Geschichten waren schon immer sein Ding. Der 1982 in München als Nico Dmeiri geborene Autor erinnert sich, dass er bereits im Kindergarten andere Kinder mit seinen Erzählungen überzeugen konnte – auch wenn die meisten davon erfunden waren.
Dmeiri kam mit zwei Jahren ins Pestalozzi Kinder- und Jugenddorf nach Wahlwies, wo er bis zu seiner Volljährigkeit in einer Pflegefamilie aufwuchs. Noch heute hat er Kontakt zu seinen Pflegeeltern. 2015 veröffentlichte er sein erstes Buch, im vergangenen Jahr erschien sein zweiter Roman.
Erstes Buch nicht mehr zu haben
Der 39-Jährige erzählt, er habe schon als Kind viel gelesen. „Zum Beispiel Bücher von Stephen King. Damals habe ich mir vorgenommen, sowas auch mal zu machen.“ Im ersten Buch habe er unter anderem seine Scheidung verarbeitet. Diese Phase seines Lebens habe ihn zum Schreiben inspiriert, er habe auch viel Zeit dafür gehabt. „Ich wollte es mal ausprobieren und habe dieses Buch eher für Freunde gemacht.“
Die ermutigten ihn, sein Werk doch zu veröffentlichen. Inzwischen sei es jedoch nicht mehr zu bekommen, denn er habe sich bewusst dazu entschieden, es aus dem Verkauf zu nehmen. „Es hat mir vom Schreibstil nicht mehr gefallen und es passt auch nicht mehr zu mir“, sagt er. Abgesehen davon sei es cool, etwas zu haben, das andere Menschen interessiert, sie aber nicht haben können, fügt er augenzwinkernd hinzu.
„Es ging nicht so sehr um Handlung“
Bei seinem Erstlingswerk habe er im Winter 2015 ohne große Vorbereitung angefangen. „Ich habe mir einen Charakter ausgedacht und den ganz groben Rahmen. Es ging nicht so sehr um Handlung, sondern mehr um Atmosphäre. Ich wollte eine zerstörte Persönlichkeit darstellen.“ Manchmal habe er ein oder zwei Wochen lang nicht gewusst, wie es weitergehen würde. Beim Joggen oder beim Waldspaziergang seien ihm aber plötzlich wieder Ideen gekommen.
Obwohl das Buch am Bodensee spielte, seien die Orte eher fiktiv gewesen. „Da gab es nichts real Existierendes, vieles war erfunden. Ich habe mich anfangs auch wirklich schwergetan, Orte zu beschreiben. Da habe ich mich beim zweiten Roman mehr reingefuchst.“
Über Ehe und psychische Probleme
Für das zweite Buch mit dem Titel „In Dir“ hat sich Dmeiri eine Charakterdatenbank angelegt. Er sagt: „Ich habe mir das Wichtigste von Anfang an überlegt, also die Rahmenhandlung, den Anfang und das Ende. Dadurch habe ich es besser geschafft, einen Spannungsbogen aufzubauen.“ Er habe den handelnden Personen vor dem Schreiben Eigenschaften zugeordnet und notiert, wie seine Protagonisten aussehen, handeln und sich verhalten, erklärt er.
Inhaltlich dreht sich in dem 240 Seiten dicken Taschenbuch alles um ein Ehepaar, bei dem die Frau mit verschiedenen psychischen Problemen kämpft. Trotz Therapien geht es bergab und sie beginnt, durchzudrehen.
„Ich mag gerne Mystisches“
Dmeiri, der unter dem Pseudonym Nicos Damery schreibt, setzt auch Grusel- und mystische Elemente ein. Er verrät: „Ich mag gerne Mystisches und Übernatürliches – auch wenn ich nicht daran glaube. Der Leser soll verunsichert werden. Es gibt einige falsche Fährten.“ Er selbst empfinde nicht so schnell Grusel, sei aber gespannt, ob das bei anderen gelinge.
Ein paar Testleser hätten ihm beim letzten Feinschliff geholfen, auch seine jetzige Frau habe ihm viel Feedback gegeben, sagt er dankbar. Und er habe viel in Internetforen gelesen, um zu erfahren, wie andere Menschen sich in bestimmten Situationen fühlten. Sichtweisen und Dinge zu beschreiben, die man selbst nicht erlebt habe oder kenne, sei für ihn große Kunst und eine große Herausforderung.
Ideen für ein drittes Buch
Trotz des schwierigen Inhalts ist der Roman nicht nur düster, wie Dmeiri betont. „Das Thema Freundschaft spielt auch eine sehr wichtige Rolle. Beim Leser soll was hängen bleiben, nämlich die Botschaft, dass man auch, wenn man etwas älter ist, noch ganz wichtige, tolle Freunde kennenlernen kann.“ Das Buch gibt es auch als E-Book und bald als Hörbuch. Eine Bekannte habe es für ihn eingelesen, berichtet er.
Im Hinterkopf sortiert er bereits Ideen für ein drittes Buch, mit dem er sich aber Zeit lassen will. Er sei noch nicht sicher, in welche Richtung es gehen werde. Seine eigene Geschichte werde möglicherweise Einfluss haben. Er wolle aber auch eine Frau als Hauptcharakter einsetzen. Vielleicht komme am Ende dann sogar etwas Romantisches heraus.