Die Stadt Singen machte zuletzt immer wieder Schlagzeilen, die keine Freude machen: Erst fehlen bis zu 33 Millionen Euro im Haushalt, dann ist eine Haushaltssperre angesagt. Zahlreiche Kommunen müssen angesichts aktueller Herausforderungen den Gürtel enger schnallen und in Singen bedeutet das, dass langersehnte Projekte warten müssen. Eine dreiteilige Sporthalle steht schon mindestens seit 2017 auf der Wunschliste, ähnlich lang wird über die Sanierung des Hallenbads diskutiert.

Doch auch wenn manche Dinge auf Umsetzung warten und andere Dinge teurer werden, hat Singen einiges zu bieten – und punktet in einigen Bereichen im Vergleich mit umliegenden Städten wie Radolfzell oder Konstanz.

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1. Parkplätze

Nur zehn Minuten von der Innenstadt entfernt warten etwa 300 Parkplätze für die Menschen, die in Singen arbeiten müssen oder bummeln möchten – und das kostenlos. Wer weniger weit laufen möchte, wird auch in der Innenstadt fündig. Um Parksuchverkehr zu reduzieren, sind Parkplätze an den Straßenrändern nur für zwei Stunden ausgelegt und kosten dann 1 Euro pro 30 Minuten. Dafür gibt es zahlreiche Parkhäuser, wo das Tagesticket meist 10 Euro kostet, im Cano sind es 11 Euro. Und wer sonntags ins Café oder jemanden besuchen möchte, kann in der Innenstadt (außerhalb der Parkhäuser) kostenlos parken.

Zum Vergleich: Auf dem vergleichbaren Döbeleplatz in Konstanz liegt der Tageshöchstsatz bei 25 Euro. In Parkhäusern muss man mit ähnlichen Kosten rechnen, im Lago sind es 24 Euro pro Tag. Auch sonntags sind überall Gebühren fällig.

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Beim Anwohnerparken war Singen lange gnädig mit Autobesitzern, bis vor wenigen Monaten gab es Parkausweise für 30 Euro im Jahr. Inzwischen kosten sie zwar viermal so viel, doch das ist immer noch weniger als die 150 Euro, die in Konstanz fällig werden.

2. Eine belebte Innenstadt

Nicht erst seit der Ansiedlung des Canos lässt es sich in Singen bestens einkaufen. Das Einkaufszentrum hat frischen Wind in die Stadt gebracht, wie sich zum dreijährigen Bestehen zeigte – an Wochenenden werden demnach bis zu 30.000 Besucher gezählt, viele davon stammen aus der Schweiz.

Das Einkaufszentrum Cano öffnete mitten in der Corona-Pandemie, hat sich aber bewährt.
Das Einkaufszentrum Cano öffnete mitten in der Corona-Pandemie, hat sich aber bewährt. | Bild: Graziella Verchio

Ein Gutachten der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung hielt 2023 fest, dass es 358 Einzelhändler in der Stadt gab, die 535 Millionen Euro Umsatz machen. 2018 lag der Umsatz noch bei 503 Millionen Euro in 341 Betrieben. Die Tendenz ist also steigend. Und manche Geschäfte, etwa TK Maxx, gibt es weit und breit nur in Singen.

3. Pragmatismus: Weniger reden, mehr machen

Während in Radolfzell oder Konstanz in vielen Belangen noch diskutiert wird, stürzt sich Singen auf die Umsetzung. Der zentrale Omnibus-Bahnhof (ZOB) war beispielsweise innerhalb von zwei Jahren gebaut – über eine lange Planungsphase mal hinweggesehen. Die Einschränkungen hielten sich in Grenzen. Anders in Konstanz, wo derzeit der Bahnhofsplatz umgestaltet wird. Das dortige Projekt soll insgesamt 2,5 Jahre dauern und sorgt für Irrwege und Umsatzeinbußen einiger Händler.

Die großen Betonplatten, die dort eingebaut werden, um einen Stadtboulevard zu schaffen, haben sich übrigens schon in Singen bewährt.

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Der ZOB ist nur ein Beispiel von vielen. Auch bei Stellplätzen für Fahrräder war Singen relativ flott: Innerhalb weniger Wochen entstanden am Bahnhof rund 170 Stellplätze. Der Tiefbau benötigte drei Monate, die Montage war laut Stadtverwaltung innerhalb einer Woche geschehen. Die Umsetzung ist einfach, ohne extra Gebäude, aber taugt und kommt mit Kosten von etwa 180.000 Euro hin.

Pragmatisch hat die Stadt Singen eine Möglichkeit geschaffen, rund 170 Fahrräder am Bahnhof zu parken.
Pragmatisch hat die Stadt Singen eine Möglichkeit geschaffen, rund 170 Fahrräder am Bahnhof zu parken. | Bild: Arndt, Isabelle

4. Einen attraktiven Arbeitsmarkt

Von so vielen Arbeitgebern mit insgesamt tausenden Arbeitsplätzen, wie Singen sie hat, können alle anderen Kommunen im Kreis Konstanz nur träumen. Singen ist zweifellos der Industriestandort – dank namhafter Alu-Betriebe, Pharma oder Maggi, aber auch mittelständischer Unternehmen. Allein das produzierende Gewerbe stellt mehr als 9000 versicherungspflichtige Arbeitsplätze in Singen bereit, besagen Zahlen der Stadtverwaltung im Januar 2025.

Zum Vergleich: In Konstanz sind Stadt, Universität und Gesundheitsverbund die größten Arbeitgeber, erst auf Platz vier folgte Siemens mit rund 700 Arbeitsplätzen (Stand Ende 2019) – und dieser Standort hat sich zwischenzeitlich gewandelt, die Sparte wurde verkauft.

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Der attraktive Arbeitsmarkt hat Singen übrigens innerhalb von 125 Jahren vom Dorf zur Stadt befördert.

5. Überraschend viel Natur

Industriestandort bedeutet nicht, dass in Singen alles trist und grau ist. Nicht zuletzt mit der Landesgartenschau 2000 hat sich die Stadt deutlich verschönert und entlang der Aach wirkt der Trubel der Innenstadt weit weg. Auch der Hausberg Hohentwiel lädt zu Ausflügen ein. Und wer etwas weiter fährt oder läuft, findet im Hegau diverse Wanderwege und Möglichkeiten, die Freizeit im Grünen zu genießen.

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6. Es ist (fast) immer was los

Der Hohentwiel ist, wenn alles wie geplant läuft, traditioneller Ort für das Hohentwielfestival, das bekannte Musiker wie Anastacia, Bausa oder Bap nach Singen lockt. 2025 sind sogar vier Konzerte geplant, allerdings ausnahmsweise auf dem Rathausplatz, und das Burgfest fällt kostenbedingt dieses Mal aus. Im Sommer locken außerdem das Stadtfest und das Weinfest. Zum Jahresende bietet der Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz eine gute Gelegenheit, sich auf die Festtage einzustimmen – oder einfach eine gute Zeit mit Freunden zu haben.

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An anderen Orten ist ganzjährig viel geboten. Denn die Stadthalle bringt Kultur für verschiedenste Geschmäcker auf die Bühne – vom Musical bis zum True-Crime-Podcast. Die Färbe ist sogar ein ausgezeichnetes Theater. Musik oder Kino findet man auch in der Gems. Und wer tanzen möchte, wird etwa im Top10 fündig, was Menschen aus der gesamten Region anzieht.

7. Vergleichsweise günstige Mieten

Der Mietspiegel wurde direkt wieder abgeschafft, doch die Zahlen lügen nicht: Das Wohnen in Singen ist zwar zuletzt teurer geworden, aber immer noch günstiger als in den anderen größeren Städten im Landkreis. In Konstanz müssen Mieter mit (Stand Mai 2024) 14,41 Euro pro Quadratmeter rechnen, in Radolfzell sind es 11,72 Euro und in Singen 11,11 Euro. Dabei punktet Singen mit mindestens so guter Infrastruktur, der Anschluss mit Auto und Zug ist sogar besser als in Konstanz.

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Manche Wohnungen sind deutlich günstiger als in der Statistik, je nach Baujahr und Ausstattung. Der Online-Rechner der Stadt Singen bietet einen ersten Überblick und ergibt für eine 60-Quadratmeter-Wohnung, Baujahr 1990, in der Innenstadt eine durchschnittliche ortsübliche Vergleichsmiete von 7,47 Euro pro Quadratmeter.

8. Ein gutes Miteinander

Singen bezeichnet sich selbst als Sportstadt und kann genauso gut als Vereinsstadt gezählt werden: 107 Vereine sind auf der städtischen Internetseite eingetragen, aber es gibt laut Stadtverwaltung noch deutlich mehr Vereine. Dabei kommen Menschen verschiedenster Kulturen zusammen, was in Singen kein Wunder ist: 56 Prozent der Einwohner haben einen Migrationshintergrund.

Dank Migration hat Singen sich zu der Stadt entwickelt, die sie heute ist, denn in den Industriebetrieben haben zahlreiche Gastarbeiter angepackt. Vielleicht ist so zu erklären, dass die Stadtgemeinschaft in den vergangenen Jahren auch die große Zahl der Asylsuchenden untergebracht und dabei regelmäßig die nötige Quote übererfüllt hat. Doch da gibt es Grenzen, wie Oberbürgermeister Bernd Häusler auch erklärte.

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Im Miteinander sind die Singener übrigens wieder pragmatisch: Statt noch länger auf die dreiteilige Sporthalle zu warten, hat der Stadtturnverein sich inzwischen eigene Räume gesucht.

9. Mehr Sicherheit, als manche denken

Lange galt die Stadt unter dem Hohentwiel als eine der kriminellsten Städte Deutschlands, doch wenn das so gewesen sein sollte, dann ist das schon lange her. In Singen ist zwar regelmäßig Blaulicht zu sehen, doch die Statistik ist rückläufig: Die blanke Zahl an Delikten, die auf dem Gebiet der Gemeinde Singen und ihrer Ortsteile begangen wurden, ging in der Kriminalitätsstatistik für 2023 zurück – zumindest, wenn man die Verstöße gegen das Ausländerrecht herausrechnet, etwa illegale Grenzübertritte.

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Außerdem tut die Stadt etwas, um das Sicherheitsgefühl zu stärken: Es gibt einen kommunalen Ordnungsdienst und Videoüberwachung soll auch außerhalb des Bahnhofs eingerichtet werden.

10. Hallen- und Freibad

Großen Pool, Rutschen, Liegewiese und Kiosk finden Sonnenanbeter ab Mai im Aachbad in Singen. Ja, der Eintritt wird teurer, doch mit 4,80 Euro pro Erwachsenem ist Singen sogar etwas günstiger als das Höhenfreibad in Gottmadingen, wo 5 Euro fällig werden. Ähnlich wie bei Kitagebühren rechnet sich so ein Bad dennoch nie für die Stadtkasse. Daher gilt bei Singens Hallenbad, das über 50 Jahre alt ist, bis zur langersehnten Sanierung: Wenigstens ist es da.

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