Eine Bahnfahrt, die ist lustig, eine Bahnfahrt, die ist – mit Verlaub echt ekelhaft. Denn wenn man sich im Zug umschaut, wird die Melodie des berühmten Kinderliedes schnell von einem anderen, weniger fröhlichen Ton übertönt. Die Fenster, geschmückt mit schmierigen Fettflecken, präsentieren ein wahres Mosaik der Unsauberkeit, das jeder Reisende auf seine eigene Art und Weise ergänzt. Da lehnen sich müde Fahrgäste mit Mützen an die Scheibe und wischen dankenswerterweise die Sicht wieder frei – ein Akt der Nächstenliebe vielleicht, der jedoch nur die Symptome behandelt.

Glück bedeutet, dass die Bordtoilette defekt ist

Der Blick wandert weiter und bleibt an den dunkelgrünen und blauen Flecken in den Silikonfugen hängen. Diese erinnern an den schwarzen Schimmel in veralteten Duschen, die in einem ordentlichen Haushalt längst mit aggressiven Reinigungsmitteln bekämpft worden wären. Was sich wohl alles unter dem Mikroskop tummeln könnte, möchte man lieber nicht wissen. Augen zu und durch lautet die Devise.

Neben den undefinierbaren Flecken an den Wänden und den klebrigen Pfützen auf dem Boden gibt es ein weiteres, besonders unangenehmes Sauberkeitsproblem: die Bordtoiletten. Man kann von Glück sprechen, wenn sie defekt sind – und das kommt nicht selten vor.

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Ich persönlich habe mir angewöhnt, vor einer Bahnfahrt nicht zu viel zu trinken. Andernfalls könnte ich das Schicksal einer Frau teilen, die kürzlich von Radolfzell nach Ulm fuhr. Sie tanzte unruhig von Bein zu Bein, bis sie endlich an der Reihe war. Sie sprang schneller raus als rein, schaute die anderen Reisenden mit weit aufgerissenen Augen an und sagte: „Das war wirklich heftig!“ Eine eindringliche Warnung für alle, die es mit dem Trinken übertreiben.

Neurose durchs Bahnfahren?

Sollte mich der Ruf der Natur vor der Ankunft ereilen, bleibt mir nur die Möglichkeit, auszusteigen, eine hoffentlich saubere Bahnhofstoilette vorzufinden und in die nächste Bahn zu springen – das ist sicher. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich durch das Bahnfahren leichte Neurosen entwickelt habe. Ich trage mittlerweile Kleidung, die ich nach längeren Fahrten direkt in die Wäsche stecke. Wer könnte es mir verdenken? In der Welt der Bahnreisen wird Sauberkeit zur Seltenheit. Und wer sich noch immer über jene Menschen ärgert, die ihre Schuhe auf die Polstersitze abstützen, dem sei gesagt: Das ist wirklich das kleinere Übel.