Stephan Freißmann

Viele Einwohner der Stadt ächzen unter tausenden von Autos, die an ihren Wohnungen vorbeifahren. Bei der Einwohnerversammlung gab es Neuigkeiten für lärmgeplagte Anwohner zum Thema Ortsumfahrung. Doch auch die Verkehrssituation im Allgemeinen war ein entscheidendes Thema bei der Veranstaltung im voll besetzten Bürgerhaus Adler Post.

Je näher die Ortsumfahrung an der Stadt verläuft, desto mehr Entlastung bringt sie für die Straßen in der Stadt: Zu diesem Schluss kam Verkehrsplaner Reiner Neumann vom Ulmer Büro Modus Consult am Ende seines Vortrags über die Verkehrsuntersuchung, die das Unternehmen 2017 erstellt hat. Denn neben der Erfassung von Verkehrsströmen und Fahrzeugzahlen habe auch die Überprüfung von verschiedenen Korridoren zum Auftrag gehört, in denen eine Umfahrung verlaufen könnte, so Neumann. Eine Umfahrung im Westen der Stadt ist im Bundesverkehrswegeplan im vordringlichen Bedarf verzeichnet, also mit der höchsten Priorität. Auch eine Umfahrung im Osten, zu der es derzeit keine konkrete Absicht gibt, gehörte zur Betrachtung. Dass ortsnähere Trassen mehr Entlastung bringen (siehe Grafik), begründete Neumann damit, dass diese mehr innerstädtischen Verkehr aufnehmen würden als entferntere Umgehungsstraßen. Der Verkehrsplaner sprach sich klar für ortsnahe Routen aus.

Bild 1: Je näher die Ortsumfahrung an der Stadt verläuft, desto mehr Entlastung bringt sie für die Straßen in der Stadt
Bild: Mück, Julia

Neumann betonte, dass die von ihm vorgestellten Varianten nur Trassenkorridore seien, die tatsächlichen Linien für die Straßen müsse man daraus noch entwickeln. Ohne Verkehrsplanung könne die Stadt sich nicht weiter entwickeln, mahnte Neumann. Und es werde auch zu Verkehrsproblemen kommen, wenn die Stadt nicht weiter wachse. Bürgermeister Rainer Stolz sagte, dies sei die entscheidende Botschaft des Vortrags für ihn gewesen. Wenn man sich vom starken Autoverkehr befreien könne, könne man Platz für Fuß- und Radverkehr schaffen – und für eine mögliche Wiederbelebung der Ablachtalbahn, nach der Einwohner Ingo Beck gefragt hatte. Diese nannte Stolz überprüfenswert, Voraussetzung sei allerdings außerdem ausreichend Geld von Land und Landkreisen.

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Zum Thema Verkehr kamen einige Nachfragen der Besucher, etwa zu einer möglichen ortsnahen Straße am Nellenburger Hang. Jörg Pompeuse wünschte sich für diesen Fall einen Tunnel und Jürgen Koterzyna fragte nach Dingen, die über die derzeit präsentierte Trasse kursierten. Stolz sagte, die Stadt werde Stellungnahmen zur Planung des Bundes abgeben, Interessen würden abgewogen. Und Yvonne Guduscheit, Leiterin der Neubauleitung Singen beim Freiburger Regierungspräsidium, erklärte, wie die derzeitige Linie zustande gekommen sei – nämlich automatisch erzeugt, um in den Bundesverkehrswegeplan zu kommen. Eine Kostenschätzung sei dafür nötig. Eine fertige Trasse sei das nicht. Deren Planung soll vor Weihnachten beginnen.

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