Es gibt sie noch, die Rätsel der Forschung. Wie funktioniert eigentlich das menschliche Gehirn? Besteht Licht aus Teilchen oder sind es Wellen? Und: Was ist eigentlich ein Kugelblitz? Gibt es das überhaupt – abgesehen von Kinderbüchern wie Kommissar Kugelblitz oder Comics? Beim Blitzeinschlag am Sonntagabend, 1. September, in der Singener Südstadt haben jedenfalls mehrere Personen gegenüber der Feuerwehr von einem Kugelblitz gesprochen, sagte Einsatzleiter Kai Olbrich.

Singenerin hat schon einen Kugelblitz gesehen

Ob es tatsächlich ein Kugelblitz war, der in einen Dachstuhl einschlug und für ein Feuer am Dachfirst sorgte, lässt sich allerdings kaum bestimmen. Dass es einer war, zieht zumindest eine SÜDKURIER-Leserin stark in Zweifel. In ihr Elternhaus in Singen sei in den 1960er-Jahren ein Kugelblitz eingeschlagen. Der habe sich seinen Weg durch das Haus durch den Giebel, mehrere Innenwände und eine Außenwand gebahnt – und dabei mehrere Löcher hinterlassen.

Das Ereignis war offenbar eindrücklich: Auch mit 71 Jahren gehe sie bei Gewitter vor Angst lieber in den Keller, schreibt die Leserin auch noch.

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Klar ist außerdem, dass es schon lange Erzählungen von Kugelblitzen gibt. Im Gegensatz zu einem gewöhnlichen Blitz, der sich in Bruchteilen von Sekunden entlädt und nur kurz über den Himmel zuckt, sind Kugelblitze demnach vergleichsweise langlebig. Sie können verschiedene Farben annehmen und entweder auf der Stelle stehen oder sich bewegen. Und sie können großen Schaden anrichten. Auch über Todesopfer wird berichtet – ähnlich wie bei einem gewöhnlichen Blitz, heißt es in Medienberichten über das Phänomen.

Häufig wurden Kugelblitze in früheren Jahrhunderten mit Kirchen in Verbindung gebracht, weshalb man sie auch für ein Werk des Teufels hielt. Dass der Teufel etwas damit zu tun haben könnte, darf man heute getrost ins Reich des Aberglaubens verweisen.

In China gibt es eine Theorie

Dass Kugelblitze existieren, gilt aber als gesichert – auch das berichten Medien. Allerdings ist das Naturphänomen sehr selten. Und so richtig verstanden sind Kugelblitze auch noch nicht – eben weil sie so selten sind. Verschiedene Experimente lieferten keine endgültigen Erkenntnisse.

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Forscher der chinesischen Universität Lanzhou haben 2012 aber einen Kugelblitz fotografiert – eher aus Versehen, wie es in den Berichten heißt. Sie wollten mit einer Hochgeschwindigkeitskamera mit 3000 Bildern pro Sekunde ein Gewitter fotografieren. Und auf den Bildern war am Ende auch ein Kugelblitz zu sehen. Die Forscher hatten auch ein Spektrometer dabei, analysierten das Licht des Kugelblitzes und fanden Ionen von Silizium, Eisen und Kalzium.

Ihre Erklärung lautet, verkürzt gesagt: Diese Elemente werden bei einem Blitzeinschlag im Boden freigesetzt. Das Silizium kann unter Umständen mit dem Sauerstoff in der Luft reagieren – auch als Oxidation bekannt – und dabei leuchten. Das passiert bei Silizium bei mehr als 1100 Grad Celsius – ein Blitz wird 20.000 bis 30.000 Grad heiß. Langer Rede kurzer Sinn: Ja, es gibt Kugelblitze. Dass es in Singen einer war, ist aber eher unwahrscheinlich.