Alle Jahre wieder bereitet die Weihnachtszeit Menschen im Hegau und rund um den Globus viel Freude. Während die Tage immer kürzer werden, erhellen Lichter die Nacht. Der Charme des Weihnachtsfestes ist inzwischen ein nahezu weltweites Phänomen, wie Menschen erzählen, die in Singen eine neue Heimat gefunden haben.

Aus Bulgarien kommt Miglena Abrasheva. Die 42-Jährige ist als Mitarbeiterin der Caritas für den Jugendmigrations- und Migrationsfachdienst in Singen tätig. Sie feiert Weihnachten nach griechisch-orthodoxem Ritus. „Bei uns feiern wir am 24. Dezember Heiligabend mit der Familie. Es gibt nur Gerichte ohne Fleisch.“ In ihrer Heimat werde die Fastenzeit vom 15. November bis 24. Dezember begangen. Die Mahlzeiten müssen deshalb unbedingt vegetarisch sein. Als Beispiele für die vegetarischen Speisen, die serviert werden, nennt sie Weinblätter mit Reis, Bohnen mit Tomatensoße oder getrocknete Früchte.

Geachtet werde darauf, eine ungerade Zahl an Gerichten zu servieren. Sieben beispielsweise, so viele wie Tage in der Woche, oder neun, was an die Länge der Schwangerschaft erinnert. Erst ab dem 25. Dezember darf man wieder Fleisch essen.

„Bis 1989 hat man in Bulgarien wegen des Sozialismus kein Weihnachten gefeiert“, berichtet Miglena Abrasheva aus Bulgarien.
„Bis 1989 hat man in Bulgarien wegen des Sozialismus kein Weihnachten gefeiert“, berichtet Miglena Abrasheva aus Bulgarien. | Bild: Uli Zeller

Von einem ganz besonderen Brauch weiß Abrasheva zu berichten: „Wir backen an Weihnachten ein Brot. Und da kommt ein Geldstück rein.“ Das erste Stück Brot gebe man Gott, das zweite Stück geht an Maria. Und dann werde das Brot an alle im Haus verteilt. „Jeder sucht in seinem Stück nach dem Geld. Aber nur einer findet es. Wer es findet, dem bringt es Glück“, so Abrasheva.

Alte Weihnachtstraditionen fehlen in Bulgarien

Auch Weihnachtsbäume stelle man in Bulgarien auf und Geschenke liegen ebenfalls drunter. Die Weihnachtskrippe dagegen kenne man in dem Land auf dem Balkan nicht. Auch Advents- und Weihnachtsmärkte kenne man traditionell nicht. In letzter Zeit würde es in den größeren Städten aber solche Märkte geben. „Bis 1989 hat man in Bulgarien wegen des Sozialismus kein Weihnachten gefeiert. Geschenke haben wir früher immer am 31. Dezember aufgemacht. In Bulgarien gibt es keine jahrhundertealten Weihnachts-Traditionen“, erläutert die Caritas-Mitarbeiterin.

Christen und Muslime feiern in Syrien gemeinsam

Erlebnisse aus Syrien berichtet Ali Mir Yousef. Der 32-Jährige arbeitet als Altenpfleger im Haus am Hohentwiel in der Singener Nordstadt. Er ist Muslim. Aber: „Ich hatte in Syrien viele christliche Nachbarn“, erinnert er sich. Die Christen hätten muslimische Feste gefeiert und die Muslime hätten christliche Feste mitgefeiert.

„Ich hatte in Syrien viele christliche Nachbarn“, berichtet Ali Mir Yousef aus Syrien.
„Ich hatte in Syrien viele christliche Nachbarn“, berichtet Ali Mir Yousef aus Syrien. | Bild: Uli Zeller

Seine Frau Diana Zeino (27) kommt aus Damaskus und kann auf Bildern zeigen, wie festlich dort alles an Weihnachten geschmückt ist. Die ganze Stadt mache mit, überall seien Bäume und Lichter zu sehen.

„Die ganze Stadt macht mit, überall sind Bäume und Lichter zu sehen,“ sagt Diana Zeino aus Syrien.
„Die ganze Stadt macht mit, überall sind Bäume und Lichter zu sehen,“ sagt Diana Zeino aus Syrien. | Bild: Uli Zeller

Die Christen feiern eher zuhause, die Muslime eher im Restaurant. Daher gebe es in Syrien einen Spruch, der besagt: „Die Moslems feiern Weihnachten mehr als die Christen“, so Mir Yousef. So ist es für ihn also nichts Ungewöhnliches, wenn er im Pflegeheim mit den Bewohnern Weihnachten feiert. „Ich unterstütze die alten Menschen gerne dabei“, erklärt er. Besonders auf Menschen mit Demenz werde dabei eingegangen, indem man Düfte und Essen einbezieht und so die Sinne anregt.

In Portugal ist Stockfisch das Weihnachtessen

In Portugal hat Cristina Fernandes, die in Singen inzwischen heimisch geworden ist, früher Weihnachten erlebt. „Zum Abendessen an Heiligabend gibt es Stockfisch mit Kartoffeln, Karotten und Wirsingkohl. Alles wird gekocht und mit Olivenöl und gehacktem Knoblauch serviert“, erinnerte sie sich.

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Weitere beliebte Zutaten seien Kichererbsen oder gekochtes Ei. Stockfisch werde als Bacalhau com todos, also „mit allem“ serviert. Es handelt sich hierbei um ein angenehm stärkendes Gericht mit einfachen Wurzeln, das am Weihnachtsabend im ganzen Land gegessen wird.

„An Weihnachten essen wir dann Blutwurst, Leberwurst und Hackfleisch“, berichtet Zoltan Batki aus Rumänien.
„An Weihnachten essen wir dann Blutwurst, Leberwurst und Hackfleisch“, berichtet Zoltan Batki aus Rumänien. | Bild: Uli Zeller

In Rumänien werde, wie Zoltan Batki aus Singen erklärt, für Weihnachten ein Schwein geschlachtet. Das mache aber nie eine Familie allein, sondern gemeinsam mit Angehörigen und Nachbarn. Das Fleisch werde dann portionsweise verpackt. „An Weihnachten essen wir dann Blutwurst, Leberwurst und Hackfleisch. Es gibt Geräuchertes. Und das Fett mischen wir mit Zwiebeln, Paprika und Knoblauch – abgekühlt schmeckt das lecker“, erzählt Batki.