Das DRK änderte den ursprünglichen Plan bei der Großübung am Wochenende spontan. Eine Sichterin des DRK bestand darauf, zunächst alle Leichtverletzten und Nichtverletzten zu sichten, um eine Einteilung/Ersteinschätzung der Verletzten nach Schwere der Verletzungen vorzunehmen.
International wird dieses Vorgehen als Triage bezeichnet. Farblich werden dabei die verschiedenen Schweregrade einer Verletzung markiert (rot = sofort, gelb = dringend, grün = nicht dringend, blau = hoffnungslos, schwarz = verstorben). Der Begriff Triage darf jedoch in Deutschland, aufgrund seiner ethisch inkorrekten Nutzung im Dritten Reich, nicht mehr benutzt werden.
Die Sichterin teilte Gruppen der Farben rot, gelb und grün ein. Die Personen der Gruppe „grün“ durften an einem separierten Ort, abseits des Unfallgeschehens, warten. Der Sinn einer Einteilung ist es, die Schwerverletzten tatsächlich priorisiert zu behandeln und ihnen schnellstmöglich Hilfe zukommen zu lassen. Bei einer Katastrophe oder einem großen Unfall sind die umliegenden Krankenhäuser gar nicht in der Lage, so viele Unfallopfer aufzunehmen. Darum muss den Opfern vor Ort geholfen werden – natürlich den Schwerverletzten zuerst. Die farblichen Markierungen helfen den Rettern, auch im Katastrophenchaos, einen Überblick zu behalten.
Warum der Übungsort dort war, wo er war
Der Unfallort war von den Planern der Übung absichtlich so gewählt worden, dass das Gelände zwar abseits der Straße aber dennoch relativ leicht zugänglich war. Mit schräg angelegten Leitern konnten die Zuginsassen entweder gehend (mit den Händen an einem improvisierten Handlauf) oder in einer Schleifkorbtrage aus dem Zug befreit werden.
Nur wenige hundert Meter weiter in Richtung Nenzingen wäre die Rettungsaktion weitaus schwieriger verlaufen: dort ist neben der Bahntrasse ein tiefer Graben, sind dornige Brombeerbüsche, der Hang ist noch steiler und die Fahrzeuge könnten aufgrund des morastigen Untergrunds nicht nah genug heranfahren. In diesem Fall wäre beispielsweise auch der Abrollbehälter zum Schienentransport von Material oder Personen (im Besitz der Feuerwehr Radolfzell) zum Einsatz gekommen, welcher am Samstag zwar herangeholt aber nicht benutzt wurde.