Herr Zimmermann, das Jugendkomitee betont oft, dass im Gemeinderat zu wenig für die Jugend getan wird. Wo gibt es am meisten Veränderungsbedarf?
Für Jugendliche gibt es in der Stadt kaum Plätze, an denen man ungestört sein kann. Ich bin in Singen aufgewachsen und habe Rückzugsorte abseits von zu Hause sehr vermisst. Der Skaterplatz beim Münchriedstadion ist ein Paradebeispiel für einen solchen Platz. So etwas sollte es viel öfter geben. Außerdem muss das sportliche Angebot in Singen diversifiziert werden. In der Stadt gibt es fast nur Fußballplätze. Würden auch Basketball- oder Volleyballplätze gebaut werden, hätten Jugendliche viel mehr Möglichkeiten, sich auszuleben.
Glauben Sie, das Jugendkomitee kann Dinge verändern?
Davon bin ich fest überzeugt. Wir sind bereits an konkreten Projekten dran. Der Pumptrack ist zum Beispiel eine beschlossene Sache und muss nur noch umgesetzt werden. Dieser löst das Problem, das ich in der vorherigen Frage angesprochen habe. Er wird an verschiedenen Orten in Singen aufgebaut werden und wird einen Ort der Zusammenkunft für die Singener Jugend schaffen. Unser Sport-Ausschuss zeigt sich hier sehr engagiert. Als nächsten Schritt wollen wir den Platz am Münchriedstadion ausbauen. Schon jetzt merken wir, dass wir viele Möglichkeiten haben. Und das halte ich auch für den einzig richtigen Weg. Wir bringen neue, modernere Perspektiven in den Gemeinderat und öffnen den Blick für jüngere Themen. Der Altersdurchschnitt ist dort bekanntlich doch sehr hoch.
Fühlen Sie sich von den älteren Abgeordneten ernst genommen?
Bislang gab es leider nur ein kurzes Kennenlernen und ansonsten kaum weitere Zusammenarbeit. Manchmal würde ich mir wünschen, dass Gemeinderatsabgeordnete gezielt auf uns zukommen und Hilfe anbieten. Bei jungen Menschen ist da die Hemmschwelle meist höher. Auch regelmäßige Sitzungen, zu denen das Jugendkomitee geladen wird, wären wünschenswert. Wir können zu vielen Themen etwas beitragen. Der Austausch zwischen Jung und Alt muss verbessert werden. Glücklicherweise ist bereits ein neuer gemeinsamer Termin vereinbart und ich hoffe, dass dieser unsere engere Zusammenarbeit einleiten wird.
Woher kommt Ihre Motivation, in der Politik mitzureden?
Meiner Meinung nach ist gerade die Kommunalpolitik eine großartige Möglichkeit, um sich als junger Mensch politisch zu engagieren. Man erlebt die Auswirkungen seiner Beschlüsse direkt und es ist ein tolles Gefühl, etwas in der Stadt, in der man aufgewachsen ist, verändern zu können. Politik liegt mir auch abseits des Jugendkomitees sehr am Herzen. Ich studiere seit drei Semestern Politik und Verwaltung in Konstanz und bin Fachschaftssprecher des Studiengangs. Als sich die Möglichkeit zur Bewerbung für das Jugendkomitee ergab, schrieb ich gerade eine Hausarbeit zum Thema Politik im regionalen Raum. Mein studentisches und privates Engagement passen also gut zusammen.
Nimmt das Jugendkomitee viel freie Zeit in Anspruch?
Tatsächlich ist es weniger zeitaufwendig als gedacht. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mir alles etwas größer vorgestellt. Noch ist alles sehr sporadisch. Aber ich glaube, das liegt daran, dass wir uns als erstes Singener Jugendkomitee derzeit noch in der Findungsphase befinden. Das wird sich ändern, sobald wir mehr Themen identifiziert haben, die wir in der Stadt verändern wollen.
Wie will das Gremium aktiver werden?
Wir brauchen mehr Stimmen. Mehr Anregungen auch außerhalb des Komitees. Obwohl wir viele Jugendliche aus verschiedenen Alters- und Bildungsschichten sind, fehlt uns oft der Blick aufs Ganze. Gerade schaffen wir es noch nicht, alle Veränderungsvorschläge der Jugend aufzugreifen. Um auch jugendliche Stimmen außerhalb des Komitees zu erreichen, halte ich digitale Umfragen oder Veranstaltungen für eine interessante Möglichkeit. An denen könnte jeder Singener Bürger unverbindlich teilnehmen und uns bei der Ideenfindung helfen.
Die Mitglieder des Jugendkomitees sind zwischen 14 und 21 Jahre alt. Kommt es untereinander oft zu Unstimmigkeiten?
Unsere Strukturen sind nicht einfach, und ich sehe da auch Konfliktpotenzial. Jüngere Jugendliche haben andere Anliegen als ältere Jugendliche. Aber auch hier schafft das Komitee Raum zum Austausch und nutzt damit die Altersdifferenz als große Chance. Jüngere lernen von Älteren und andersrum. Ich sehe das also eher positiv: Je mehr Perspektiven, umso diversifizierter ist die Diskussion.