Wolfgang Kubicki ist bekannt für seine markigen Sprüche. Nicht nur seine politischen Gegner werden immer wieder Opfer der spitzen Zunge des diesjährigen Beklagten vor dem Narrengericht. Wenig überraschend ist es daher, dass er auch seinen Auftritt in Stockach nutzte, um zum Rundumschlag auszuholen.
Dabei blieben auch das hohe grobgünstige Kollegium und die Stadt Stockach nicht vor den Sticheleien des stellvertretenden Bundesvorsitzenden der FDP und Vizepräsidenten des Deutschen Bundestags verschont.

Was Stockach und Berlin gemeinsam haben
So berichtete Kubicki etwa bereits beim Empfang im Bürgerhaus Adler Post, dass er bis vor Kurzem gar nicht gewusst habe, dass es Stockach überhaupt gibt. Was er aber mittlerweile erfahren habe sei, dass hier selten die Sonne scheine. „Das schöne Wetter habe ich gestern mitgebracht und ich nehme es wieder mit, sollte ich nicht in den Weinkeller eingekerkert werden“, drohte Kubicki.
Dass seine Aussage, man könne in Berlin zum Säufer und Hurenbock werden, vom Narrengericht gegen ihn verwendet wurde, verstehe er nicht. „Ich habe schließlich nicht ausgeschlossen, dass das auch in Stockach geht.“ Auch die Anreise in die Hans-Kuony-Stadt sei ihm schwer gefallen, weil der Fuhrpark der FDP derzeit etwas ausgedünnt sei. „Wir haben nur noch Porsche und Panzer“, scherzte Kubicki vor dem Narrengericht.
Vor einer Anreise mit der Bahn habe man ihm abgeraten, weil sie entweder gar nicht komme oder unpünktlich. „Michael Theurer, der Bahnbeauftragte der Bundesregierung hat mir empfohlen: Nimm lieber das Flugzeug“, so Kubicki.
Friedrich Merz ist kein Flugzwerg
Der CDU-Vorsitzende und Stockacher Laufnarr Friedrich Merz, der schon jüngst bei einer Karnevalsveranstaltung in Aachen von Kubickis Parteifreundin Marie-Agnes Strack-Zimmermann sein Fett weg bekommen hat, blieb auch in Stockach nicht verschont.

Er habe Kubicki angeboten, ihn mit seinem Privatflugzeug nach Stockach zu fliegen. Das habe Kubicki aber abgelehnt. „Denn in letzter Zeit habe ich Zweifel an seinem Orientierungssinn. Wer weiß, wo der mich abgesetzt hätte? Im Übrigen wäre ich mir ja vorgekommen wie ein kleiner Pascha.“ Damit spielte er darauf an, dass Merz jüngst für eine Kontroverse gesorgt hatte, als er in einer Talkshow die Söhne von Migranten als „kleine Paschas“ bezeichnet hatte.
Dass Friedrich Merz ein „Flugzwerg“ sei, wie es Strack-Zimmermann beim Aachener Karneval gesagt hatte, kann Kubicki aber nicht bestätigen. „Dazu ist er viel zu groß. Wenn dann ist er höchstens ein Überflieger und ich hoffe, er wird kein Wegflieger.“
The Länd – Mehr als eine Schnapsidee
Kubickis Motto: „Lieber dem Geist des Weines frönen als der Medusa der Hanfpflanze.“ Letztere wolle der Grünenpolitiker Cem Özdemir im nächsten Jahr ja auch in Baden-Württemberg anpflanzen lassen. „Aber ich muss sagen, wer sein Land The Länd nennt, der muss das schon mal probiert haben“, scherzte Kubicki und wurde bei „The Länd“ schon von den Lachern des Publikums unterbrochen.
Dieser Witz hat ihm selbst am besten gefallen
Den Anklagepunkt „Königsmord“ hielt der Beklagte Kubicki für den Dümmsten überhaupt, schließlich sei die Monarchie in Deutschland lange abgeschafft und der letzte Badische Großherzog schon 1928 verstorben. Am Tod dieses Herrschers sei er gänzlich unschuldig, betonte Kubicki.
„Hierfür rufe ich Winfried Kretschmann als Entlastungszeugen auf. Er dürfte immerhin der letzte noch lebende Zeitzeuge sein“, erklärte Kubicki und fügte nach dem schallenden Gelächter und Applaus des Publikums mit einem verschmitzten Grinsen hinzu: „Das hat mir auch am besten gefallen.“

Bei einem Herrscher wie Kretschmann sei ihm allerdings klar, dass man am Narrengericht wieder von Königen spricht. „Aber Sie brauchen keinen Tyrannenmord“, erklärte Kubicki in Richtung von Kläger Wolfgang Reuther. „Sie können den auch einfach abwählen.“
Kubickis Lieblingsgegner
Der einzige König, den er jemals aus vollem Herzen angegriffen habe, sei „der Talkshowkönig, Herrscher der Studien, der Prince of Lanz, Karl Lauterbach“. Mit ihm habe er sich darauf verständigt, dass Lauterbach der bessere Mediziner und er der bessere Jurist sei. „Aber am Schluss entscheiden die Juristen“, so Kubicki.
Immerhin sei der unverwüstliche Karl Lauterbach eine wahre Frohnatur im Kabinett. Täglich strahle er mit jeder Faser seines Körpers aus, dass er ein Hort der Glückseligkeit, des Zukunftsoptimismus und der Lebensfreude ist, so Kubickis sarkastisches Urteil über den SPD-Gesundheitsminister.
Er wäre indes froh, wenn Lauterbach sich ausschließlich auf die Anwesenheit in Talkshows konzentrieren würde. „Die freie Stelle des Gesundheitsministers könnte dann mit jemandem besetzt werden, der oder die oder das mit Zuversicht arbeitet und nicht mit Angst.“
Feministische Außenpolitik muss top gestylt sein
Um vor dem Narrengericht einen guten Eindruck zu machen, sei Kubicki kurz vorher noch beim Friseur gewesen und habe diesen auch aus eigener Tasche bezahlt, berichtete er. „Dass unsere Außenministerin Annalena Baerbock für 136.000 Euro pro Jahr eine persönliche Stylistin beschäftigt, natürlich auf Kosten der Steuerzahler, hat mich dann doch schon überrascht“, so Kubicki, der daraus den Schluss zieht: „Das ist feministische Außenpolitik.“

Auch Parteifreunde bekommen ihr Fett weg
Der „smarte“ Christian Lindner, der als Finanzminister solide den Haushalt verwalte, trage zu Kubickis Erheiterung im Politikalltag bei. Schließlich betone dieser immer wieder, die Zahlen blieben unverändert. „Nur das Vorzeichen ändert sich“, so Kubicki.
Sehr zu schätzen wisse er auch die Gespräche mit Bundeskanzler Olaf Scholz, „mit dem man jeden Tag neu das gleiche Problem diskutieren kann, weil er sich an das Gespräch von gestern schon nicht mehr erinnert.“