Der Auftakt von „Museum auf Achse“ traf für alle Beteiligten genau ins Schwarze: Die geschichtsinteressierten Zizenhausener verschiedener Generationen konnten von historischen Bildern nicht genug bekommen. Zwar schauten und probierten einige auch an anderen Stationen Dinge aus, aber den ganzen Abend über hing eine Menschentraube am Tisch mit den beiden Ordnern, in denen vergrößerte Fotos aus den 1920er-Jahren und anderen Jahrzehnten waren.
Julian Windmöller konnte direkt einen wichtigen Erfolg verbuchen, da einige Gäste genau die Zielgruppe waren, die „Museum on Tour“ ansprechen soll: Leute, die bisher noch nie im Stadtmuseum Stockach waren. Ihnen, aber auch allen anderen, wollen das Team von Stadtmuseum und Stadtarchiv die beiden Einrichtungen sowie deren Arbeit näher bringen, da es dort viel aus den Ortsteilen gibt.
Senioren erkennen Personen auf Bildern sofort
Alteingesessene Senioren führten an dem Abend angeregte Gespräch mit jüngeren Frauen. Alle erkannten auf Fotos irgendwas oder füllten die Wissenslücken. Der 86-jährige Leonhard Fürst zum Beispiel entdeckte auf vielen Fotos Häuser oder Menschen, die er eindeutig benennen konnte. Wer nicht mitsprach, hörte ihm und den anderen fasziniert zu.
Zwar hatten die Fotos Beschriftungen, da sie aus einer Ausstellung aus dem Jahr 1995 stammten, doch Fürst und andere Gäste ergänzten die Informationen mühelos und plauderten aus ihren Erinnerungen zur Freude aller einfach drauf los. Bei Motiven einer diamantenen Hochzeit mit Pferdekutschen kam Fürst ein Name nach dem anderen über die Lippen. Bei einem Bild mit mehreren Personen deutete er direkt auf einen Mann, den er als seinen Onkel Hermann erkannte.

Leonhard Fürst fand den Abend sehr interessant und erzählte auch Hintergrundgeschichten zu einigen Motiven. So gab es ein Foto von Frauen, die eckige Körbe vor sich hatten. Der 86-Jährige erinnerte sich, dass die Frauen früher zum Bodenbohnen putzen in Bodman gewesen seien. Er und andere Einwohner schwelgten auch bei einem Bild eines früheren Sportplatzes in Erinnerungen. Der Platz sei in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts kurz vor dem Braunenberg gewesen, existiere heute aber nicht mehr.
Das Team ist begeistert
Sybille Trefflich vom Stadtarchiv notierte sich direkt wertvolle Kontakte und Informationen. „Toll, dass die Besucher so miteinander reden“, sagte sie begeistert. Museums- und Stadtarchivleiter Julian Windmöller, Mitarbeiter Dominik Rimmele und Kulturamtsleiterin Corinna Bruggaier ging es ebenso mit dem geglückten Beginn der Reihe, die alle Ortsteile besuchen wird.

Mehr als 25 Personen kamen zu der Auftakt-Veranstaltung, bei der Frauen des Musikvereins Zizenhausen für Getränke und eine kleine Bewirtung sorgten. Die Musikerinnen stimmten dem positiven Fazit vollends zu: „Es ist ganz viel wert, wenn man noch Leute hat, die Personen auf den Fotos erkennen.“ Sie stellten daher auch viele Fragen und nutzen das geballte Wissen der Senioren Zizenhausens.
Besucher schauen und probieren Dinge aus
Unter den Gästen war auch Kurt Schmid, der Autor des historischen Buchs über Zizenhausen, das an diesem Abend ebenfalls an einer Station zu sehen war. Julian Windmöller hatte zudem Ausstellungsstücke, die zum Ortsteil passen dabei.
Sybille Trefflich präsentierte an einem Tisch Objekte aus der Museumspädagogik, die sich die Besucher gerne ansahen. Ein Stockach-Memory, bei dem man immer ein historisches Bild mit einem Heute-Bild als Paar finden muss, regte drei Besucherinnen direkt zum Testen an. Manches ging schnell, anderes brauchte etwas Zeit.
Julian Windmöller sagte, die Besucher künftiger Termine dürfen auch sehr gerne eigene Fotos oder Objekte mitbringen und zeigen. Zudem gebe es großformatige, historische Bilder in der laufenden Ausstellung „Kunst und Kurioses“, die aber im April endet. Diese Großformate kommen dann hier und da auch mit auf Tour. Der nächste Termin ist am Montag, 13. Mai, in Winterspüren.