Die Mehrfachpremiere und vor allem zwei Bunte Abende unter erschwerten Bedingungen sind in Ludwigshafen rundum gelungen. Das freute die Narren der Seehasen und vor allem Zunftmeister Oliver Thum, für den dies der erste Bunte Abend in seinem Amt war. Er zeigte sich von der Resonanz überwältigt. Er lobte nicht nur die Akteure, sondern war der Gemeinde dankbar, dass die beiden Veranstaltungen trotz Kindergarten-Baustelle nebenan im Gemeindezentrum stattfinden konnten.
Mitglieder der närrischen Gliederungen, der Hasenrat, kreative Einwohner, der Narrensome, Sportler und Musiker sorgten in allerlei Hinsicht für das wortwörtlich bunte Programm: Sie hatten farbenfrohe Kostüme und fantasievolle Requisiten. Die großen und kleinen Narren bewiesen bei Tanznummern ihr Können. Da wirbelten die Kinder des Narresome als FBI, Swat oder Krankenschwestern herum, als sie durch die Quarantäne tanzten.
Die TVL-Tänzerinnen brachten den Wilden Westen auf die Bühne und im Tanz aller Gliederungen ging es in einem Sommerurlaub nach Bella Italia im Jahr 1982. Die Seehasen und Bäume machten eine Häfler Wiesn Gaudi mit passender Tanzmusik. Die Holzer brachten in witzigen Kostümen Lateinamerika auf die Bühne und mit den Wild Boys vom TV Ludwigshafen und einem Absprung-Trampolin wurde es so akrobatisch auf der Bühne, dass sie manchmal recht knapp unter der Decke waren.
Bestechung durch die Seehasen-Mafia
Die berühmten Ermittler Inspektor Clouseau und Detektiv Sherlock Holmes wetteten miteinander, wer den Mord am Bolu-Train zuerst aufklären kann. Sie hatten dabei allerlei Verdächtige, wer das Gefährt auf dem Gewissen haben könnte. Sherlock sah den Mörder in Bodman: „Die hon‘d den Zug dort niederg‘macht, jetzt hon sen um die Ecke g‘bracht“, so sein Fazit mit Verweis auf den Bunten Abend im vergangenen Jahr in Bodman. Sie ermittelten aber auch in der Häfler Unterwelt bei der Seehasen-Mafia.

Und wer war‘s nun? Tja, Sherlock Holmes ließ sich bestechen und Clouseau, der keinen Bodmaner Wein als Wetteinsatz trinken wollte, stimmte schließlich auch zu: „Bevor ich trinke von diesem Wein einen Kübel, ist Bestechung doch das kleinere Übel.“
Zeitreise mit Columbus und dem Traumschiff
Nach diesem Krimi auf der Bühne ging es auf Zeitreise. Günter Weiß stand als Columbus am Steuerrad, war auf der Suche nach dem Heimathafen und fand einen Kettenbrief aus vier Flaschenpost-Flaschen mit der Geschichte um Regent Matthias, der einen Nachfolger für sich fand: „Mitteilungsblatt – Matthias keinen Bock mehr hat. Seine Elke war verschupft, weil von einem Termin zum anderen hupft .“ Nach einer Zeitreise stand plötzlich das Traumschiff auf der Bühne, dessen Reise mit einem kleinen Feuerwerk endete.
Die Mitglieder des Hasenrats konnten sich in ihrem Sketch richtig austoben und nochmal Rotzlöffel werden. Sie saßen an Schulbänken der „Hasenrat Agademiger Schule“ und zeigten ihrem Lehrer und dem Publikum, was sie gelernt hatten. Ganz wichtig war dabei die Bedeutung von Autokennzeichen, die sie sich gut gemerkt hatten: LB steht zum Beispiel für Ludwigshafen-Bodman, VS für „von Sipplingen“, STO bezieht sich auf „von St. Otmar“ und TUT heißt „total unnötige Touristen“.
Auf Abfrage trugen die Hasenrat-Schüler kleine Gedichte zu den Gliederungen der Seehasen vor. Am wichtigsten war in der Schulstunde die Erkenntnis zum Narrenbaum: „Der schönste Baum im ganzen Land seit jeher an der Krone stand.“
Abschiedslieder und Tratsch beim Putzen
Die „Häfler Freiheit“ trat zum voraussichtlich letzten Mal auf und riss das Publikum von den Stühlen, als sie unter anderem den Narrenbaum besangen. Die Besucher klatschten und stimmten mit ein. Mit einem Sketch wurde es nochmal etwas ruhiger, ehe die Stimmung ihren Höhepunkt reichte.
Petra Kaupert und Claudia Rotter unterhielten sich als Rathaus-Putz-Geschwader über Männer, den neusten Tratsch und was für „ein Sahneschnittchen“ der neue Bürgermeister Christoph Stolz sei. Sie mutmaßten, er habe sich Ludwigshafen beworben, weil er nicht nur am Tor zum Bodensee stehen wollte, sondern jeden Tag vom Bürofenster die schöne Aussicht genießen wollte. Musiker des Musikvereins heizten schließlich kurz vor dem Finale richtig ein, ehe es ins Finale überging, bei dem alle nochmal auf die Bühne kamen und tosenden Applaus erhielten.
Geburtstagsständchen und Bürgermeister-Büttenrede
Der Samstag wartete noch mit zwei Überraschungen auf: Da Christoph Stolz am Tag zuvor Geburtstag hatte, erhielt er ein Ständchen, in das alle Anwesenden einstimmten. Und nach Mitternacht erhielten weitere Geburtstagskinder im Saal ein Ständchen der Musiker. Der nun 31-Jährige stand nach der Pause plötzlich auf der Bühne und hielt eine Büttenrede. Unter dem Titel „Narrenzügle“ erzählte in Reimen „den Streich von den Stolzbuan und der Mobilität“. Nachdem er und sein Bruder als Kinder das Auto des Vaters umparken wollten und das schiefgegangen sei, habe er es beichten müssen: „Ihr hättet des Vaters Augen sehen sollen, als ich ihm riet mit stolzer Mine: Papa, Verkehr gehört auf die Schiene.“
Selbstironisch reimte er weiter über Fahrzeuge, den Bolu-Train, den es nicht geben wird, und zeigte ein Video, wie er in der Partnerstadt Mügeln ein lustiges Schienenfahrzeug probefahren durfte. Aber er hatte auch Ideen für die heimischen Fußballer, die mit dem Besuch des FC-Liverpool im vergangenen Jahr zu tun hatten. Ob Jürgen Klopp nun wirklich Co-Trainer beim FC Bodman-Ludwigshafen wird, blieb aber offen.