Das Zitat hätte der SÜDKURIER innerhalb einer Woche gleich zwei Mal abdrucken können: „Wir sind regelrecht überrannt worden.“ So beschrieb Ewald Weisschedel, Arzt am wiedereröffneten Corona-Testzentrum Konstanz, in der vergangenen Woche den Ansturm an Reiserückkehrern, die sich in der Stadt am See testen lassen wollten. Am späten Montagnachmittag verwendete der diensthabende Arzt am neuen Abstrichzentrum in Singen dann genau die gleichen Worte: „Wir sind regelrecht überrannt worden.“
Die Überraschung, die in diesem Satz mitschwingt, überrascht. Schließlich befinden wir uns in der Sommerferienzeit. Dass zurückkehrende Urlauber aus dem Landkreis Konstanz auch in Singen darauf drängen, auf Corona getestet zu werden, erscheint logisch.
Ebenso logisch, dass Menschen frustriert reagieren, wenn sie und ihre Kinder nach stundenlangem Warten einfach nach Hause geschickt werden. Einige hatten lange Anfahrten – manche sogar mit dem Taxi – auf sich genommen. Als sich Arzt und Helfer in der Folge verbarrikadierten, anstatt in den Dialog zu treten, fachten sie diese Frustration am Montagnachmittag weiter an. Bedauerlich. Denn bis dahin hatten sie harte Arbeit geleistet. Sie hatten sich selbst keine Pause gegönnt und versucht, möglichst viele Menschen zu testen.
Die Situation in Singen zeigt: Kommunikation ist entscheidend. Haben sich die Kollegen der Abstrichzentren nicht untereinander ausgetauscht? Aus den Erfahrungen der vergangenen Woche hätte man im Hegau doch wichtige Schlüsse ziehen können. Vielleicht hätten sich die Singener sogar, von Konstanz inspiriert, vornehmen können, am ersten Tag so lange Abstriche zu machen, bis wirklich alle Wartenden getestet sind.
Aber nicht nur untereinander, auch mit den Menschen in der Schlange wurde am Montag nicht ausreichend kommuniziert. Frühzeitig hätte man die Reiserückkehrer über die Wartezeit und ihre Folgen informieren können. Gerade in Zeiten einer lebensbedrohlichen Pandemie, die vielen zu Recht Angst macht, müssen wir miteinander sprechen. Kontraproduktiv erscheint es dagegen, einander die Tür vor der Nase zuzuknallen.