Kommunalpolitiker einmal aus der Nähe zu sehen, ihnen Fragen zu stellen, Wünsche und Kritik zu äußern – diese Chance hatten Schüler der Waldorfschule Wahlwies bei einem politischen Dialog mit Wolfgang Reuther (CDU), Thomas Warndorf (SPD), Konrad Maneth (FDP), Karl-Hermann Rist (Grüne) und Udo Pelkner (Freie Wähler). Nach der Veranstaltung waren deutlich mehr Schüler überzeugt, jetzt zu wissen, wen sie am Sonntag wählen sollen.

Vorab waren Fragen an die Politiker formuliert worden. Lehrerin Inga Feger betonte, es sei ihr eine Herzensangelegenheit, ins politische Gespräch zu kommen. Sie erhoffe sich, dass aus diesem Treffen von beiden Seiten Ideen mitgenommen würden. Ihr sei es wichtig, dass Jugendliche gehört werden. Um die Vielzahl der Fragen zu gliedern, teilten die Moderatoren Charlotte Felbinger und Adrian Hamm von der Landeszentrale für politische Bildung sie in zwei Bereiche ein – Verkehr und Infrastruktur sowie Natur-/Klimaschutz und Landwirtschaft.

Radwege innerorts oft ein Problem

Adrian Hamm bat die Politiker um kurze Stellungnahmen zu Radwegen und dem Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Danach meldete sich Jonathan, 13. Klasse. Über Land seien die Radwege toll, innerorts oft ein Problem. Er wollte auch wissen, wann das Seehäsle elektrifiziert wird. Thomas Warndorf hätte gerne innerstädtisch generell Tempo 30, das erhöhe die Sicherheit. Man werde die Stadt vermutlich nicht autofrei kriegen. Viele Straßen seien für Radwege zu schmal. Bei Bundes- und Landesstraßen könne die Stadt außerdem nur mitreden, aber nicht entscheiden. Karl-Hermann Rist befürwortete eine stärkere Priorisierung der Radfahrer, die Geschwindigkeitsreduzierung sei ein guter Weg. Man müsse auch andere kreative Lösungen überlegen. Laut Wolfgang Reuther sind die Radwege Bestandteil einer aktuellen Studie. Die Elektrifizierung könne die Kommune allein nicht stemmen, erklärte Konrad Maneth. Reuther führte aus, man habe bereits mehrere Millionen investiert, damit die Grundlagenermittlung und Kostenschätzung erfolge.

Auch der Informationsfluss beschäftigte die Jugendlichen. An wen man sich bei Problemen wenden könne, wollte Schülerin Carla wissen. Karl-Hermann Rist ermutigte sie, sich in der Bürgerfragestunde, mündlich, schriftlich oder über die Homepage der Stadt an die Zuständigen zu wenden. Diese Meldungen seien wichtig. „Häufig erfahren wir Gemeinderäte gar nicht, was los ist. Es gibt ganz selten Anfragen“, sagte Thomas Warndorf.

Klimarat der Schule soll gefördert werden

Im zweiten Teil ging es neben Kiesabbau und Trinkwasserqualität darum, wie die Politiker den Klimarat der Schule, der am Konzept einer klimaneutralen Schule arbeitet, konkret fördern könnten. Karl-Hermann Rist schlug vor, die Gruppe könne ihre Themen und Ergebnisse im Gemeinderat öffentlich vorstellen. Wolfgang Reuther wies auf die Jugendbeteiligung hin, die von der Stadtjugendpflege initiiert worden war. „Auch im Biotopverbund Offenland suchen wir konkrete Projekte.“

Reuther erklärte weiter, die Stadt habe von 1996 bis 2014 rund 33 Prozent CO2 eingespart, der Wert werde weiter steigen. Auch sein SPD-Kollege betonte, man arbeite Schritt für Schritt die Ziele ab. Der Grünen-Vertreter Rist betonte, in der Modellkommune für Biotopvernetzung gebe es noch mehr Möglichkeiten, wo sich der Gemeinderat einsetzen könne.

Politiker sagen, was Sache ist

Einige Schüler äußerten sich im Anschluss. Jonathan betonte: „Es war eine tolle Möglichkeit, in diesem Rahmen ins Gespräch zu kommen.“ Carla sagte, es sei gut gewesen, persönlich mit den Kandidaten in Kontakt zu treten. Die beiden Moderatoren waren zufrieden. „Es war etwas wenig Zeit, aber das Konzept hat ganz gut funktioniert. Die Politiker haben gesagt, was Sache ist und nicht den Schülern nach dem Mund geredet“, befand Adrian Hamm. Lehrerin Inga Feger nahm sich vor, in den Klassen nachzufragen.