Januar

Jeder, der an dem neuen Parkhaus am Gleis in der Singener Bahnhofstraße vorbeifährt, sieht sie, die grünen Lichtlein, die auf viele freie Plätze hinweisen. Was sind die Pendler aber auch störrisch und wollen nicht im extra gebauten Parkhaus parken? In der Vorweihnachtszeit hat die Stadt Singen eine Stunde frei parken im Haus angeboten und damit versucht, den Autofahrern die Parkplätze näher zu bringen. Auch das Langzeitparken an anderen Stellen der Stadt wird stark eingeschränkt. Und immer noch lassen sie sich nicht dazu bringen, die überdachten Plätze nutzen, die dickköpfigen Hegauer, die. Die Stadt versucht es deshalb mit noch mehr Zuckerbrot statt Peitsche: Nun werden am Parkhaus-Eingang kleine Schokoautos verteilt, um den Pendlern den Neubau schmackhaft zu machen. Denn irgendwie braucht man sie ja auch, die Arbeitskräfte und die vielen Besucher der Innenstadt und des Cano....

Die Fasnacht kann kommen: Die Roten Füchse aus Tengen-Uttenhofen feierten 2020 ihren 70. Geburtstag und nahmen den Bürgermeister ...
Die Fasnacht kann kommen: Die Roten Füchse aus Tengen-Uttenhofen feierten 2020 ihren 70. Geburtstag und nahmen den Bürgermeister Schreier einst als Jungfuchs auf. | Bild: Elmar Veeser

Februar

Die Narren sind los. Endlich wieder. Nach der Corona-Pause konnten sie schon 2022 wieder etwas gebremst starten. Der Tengener Bürgermeister Marian Schreier geht aber auf närrische Abschiedstournee. Nach acht Jahren Amtszeit hat er auf eigenen Wunsch am Randen fertig. Und doch hinterlässt er seine Spuren und bringt die Zünfte etwas in Unordnung. Die Grenzgeister Wiechs am Randen sind aufgeschmissen, weil sie durch die mächtigen, publikumswirksamen Windkraft-Anlagen nicht mehr ungestört schmuggelnd durch die Wälder ziehen können. Die Roten Füchse von Uttenhofen müssen Schreier ziehen lassen, nachdem sie ihn nach seiner Wahl schnell aufgenommen hatten. Als roten Jungfuchs. Das ist der inzwischen erfahrene SPD-Mann längst nicht mehr.

Die Watterdinger Biberjohli geben sich uneins. Ein Teil des Tengener Stadtteils nimmt es dem scheidenden Bürgermeister ziemlich krumm, dass er mithilfe eines Bürgerentscheids initiiert hatte, dass nicht unweit von Watterdingen ein Windpark entstehen soll. Andere haben das befürwortet. Nun soll ein interner Watterdinger Entscheid ermitteln, ob Schreier mit einem kleinen goldenen Windrad verabschiedet werden soll oder er einen schmerzhaften Spießrutengang bewältigen muss.

März

Fachkräftemangel? Nicht in den Rathäusern. In Rielasingen-Worblingen und Tengen steht der Rathauschef am 5. März zur Wahl. Der Tengener, Marian Schreier, hat schon recht frühzeitig angekündigt, nicht mehr kandidieren zu wollen. Der Rielasingen-Worblinger, Ralf Baumert, hat etwas weniger frühzeitig angekündigt, den Job noch einmal haben zu wollen. Doch in keiner der beiden Gemeinden haben die Wähler es leicht – sie haben die Qual der Wahl. Denn durch eine Verwaltungsreform, die Bund und Länder Anfang des Jahres im Eiltempo umgesetzt haben, wird der Job an der Rathausspitze so attraktiv, dass man sich vor Bewerbern kaum retten kann.

Selbst FDP-Bundesfinanzminister Christian Lindner, SPD-Chefin Saskia Esken und das Grünen-Urgestein Jürgen Trittin stehen im Hegau auf den Stimmzetteln. Wie das Rennen ausgeht? Darüber sei hier nicht gemutmaßt, das müssen die Wähler selbst entscheiden.

Büchereileiterin Friederike Gerland lüftet in diesem Jahr zur Erzählzeit das Geheimnis eines Bestseller-Autors.
Büchereileiterin Friederike Gerland lüftet in diesem Jahr zur Erzählzeit das Geheimnis eines Bestseller-Autors. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

April

Singens neue Büchereileiterin Friederike Gerland hat zur diesjährigen Erzählzeit ein großes Geheimnis gelüftet: Bestsellerautor Sebastian Fitzek hat Scheffels Erzählung des Hohentwiel-Mönchs Ekkehard in die Hände bekommen und daraus einen mittelalterlichen Thriller gestrickt. Noch vor der offiziellen Veröffentlichung kommt er zur Matinée beim Erzählzeitfinale in die Singener Stadthalle, um aus seinem neuen Werk zu lesen. Doch eines soll zunächst im Dunkeln bleiben: Welche Leiche Fitzek aus Scheffels Keller ausgegraben hat, will er noch nicht verraten.

Mai

Singen als Arbeiterstadt – das Image ist hartnäckig, auch wenn es längst nicht mehr stimmt. Denn statt kurz und knapp angelernter Malocher arbeiten schon längst gut ausgebildete Fachkräfte in den Hallen der Großbetriebe. Mal abgesehen von den vielen kleinen und mittleren Unternehmen aller Branchen, die es in der Stadt und dem Hegau gibt. Singen ist eine arbeitende Stadt, lautet daher die offizielle Sprachregelung. Welcher Monat wäre besser geeignet, das zu begehen, als der Mai, der immerhin mit einem der wenigen nicht-kirchlichen Feiertage, dem Tag der Arbeit, beginnt?

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Der ist in diesem Jahr ein Montag. Und weil man die Arbeit nicht genug feiern kann, haben Gewerkschaften, Arbeitgeber und Stadtverwaltung beschlossen, 2023 im Mai jeden Montag zum Feiertag zu erklären – frei machen für die Arbeit gewissermaßen. Damit kommt man auf immerhin fünf Tage der Arbeit.

Juni

Ob Worbilo und Wobolgi wohl Brüder waren? Jedenfalls könnten es die beiden alemannischen Edelmänner gewesen sein, die die benachbarten Dörfer Worblingen und Bohlingen einst gegründet haben. Genau 1250 Jahre ist es nun her, dass der heutige Singener Stadtteil Bohlingen 773 als Wobolginga erstmals im Frühmittelalter urkundlich erwähnt wurde. Das soll gefeiert werden, auch wenn Siedlungsspuren zeigen, dass Bohlinger schon viel früher das Aachtal besetzt haben.

Sieben Schlösser und Burgen zählen die Historiker auf dem Ortsgebiet, das fast bis an den Bodensee reicht – darunter auch der runde Turm bei der jetzigen Pfarrkirche, dessen Hocheinstieg die einstigen Bewohner als adlige Familie ausgewiesen haben soll. Dass die Bohlinger auch über 1200 Jahre später gerne hoch hinaus wollen, zeigt die beliebte Blattform als Aussichtspunkt.

Endlich wieder feiern bei Hohentwielfestival: Die Fans haben die Konzerte 2022, hier bei Bausa genossen. Kommt 2023 ein ...
Endlich wieder feiern bei Hohentwielfestival: Die Fans haben die Konzerte 2022, hier bei Bausa genossen. Kommt 2023 ein Überraschungsgast? Archivbild: Oliver Hanser | Bild: Hanser, Oliver

Juli

Die Singener haben sich mächtig gefreut, dass es im vergangenen Jahre wieder ein Hohentwielfestival auf dem Hontes gab. Endlich durfte man wieder bewundern wie der Veranstalter, die Stadt Singen und die Vereine es schafften, dieses Festival auf die Beine stellen. Der Termin für 2023 steht schon und vom 21. bis 23. Juli wird auf dem Hausberg gerockt und gefeiert. Ein Konzerttermin ist auch gebucht: Am 21. Juli tritt Philipp Poisel auf. Jetzt gibt es unbestätigten Gerüchten zufolge einen zweiten Star für das Festival: David Hasselhoff. Der Schauspieler und Sänger mit dem Spitznamen „The Hoff“ wurde bekannt durch die Fernsehserien „Night Rider“ und „Baywatch“ landete 1989 mit „Looking for freedom“ einen Mega-Hit. Er tritt im April in Zürich auf, warum also nicht auch auf dem Hohentwiel?

August

Ins Freibad zu gehen, ist nichts für Warmduscher, erst recht in Zeiten der Energiekrise. In den Hegau-Bädern wird nicht mehr geheizt und auch aus den warmen Duschen in der Umkleide plätschert nur noch kühles Nass. Die Badegäste nehmen‘s gelassen, denn der Sommer 2023 wird heiß. Da kommt eine Abkühlung mehr als gelegen. Die Bürgermeister im Hegau, egal ob mehr oder wenig sportlich, wollen mit gutem Beispiel vorangehen und zeigen, dass es sich auch in kaltem Wasser gut planschen lässt. Sie treffen sich im Singener Aachbad zum gemeinsamen Freischwimmen.

Denn das tut allen zwischendurch ganz gut: Einfach mal kurz Freischwimmen von Krisen, Kriegen, Finanzsorgen und notorischen Nörglern. Das Schwimmen wird zur festen Einrichtung und seither sieht man einmal im Monat, immer in einem anderen Bad, Bürgermeister plauschend ihre Bahnen ziehen.

September

Pünktlich zum Beginn des Schuljahrs in Deutschland erlebt die Region einen Quantensprung im öffentlichen Personenverkehr. Auf der Etzwiler Bahn fahren wieder regelmäßig Personenzüge. Und zwar bis Etzwilen und von dort weiter nach Winterthur.

Führen diese Gleise der Etzwiler Bahn vielleicht nach Mailand? Bild: Stephan Freißmann
Führen diese Gleise der Etzwiler Bahn vielleicht nach Mailand? Bild: Stephan Freißmann | Bild: Freißmann, Stephan

Grund ist ein abrupter Stimmungswandel in der Schweiz. Die Kantone, die bislang strikt gegen die Wiederbelebung der Strecke auf Schweizer Gebiet waren, mussten einsehen, dass man ohne die Bahnstrecke die Klimaziele nicht wird erreichen können. Und sie machten auch Geld für eine Elektrifizierung der Gleise von Singen nach Etzwilen locker, die dann in Rekordzeit durchgezogen wurde.

Mit Erfolg: Die Österreichischen Bundesbahnen haben angekündigt, ab dem Fahrplanwechsel im Dezember einen Nachtzug von Singen über Zürich und Mailand nach Rom verkehren zu lassen.

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Oktober

Der Hilzinger Bürgermeister Holger Mayer konnte im vergangenen Jahr endlich zusammen mit Tausenden Menschen nach der Corona-Pause die erste Kirchweih nach seiner Wahl feiern. Erstmal auf den Geschmack gekommen, will er in die Vollen gehen und den Tengener Schätzele-Markt übertrumpfen. Erstmals gibt es daher im Kirchweih-Zelt einen Promi-Auftritt. Kein Geringer als Bundeskanzler Olaf Scholz macht seine Aufwartung.

Die Kirchweih in Hilzingen hat Tradition, der Erntedank-Kirchenschmuck gehört dazu. Und der Hilzinger Bürgermeister hat Pläne für das ...
Die Kirchweih in Hilzingen hat Tradition, der Erntedank-Kirchenschmuck gehört dazu. Und der Hilzinger Bürgermeister hat Pläne für das Fest. Archivbild: Ingeborg Meier | Bild: Ingeborg Meier

Das Festzelt proppevoll. Die Besucher erwartungsfroh und in bester Stimmung. Je länger die Veranstaltung dauert, ermüden aber die Gäste bei den Ausführungen von Scholz. Da muss schon Holger Mayer selbst herhalten, um das Publikum wieder aufzuwecken. Spontan tritt er mit seiner früheren Band Die Lausbuba auf und lässt es krachen. Im nächsten Jahr will er aber einen neuen Anlauf nehmen, um die Kirchweih weiter aufzupuschen. Wie mit einem Redner, der mehr wortgewaltig und schlagfertig statt schlaffertig agiert.

November

Es scheint kein begehrter Job zu sein, als Sankt Martin den Laternenumzug anzuführen. Wer mag schon an kalten Novembertagen auch noch seinen Mantel teilen. Nico Brügel ist so einer. Nachdem er vergangenes Jahr erstmals auf das Pferd gestiegen ist, hat ihn das Virus der Begeisterung gepackt und für den zweiten Einsatz hat er Reitstunden genommen und hofft nun auf ein paar Springparcours-Etappen zum nächsten Markttag mit Laternenumzug. Ob die Diskussionen bis Martini beendet sind, wird sich dann zeigen.

Dezember

Endlich gibt es wieder einen großen Weihnachtsmarkt in Singen. Von wegen mangelndes Interesse von Standbetreibern, viele wandern von Konstanz nach Singen ab. Sie stellen fest: In der Hohentwielstadt herrscht mehr Zugkraft als in Konstanz. Selbst Engen kann sich vor Anfragen kaum retten. In der schmucken Altstadt lockt ein prächtiger Weihnachtsmarkt, noch größer und schöner als bisher. Und auch die anderen Hegaugemeinden verzeichnen bei den Weihnachtsmärkten einen großen Zulauf. Auch dank starken Engagements der Vereine. Ein Markenzeichen des Hegaus. Auch in Kombination mit dem Einkaufsstandort kann gerade die Metropole Singen dem großen Nachbar und Konkurrenten am Bodenseeufer mehr als nur die Stirn bieten.

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