In Orsingen-Nenzingen startete der Schmotzige Dunschtig schon früh. Die Orsinger Zimmerer trafen sich um 8 Uhr. Ein Teil von ihnen zog in den Narrenstall, um die Scheren, andernorts heißen sie Schwalben, zu binden, mit denen am Nachmittag der Narrenbaum gestellt wird. Die anderen suchten im Gemeindewald einen Baum aus. Genau genommen fielen dabei sogar zwei Bäume, da ein gerade gewachsener Stamm und eine schöne Dolde benötigt wurden.

Bald war der lange Baum verladen und von allen Ästen befreit. Denn die werden zum Verschwerten des Stammes im Narrenbaumloch genutzt oder fürs Lagerfeuer aufbewahrt. Bürgermeister Stefan Keil verteilte Schnaps an die fleißigen Zimmerer. Parallel hatten die älteren Zimmerer bereits den Grill beim sogenannten Zigeunerplatz in Betrieb genommen. Die Männer stärkten sich mit Steak, Brot und Getränken. Auch Alt-Bürgermeister Bernhard Volk ließ es sich schmecken.

Die Narren stürmten das Rathaus in Nenzingen. Dort wurden sie mit kühlen Getränken und Brezeln von den Mitarbeiterinnen der Verwaltung ...
Die Narren stürmten das Rathaus in Nenzingen. Dort wurden sie mit kühlen Getränken und Brezeln von den Mitarbeiterinnen der Verwaltung empfangen. | Bild: Claudia Ladwig

Bei Lindenwirts wurde der Baum geschmückt. „Jedes Kind durfte ein Narrenbändel gestalten. Beim Fällen bekommt es sein Bändel mit einem Stück vom Narrenbaum zurück“, erzählte Zimmerer Markus Schenk. Im Ort waren zeitgleich 14 Gruppen unterwegs, um Spenden für das große Vesper auf dem Torkel zu sammeln. Dafür klapperte jede Gruppe zwei oder drei Straßen ab.

Die Machtübernahme im Nenzinger Rathaus

Die Anschuldigungen, die Narrenpräsident Marius Leithe gegen Bürgermeister Stefan Keil wenig später in Nenzingen erhob, wogen schwer: Er habe sein Rathaus nicht im Griff und er fahre ein E-Auto, obwohl es am Rathaus keine Ladesäule gebe. Zum Laden müsse er daher zum Bauhof nach Orsingen fahren und zum Zeitvertreib gehe er nebenher baden. Allerdings gebe es auch keinen Platz mehr für eine Ladesäule, da alle Parkplätze rund ums Rathaus nur noch befristet nutzbar seien.

Am Ende half auch eine gute Verteidigungsrede nichts: Bürgermeister Stefan Keil musste den Rathausschlüssel an die Narren übergeben.
Am Ende half auch eine gute Verteidigungsrede nichts: Bürgermeister Stefan Keil musste den Rathausschlüssel an die Narren übergeben. | Bild: Claudia Ladwig

Der Tag des Bürgermeisters bestehe daher bloß aus Pausen, weil er alle zwei Stunden zum Parkplatz eile, um Strafzettel zu vermeiden. Das eingesparte Geld solle er endlich für die Freigetränke einsetzen, die er zum Einstand als Bürgermeister versprochen hatte, forderte Leithe. Noch dazu habe man schließlich das große Notstromaggregat an Stockach verkauft, an Geld könne es also nicht mangeln.

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Stefan Keil hielt dagegen, er kompensiere mit seinem E-Auto das Fahrzeug des Ministerpräsidenten. Und der Gemeinderat habe gesagt, jeder lade sein E-Auto daheim und man brauche keine öffentliche Ladesäule. Das Notstromaggregat sei auch ungeeignet zum Laden gewesen und seit er regiere, gebe es am Schmotzige neben Sekt auch Bier – für die Holzer sogar eine Extra-Kiste.

Alles Reden half nicht, am Ende hielt Narrenbürgermeisterin Sandra Bold den goldenen Schlüssel in den Händen und die Narren stürmten ins Rathaus.