vortrag: Vor zehn Jahren hat Lara Schuhwerk am Hegau-Gymnasium ihr Abitur gemacht, jetzt hielt sie vor rund 70 Oberstufenschülern und Lehrern einen Vortrag über ihr Start-up-Unternehmen und ihren Weg zur erfolgreichen Teilnahme bei der Fernsehsendung „Die Höhle der Löwen“ (wir berichteten). Schuhwerk will den Verzehr von Insekten salonfähig machen und hat sich mit Nudeln aus Grillenmehl unter der Marke Beneto Foods selbstständig gemacht. „Ich werde richtig sentimental“, sagte sie vor dem Vortrag auf dem Weg durch ihre ehemalige Schule. Im Büro von Schulleiterin Kerstin Schuldt bekräftigt sie dann, wie sehr ihr das Vortragen vor Publikum, das sie in der Schule gelernt habe, im Berufsleben half. Die Schulleiterin freute sich sehr über den Besuch: Die Laufbahn von Lara Schuhwerk könne den Schülern zeigen, was nach dem Abitur möglich sei.
Die Idee, die agile Jungunternehmerin einzuladen, hatte Lehrerin Sonja Heitmüller, die das Thema unter dem Motto „mit Grillenpower zurück am Hegau“ besonders passend für ihren Geografie-Leistungskurs und den Bereich Wirtschaftsgeographie hielt. „Es ist einfach toll, dass wir so eine Powerfrau hier haben und den Schülern auch endlich wieder eine Live-Veranstaltung anbieten können“, erklärte Heitmüller. Interessant sei das Thema Ernährung auch für die Teilnehmer der Nachhaltigkeits-Arbeitsgemeinschaft am Hegau, die von den Lehrern Jens Mühlhoff und Anja Nitschke geleitet wird.
Lara Schuhwerk schilderte in ihrem Vortrag anhand vieler Fotos ungeschminkt und lebensnah den Weg von der Idee zum Produkt, der von Erfolgen, aber auch von zahlreichen Umwegen und Rückschlägen gekennzeichnet war. Als mit entscheidend für ihren Berufsweg sei gewesen, dass sie am Hegau-Gymnasium Chinesisch gelernt habe und deshalb zum Studieren und Arbeiten nach China gegangen sei. „Wenn ihr die Möglichkeit habt, geht ins Ausland“, lautete so auch ihr Rat an die Schüler. Sie erzählte auch, warum sie sich trotz vieler Hürden für ein eigenes Unternehmen entschieden habe: „Ich wollte etwas bewegen und etwas machen, wofür ich brenne und für das es sich lohnt, jeden Tag aufzustehen.“ Ihr gehe es um nicht weniger als um eine Revolution auf dem Teller und darum, eine nachhaltige Proteinquelle zu etablieren, Nutztiere zu entlasten und damit Umwelt und Klima zu schonen. Die Produktidee kam ihr nach und nach während des Studiums und den Auslandsaufenthalten.
Skorpione essen
Sie berichtete von ihrem Aha-Erlebnis auf einem Markt in Asien: („Du traust dich nie, diesen schwarzen Skorpion zu essen“), ihren ersten Rezeptexperimenten in Mamas Küche in Singen und dem Rückschlag, dass die mühsam entwickelte Verpackung für ihre Nudeln vom Handel abgelehnt wurde. Die Teilnahme bei der „Die Höhle der Löwen“ habe ihrem Unternehmen einen gehörigen Schub gegeben. In der Woche der Ausstrahlung habe sie so viel verkauft, wie in zwei Jahren zuvor nicht. Die Unterstützung des Löwen Nico Rosberg helfe ihr sehr in strategischer Hinsicht. Er berate sie bei allen wichtigen Entscheidungen in den Bereichen Vertrieb und Marketing. Die 80.000 Euro Kapital, die sie durch die Sendung bekommen habe, seien ins Produkt geflossen. Es sei komplett optimiert worden: Sowohl was die Rezeptur, den Einkauf und die Automatisierung des Abfüllens angeht. Die Jungunternehmerin denkt auch schon wieder einen Schritt weiter und möchte das Grillenmehl selbst herstellen und dazu eine vollautomatisierte Grillenfarm aufbauen.
Probieren erwünscht
Die Fragerunde moderierten die Schüler Alina Schildknecht und Marius Rimpel von der Jahrgangsstufe zwei. Ob es denn Konkurrenzprodukte gebe und wer die Zielgruppe sei?, lauteten zwei Fragen. Es habe tatsächlich einen Konkurrenten gegeben, dessen Nudeln allerdings eher unansehnlich waren, sagte Schuhwerk. Die Zielgruppe waren aufgrund des 40-prozentigen Proteingehalts eher die Sportbegeisterten, es seien aber vor allem umweltbewusste 20- bis 40-Jährige, die das Produkt kaufen. „Wir sind ein Nischenprodukt und es geht jetzt unter anderem darum, die Marke zu etablieren“, stellte sie klar. Nach dem Vortrag durfte noch probiert werden: „Da schreit natürlich jeder hier!“, meinte Lara Schuhwerk scherzhaft.