Mit einer saftigen Geldstrafe im Gepäck hat ein 48-Jähriger Mann aus Stockach jüngst das örtliche Amtsgericht verlassen. Grund dafür war, dass er zwei anderen Männern in insgesamt mindestens fünf Fällen sein Auto überlassen hat, obwohl beide keinen Führerschein hatten. Doch im Prozess stellte sich heraus, dass dahinter noch eine ganz andere Geschichte steckt, welche die Polizei schwer beschäftigt.

Aber von Anfang an: Zum Prozess vor dem Stockacher Amtsgericht war es gekommen, weil der 48 Jahre alte Angeklagte Einspruch gegen zwei Strafbefehle erhoben hat, in denen er beschuldigt wurde, in mehreren Fällen zugelassen zu haben, dass jemand mit seinem Auto fährt, der keinen Führerschein hat.

In einem Punkt bekennt er sich schuldig

Zudem soll er einmal selbst mit einem Auto unterwegs gewesen sein, für das zu diesem Zeitpunkt kein Versicherungsschutz bestand. In diesem letzten Punkt zeigte sich der Angeklagte einsichtig. „Die Versicherung war abgelaufen, ich hatte vergessen zu bezahlen. Da bin ich schuldig“, betonte er.

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Im ersten Fall habe er sich den Führerschein des Mannes zeigen lassen, der am 20. September in der Goethestraße und nur fünf Tage später in der Heinrich-Fahr-Straße mit dem VW Golf des Angeklagten erwischt wurde – und dabei keine gültige Fahrerlaubnis vorweisen konnte.

Bei dem italienischen Führerschein, den der Mann dem Angeklagten präsentiert hatte, habe es sich nämlich um eine „billige Fälschung“ gehandelt, wie der als Zeuge aufgerufene Polizeibeamte erklärte, der in diesem Fall ermittelt und noch weitere spannende Erkenntnisse parat hatte.

Es wird noch kurioser

Diese bezogen sich auf den zweiten, weitaus kurioseren Fall, rund um einen zwielichtigen Bekannten. Dieser habe sich ein neues Auto gekauft und den Angeklagten gebeten, dieses auf seinen Namen zuzulassen – weil er selbst keinen Führerschein habe. „Ich sollte mit dem Auto sein Kind in den Kindergarten und seine Frau zum Einkaufen fahren. Den Schlüssel musste ich aber immer bei der Familie lassen“, erklärte der Angeklagte.

Für die Richterin ein Schuldeingeständnis: „Dann ist Ihr Einwand gegen diesen Strafbefehl eine absolute Zeitverschwendung“, unterbrach Rebecca Jenike die Ausführungen des Angeklagten, denn mit dieser Aussage sei er schon geständig. „Wenn Sie das Auto samt Schlüssel bei der Familie lassen, dann nehmen Sie ja geradezu in Kauf, dass damit gefahren wird“, erklärte sie. Drei Zeugen konnten bestätigen, dass genau das auch passiert ist. Einmal sei der Mann sogar in einen Unfall verwickelt gewesen.

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Bekannter hat einiges auf dem Kerbholz

Besonders spannend wurden hierbei die Ausführungen des ermittelnden Polizeibeamten. Denn seit mehr als einem Jahr tauche dieser Mann, für den der Angeklagte ein Auto auf seinen Namen angemeldet hat, immer wieder auf dem Radar der Polizei auf. Unter anderem wegen Urkundenfälschung. Wie die Polizei über das Ordnungsamt erfahren habe, laufen gegen ihn auch 16 Verfahren wegen Fahrzeugen, die ohne Zulassung im öffentlichen Verkehrsraum abgestellt waren.

Nicht nur der Führerschein war gefälscht

Zudem bestehe hierbei ein Zusammenhang zu dem Mann, dem der Angeklagte seinen eigenen VW Golf geliehen hatte, denn offenbar sei dieser ebenfalls in die 16 Ordnungswidrigkeitsverfahren verwickelt. Der ermittelnde Beamte fügte zudem hinzu, dass der Mann zusätzlich zum gefälschten Führerschein auch noch einen verfälschten rumänischen Ausweis bei sich hatte.

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„Inzwischen haben sich die beiden Männer samt Familie offenbar nach Rumänien abgesetzt“, so der Polizist weiter. Die Staatsanwältin betonte in ihrem Plädoyer, dass sie es als erwiesen ansehe, dass die Taten so geschehen sind, wie sie im Strafbefehl vermerkt waren und vor Gericht geschildert wurden. Vor diesem Hintergrund forderte sie eine Strafe von 140 Tagessätzen zu 10 Euro, also insgesamt 1400 Euro.

Nach Bewertung der persönlichen Verhältnisse des arbeitslosen Angeklagten und der positiven Wertung seines Geständnisses im Fall des Fahrens ohne Versicherungsschutz verurteilte Richterin Jenike den Angeklagten zu 120 Tagessätzen á 10 Euro. Die Gesamtstrafe beläuft sich damit auf 1200 Euro.