Noch immer ist der Druck hoch auf den Landkreis Konstanz: Nach wie vor kommen viele Flüchtlinge vor allem aus der Ukraine und suchen Schutz in Deutschland. Aus diesem Grund wurden die kreiseigenen Hallen in den vergangenen Wochen zu Notunterkünften ausgebaut. So auch die Sporthalle des Berufsschulzentrums Stockach (BSZ).

Aktuell laufen dort noch die letzten Arbeiten. Doch sobald die Uhlandhalle in Singen voll ist, ziehen die ersten Flüchtlinge in die Stockacher Halle ein. „Das könnte voraussichtlich am kommenden Donnerstag der Fall sein, aber ganz genau können wir es nicht abschätzen, da es einfach davon abhängt, wie viele gerade ankommen“, sagt Andrea Gnädinger, stellvertretende Leiterin des Amts für Migration und Integration beim Landratsamt Konstanz.

Das könnte Sie auch interessieren

Schlafen im Zwölfbett-Zimmer

102 Menschen sollen hier dann Platz finden. In Parzellen mit je zwölf Betten. Das einzige, was ein bisschen Privatsphäre bietet, sind mit weißen Planen bespannte Bauzäune, die einzelne Parzellen voneinander trennen. Die Stimmung in der noch menschenleeren Halle wirkt bedrückend.

Blick von oben in die Parzellen: Je zwölf Menschen schlafen in einem Abschnitt.
Blick von oben in die Parzellen: Je zwölf Menschen schlafen in einem Abschnitt. | Bild: Dominique Hahn

„Dies ist eine der letzten großen Hallen im Landkreis, die wir noch belegen können“, sagt Gnädinger. Danach kommt noch die Halle des BSZ Radolfzell an die Reihe „und das war es dann mit den kreiseigenen Hallen“, macht Gnädinger deutlich.

Die Einrichtung ist spartanisch

Die Unterkunft ist spartanisch eingerichtet: In den Schlafparzellen stehen Stockbetten aus Metall, für jedes Bett steht ein schmaler Spind zur Verfügung. Strom gibt es nicht in den Parzellen. An der Stirnseite der Halle gibt es einen großen Aufenthaltsbereich mit Tischen, Stühlen und Kühlschränken, in denen die Flüchtlinge ihre Lebensmittel lagern können. Daneben ein kleiner Raum mit mehreren Steckdosen. „Das ist der Handy-Aufladeraum“, erklärt Sozialarbeiter Mesut Mujezinovic.

Im Handy-Aufladeraum gibt es Steckdosen, an denen die Geflüchteten ihre Mobiltelefone aufladen können. In den Schlafparzellen gibt es ...
Im Handy-Aufladeraum gibt es Steckdosen, an denen die Geflüchteten ihre Mobiltelefone aufladen können. In den Schlafparzellen gibt es keine Stromanschlüsse. | Bild: Dominique Hahn

Eine der einzigen Annehmlichkeiten, die in der Halle zur Verfügung steht, ist das W-Lan, über welches die Geflüchteten Zugriff auf das Internet haben. Das sei wichtig für die Kommunikation, auch weil es dabei hilft, wichtige Formalitäten zu erledigen. „Viele der Kinder, die hier ankommen, werden außerdem mittels Homeschooling, also durch Fernunterricht, unterrichtet“, so Mujezinovic.

Das könnte Sie auch interessieren

Hallen sollen so schnell wie möglich wieder frei sein

Der Schul- und Vereinssport, der normalerweise in der Halle stattfindet konnte inzwischen größtenteils auf andere Stockacher Hallen, insbesondere die Nellenburghalle verteilt werden (der SÜDKURIER berichtete). „Wir sind nicht gerne in diesen Hallen“, betont Andrea Gnädinger. Aus diesem Grund plane der Landkreis, insgesamt fünf Leichtbauhallen mit einer Kapazität von je 400 Plätzen zu errichten. Sobald diese bezogen werden können, würden die Sporthallen wieder für den Schul- und Vereinssport frei.

Der Aufenthaltsbereich mit Kühlschränken, in denen die Geflüchteten ihre Lebensmittel lagern können.
Der Aufenthaltsbereich mit Kühlschränken, in denen die Geflüchteten ihre Lebensmittel lagern können. | Bild: Dominique Hahn

„Wir sind der Stadt Stockach sehr dankbar, dass sie für die Übergangszeit gute Ausweichmöglichkeiten gefunden hat. Die Zusammenarbeit klappt hier sehr gut“, sagt Gnädinger erfreut. Bis wann die Leichtbauhallen kommen sollen, steht indes noch nicht fest. Sobald die Grundstücksfrage geklärt sei, dauere es etwa drei bis vier Monate, bis die Hallen bezugsfertig seien.

Aller Voraussicht nach wird das also dieses Jahr nicht mehr der Fall sein, erklärt Marlene Pellhammer, die Pressesprecherin des Landratsamts Konstanz.

Muss Stockach eine weitere Halle abgeben?

Indes gibt es schon eine Liste mit weiteren kommunalen Hallen im Landkreis, die übergangsweise mit Flüchtlingen belegt werden könnten, falls die Zahlen der Neuankömmlinge weiter steigen. Auf dieser Liste, die dem SÜDKURIER vorliegt, steht mit der Jahnhalle auch eine weitere Halle in Stockach. Wie wahrscheinlich es ist, dass auch sie mit Flüchtlingen belegt werden muss, lasse sich im Moment noch nicht abschätzen.

Gekocht werden muss in einem Küchencontainer, der eigens vor der Halle aufgestellt wurde. Aktuell werden hier noch Spülbecken für den ...
Gekocht werden muss in einem Küchencontainer, der eigens vor der Halle aufgestellt wurde. Aktuell werden hier noch Spülbecken für den Abwasch eingebaut. | Bild: Dominique Hahn

Alle 19 kreiseigenen Notunterkünfte zusammengerechnet, hat der Landkreis Kapazität für 2180 Flüchtlinge. Zum Stand 16. September waren bereits rund 1750 Plätze belegt. „In der Regel haben wir momentan rund 100 Zugänge, die uns pro Woche durch die Landeserstaufnahmestelle zugewiesen werden, und zusätzlich 23 Direktzugänge pro Woche“, sagt Gnädinger. Marlene Pellhammer fügt hinzu: „Wir rechnen im Moment nicht damit, dass der Zustrom weniger wird. Dafür gibt es momentan keine Anzeichen.“

Das könnte Sie auch interessieren