Bald ist es endlich soweit: Am Donnerstag, 7. Dezember, startet der Weihnachtsmarkt in Singen. Nachdem es seit 2019 wegen der Corona-Pandemie kein Hüttenzauber mehr geben konnte, findet nun wieder die Veranstaltung auf dem Rathausplatz statt – mit einem neuen Konzept: Es ist nicht mehr der Singener Hüttenzauber, sondern ein klassischer Weihnachtsmarkt.
„Der Hüttenzauber hatte sicherlich seine Daseinsberechtigung“, sagt Veranstalter Frank Schuhwerk. „Wir denken, dass es für die Zeit in Ordnung war und auch gepasst hat, aber wir wollen uns nun mehr auf das klassische Weihnachten besinnen“, ergänzt er. Die Partyhütte wird es nicht mehr geben, schon im Oktober erklärte Schuhwerk: „Wir wollen weg vom Après-Ski-Image„.
Schuhwerk und sein Geschäftspartner Tommy Spörrer freuen sich auf die drei Wochen bis zum 23. Dezember. Spörrer sagt: „Dass der Weihnachtsmarkt endlich wieder auf diesem Platz stattfinden kann, ist für uns etwas besonderes. Und auch, dass es anders gestaltet ist.“
Sein Mitorganisator erzählt: „Ich komme aus dem Hegau. Da bekommt man das im privaten Bereich mit, dass die Nachfrage immer sehr stark gewesen ist. Deswegen sind wir froh, dass wir hier wieder etwas anbieten können: Einen Treffpunkt in der Vorweihnachtszeit, in der man an die schönen Stunden anknüpfen kann, die wir hier schon von 2014 bis 2019 hatten.“
Weihnachtsmarkt als Anziehungspunkt
Den Weihnachtsmarkt gibt es seit 2014. Ein Stand, der von Anfang an dabei ist, ist die Hütte des Glühweintreff. Betreiber Kay Brüggemann von Bonanza Events stehe voll hinter dem neuen Konzept, wie er erklärt. Für ihn ist es auch eine Pflichtveranstaltung. „Als Singener Gastronom oder Veranstaltungsfirma muss man dabei sein“, findet er.
Ingo Winterhalter vom Wild West Catering ist seit 2017 dabei. Bei seinem Stand gibt es den badischen Döner und andere kulinarische Leckerbissen. Für ihn sei es eine Ehre, Teil des Weihnachtsmarktes zu sein: „Wir sind von der Höri, es ist unsere Heimat und die wollen wir unterstützen“, sagt der Gastronom. Er sehe das neue Konzept etwas skeptisch, da die Erdinger Hütte ein Magnet für die Leute gewesen sei, wegen der anschließenden Party dort. Und: „Es ist ein schöner Ort, um sich zu treffen.“
Einen weiteren Stand auf dem Weihnachtsmarkt betreibt Manfred Quedzuweit. Er gehört zu einer externen Firma, die Glühwein vom Heißen Hirsch verkauft. Auch er sieht das neue Konzept mit gemischten Gefühlen. „Die Standänderung für die Gastronomie ist für uns eine entscheidende Veränderung. Aber nach wie vor sehe ich hier ein Nadelöhr, weil wir hier Rein-und-raus-Verkehr haben“, sagt der Standbetreiber.
Im Gegensatz zu den anderen Betreibern herrsche bei ihm etwas Stress, da die Hütte für seinen Stand erst am Montagabend angeliefert werden konnte, erzählt er. „Das wird noch ein langer Abend“, so Quedzuweit beim Besuch des Aufbaus.
Nach dem Weihnachtsmarkt ist vor dem Weihnachtsmarkt
Auch die Veranstalter Schuhwerk und Spörrer können davon ein Lied singen: „Die Vorbereitungen hören nie auf. Kaum ist der Markt zu Ende, fängt schon die Vorbereitung für das nächste Jahr direkt an. So dauert es bis Ende Januar, bis alles verstaut, gereinigt und konfektioniert ist, damit es im nächsten Jahr wieder einsatzbereit ist“, sagt Schuhwerk.
Und Spörrer ergänzt: „Es gibt natürlich Monate, wo es arbeitsintensiver ist. Die Planungsphase beginnt im Januar, ab September intensiviert sich der Fokus darauf.“ Dann sei ein mehrköpfiges Team komplett beschäftigt, von der Projektleitung bis zum Marketing.
Während des Marktes hört die Arbeit nicht auf
Auch wenn der Weihnachtsmarkt am Donnerstag eröffnet, arbeite das Team von rund 20 Mitarbeitern im Hintergrund weiter. Dabei sprechen sie auch mit Händlern, Gastronomen und Besuchern, um den Blickwinkel zu ändern, sagt Schuhwerk. „Damit spüren wir, was sich die Besucher, Gastronomen und Händler wünschen, und können das für das kommende Jahr ändern“, so Schuhwerk. Dabei würden auch die Wetterverhältnisse berücksichtigt.
Der Wintereinbruch in den vergangenen Tagen habe auch den Veranstaltern Kopfschmerzen bereitet. „Natürlich hatten wir aufgrund der großen Schneemassen einige logistische Herausforderungen“, erzählt Schuhwerk. „Aber jetzt sind wir einigermaßen auf Spur und freuen uns auf die Eröffnung“, ergänzt Schuhwerk.
Rathausplatz spielt eine besondere Rolle
Für die beiden Organisatoren, die sich bereits seit dem Studium kennen, war relativ klar, dass sie den Weihnachtsmarkt auf dem Rathausplatz veranstalten wollen, erzählt Schuhwerk. „Der Platz ist zwar nicht in der direkten Lauflage, aber er hat andere große Vorteile – unter anderem die gute Bahnanbindung und eine Tiefgarage darunter. Außerdem gibt es einen gewissen Wetterschutz durch die Einfassung der Stadthalle, des Holiday Inn und des Rathauses. Trotzdem hat er eine gute Anbindung in die Innenstadt“, erklärt er.
Ähnlich gut sieht es auch bei der Akquise von Händlern und Gastronomen aus. In diesem Jahr sei es für die beiden Veranstalter deutlich besser gewesen, die Stände zu besetzen, als noch im vergangenen Jahr für die Hütten in der Innenstadt, die als Alternative zum Hüttenzauber dienten, sagt Schuhwerk. Er ergänzt: „Zwar noch nicht auf dem Niveau wie es vor Corona war, aber es scheint, dass sich die Situation so langsam etwas entspannt.‘
Auch hier spielt Nachhaltigkeit eine Rolle
Und nicht nur ein schönes Hüttenensemble mit einem breiten Angebot an Kulinarik und Produkten ist den Veranstaltern wichtig. Bei einer so großen Veranstaltung spiele auch Nachhaltigkeit eine große Rolle und liege den beiden sehr am Herzen, erzählt Schuhwerk. „Man hat als Veranstalter ja auch eine gewisse Vorbildfunktion. Die Leute sehen, wenn es hier im großen Stil umgesetzt werden kann, dann kann es auch im Kleinen zu Hause gemacht werden.“

Darunter zählen die Anreise oder das Stromsparen, aber in diesem Jahr auch ein Mehrwegtassensystem oder die Mülltrennung. „Es ist schön, dass gefeiert wird und man sich trifft, aber es ist auch wichtig, dass man eine Veranstaltung in einem möglichst ressourcenschonenden Stil umsetzt. Das muss ja nicht heißen, dass der Markt qualitativ schlechter ist. Ganz im Gegenteil“, sagt Schuhwerk.
Es gibt im Vorfeld also viel zu tun, um einen schönen Weihnachtsmarkt auf die Beine zu stellen. Und auch wenn die beiden Veranstalter froh seien, wenn sich die Arbeit im Januar etwas lege: „Im Februar haben wir dann auch schon wieder Lust auf die Planung des nächsten Weihnachtsmarktes“, sagt Tommy Spörrer.