Die größte Gefahr ist gebannt, doch der Einsatz wird noch länger dauern: Seit drei Tagen laufen die Pumpen von Feuerwehr und THW in einem kleinen Waldstück südwestlich der Autobahnanschlussstelle Stockach-Ost. Durch ein verstopftes Rohr hatte sich dort der Mühlbach so stark angestaut, dass befürchtet wurde, die Fundamente eines nahe gelegenen Hochspannungsmasten könnten im aufgeweichten Boden nachgeben. Das hätte in mehrerlei Hinsicht drastische Konsequenzen gehabt.

Die Befürchtung: Blackout in Konstanz

„Die Leitung versorgt Wollmatingen und Konstanz mit Strom“, erklärt Rainer Kempter von Netze BW am Donnerstagabend bei einem Termin am Einsatzort. „Wir waren uns am Anfang nicht sicher, was für Fundamente der Mast hat“, so Kempter.

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Aufgrund des aufgeweichten Bodens habe man davon ausgehen müssen, dass die Standsicherheit möglicherweise nicht mehr gegeben und somit Gefahr im Verzug ist. „Inzwischen konnten wir aber herausfinden, dass der Mast vor einigen Jahren ertüchtigt wurde. Ich bin daher zuversichtlich, dass nichts passieren kann“, so Kempter.

Bernd Metzger, Gruppenführer der Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen beim THW Radolfzell und Steffen Bretzke, Kommandant der Feuerwehr ...
Bernd Metzger, Gruppenführer der Fachgruppe Wasserschaden/Pumpen beim THW Radolfzell und Steffen Bretzke, Kommandant der Feuerwehr Bodman-Ludwigshafen am Einsatzort. Einige Stunden vorher sei das Wasser hier noch fast hüfthoch gestanden. Bild: Hahn | Bild: Dominique Hahn

Bemerkt wurde der Anstieg des Wassers in diesem Bereich bereits Anfang der Woche. „Einen kleinen Tümpel gab es hier schon länger, doch in den vergangenen Tagen muss es zu einem rasanten Anstieg gekommen sein“, erklärt Christoph Stolz, Bürgermeister von Bodman-Ludwigshafen, vor Ort. Nachdem einige Meldungen des Wasseranstiegs eingegangen waren, habe sich die Gemeinde bereits am Dienstagmorgen gemeinsam mit der örtlichen Feuerwehr ein Bild der Lage gemacht. Aufgrund der befürchteten Gefahr für den Mast sei schnell klar gewesen, dass das Wasser rasch abgepumpt werden muss.

Die Luftaufnahmen der Drohneneinheit der Feuerwehr zeigen das Ausmaß, das die Überflutung am Dienstag angenommen hatte. Rechts unten im ...
Die Luftaufnahmen der Drohneneinheit der Feuerwehr zeigen das Ausmaß, das die Überflutung am Dienstag angenommen hatte. Rechts unten im Bild ist die A98 zu sehen. Bild: Feuerwehr Stockach | Bild: Feuerwehr Stockach

„Hier war ein massiver See entstanden. Wir haben am Dienstag begonnen, mit zwei Pumpen von der Feuerwehr Konstanz und dem THW Radolzell das Wasser abzupumpen“, sagt Steffen Bretzke, Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Bodman-Ludwigshafen. Am Mittwochmorgen sei jedoch klar gewesen, dass das nicht ausreicht, und es wurde weitere Verstärkung angefordert. So waren unter anderem auch die Feuerwehr Singen, die Werkfeuerwehr Constellium, das THW aus Waldshut-Tiengen und die Feuerwehr Freiburg vor Ort, um beim Abpumpen des Wassers zu helfen.

Ein großes Aufgebot an Fahrzeugen des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehr war am Donnaerstagabend an der Einsatzstelle aufgereiht.
Ein großes Aufgebot an Fahrzeugen des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehr war am Donnaerstagabend an der Einsatzstelle aufgereiht. | Bild: Dominique Hahn

Über 90 Millionen Liter wurden abgepumpt

Stand Donnerstagmorgen haben die Einsatzkräfte 90 Millionen Liter Wasser abgepumpt, sagt Bretzke. „Man muss bedenken, dass hier Ehrenamtliche in der Ferienzeit rund um die Uhr im Einsatz sind“, betont Bürgermermeister Stolz, der auch selbst im Wasser war und mit angepackt hat. Wie viele Helfer genau im Einsatz waren, kann Bretzke indes noch nicht beziffern. In jeder der sechs- bis zehnstündigen Schichten seien es rund 30 Einsatzkräfte.

Die leistungsstarken Pumpen des Technischen Hilfswerks wurden mithilfe eines Traktors bis in das unwegsame Waldgelände gebracht, um den ...
Die leistungsstarken Pumpen des Technischen Hilfswerks wurden mithilfe eines Traktors bis in das unwegsame Waldgelände gebracht, um den entstandenen See trockenzulegen. | Bild: Dominique Hahn

Womöglich war es tatsächlich der Biber

„Eine belastbare Aussage zur Ursache der Überschwemmung kann man im Moment noch nicht treffen“, erklärt Thomas Buser, Leiter des Amts für Baurecht und Umwelt am Landratsamt Konstanz. Allerdings gebe es einige Anhaltspunkte dafür, dass ein Biber zumindest dazu beigetragen habe, dass ein Kanalrohr, in dem der Mühlbach unter der Autobahn hindurchgeleitet wird, verstopft wurde.

Das hält auch Viktor Gabriel, Biberbeauftragter des Landkreises Tuttlingen, für möglich. „Allerdings glaube ich nicht, dass der Biber allein verantwortlich ist. Möglicherweise war das Rohr schon zuvor mit Schmutz zugesetzt“, erklärt er.

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War man also bei der Gewässerpflege nicht sorgfältig genug? Das schließt das Landratsamt aus. „Wir haben momentan keine Anhaltspunkte dafür, dass es an mangelnder Gewässerpflege liegen könnte“, betont Thomas Buser. Auch Viktor Gabriel bestätigt, dass sich das Rohr über längere Zeit zugesetzt haben könnte, ohne dass man das gemerkt hätte.

Einsatzende ist weiter ungewiss

Wie lange der Einsatz noch dauern wird, ist am Donnerstagabend unklar, macht Steffen Bretzke deutlich. Denn obwohl der Wasserpegel inzwischen deutlich gesunken ist, laufen die Pumpen noch immer und für das Wochenende ist Regen angesagt. Einfach die Verstopfung lösen, geht übrigens nicht. „Wenn wir das machen würden, könnte es aufgrund der Wassermassen zu Schäden im Gebiet der Dietsche kommen. Dort sind die Rohrdurchmesser kleiner, und wir wollten Folgeschäden vermeiden“, erklärt Bretzke.

Das erste Ziel der Einsatzkräfte ist nun, den Bereich komplett trocken zu bekommen. Dann soll die verstopfte Leitung freigespült werden. „Sobald wir uns bis zum Einlauf vorgearbeitet haben, können wir schauen, welche weitergehenden Maßnahmen nötig sind“, sagt Bretzke. Eine Möglichkeit wäre demnach, als Übergangslösung ein Gitter anzubringen, das allerdings jeden Tag kontrolliert werden müsste. Wie das Problem auf Dauer beseitigt werden kann, dafür will das Landratsamt gemeinsam mit dem Biberbeauftragten eine Lösung suchen, wurde beim Pressetermin erklärt.

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„Was wir hier gerade machen, ist lediglich eine Sofortmaßnahme. Wie eine dauerhafte Lösung aussieht, muss sich noch zeigen“, erklärt Thomas Buser, Leiter des Amts für Baurecht und Umwelt am Landratsamt Konstanz. Wenngleich der Biber nicht als einzige Ursache für den Rückstau ausgemacht werden könne, sollen dennoch Vorkehrungen getroffen werden, damit er hier nicht mehr aktiv wird.

Keine Gefahr für die Autobahn

Neben den Blaulichtorganisationen und Netze BW war auch die Autobahn GmbH des Bundes in den Einsatz eingebunden, denn das überflutete Gebiet befindet sich in direkter Nähe zur Autobahn 98. Wie Gerald Schmidt, Außenstellenleiter der Autobahn GmbH in Freiburg erklärt, bestehe für die Autobahn jedoch keine unmittelbare Gefahr.