Sie stehen derzeit wieder an den Straßenrändern und sind für viele Autofahrer ein gewohntes Bild zu dieser Jahreszeit: kleine grüne Amphibienzäune links und rechts der Fahrbahn. Diese sind wichtiger als man beim Vorbeifahren denken würde, und ein großes Team an Freiwilligen sorgt für regelmäßige Betreuung.
Jetzt, im ausklingenden Winter, beginnt die Zeit der Krötenwanderung. Die Tiere begeben sich aus dem Schutz des Waldes zum Laichen in nahegelegene Feuchtgebiete. Zwischen Wahlwies und Stahringen müssen sie dafür die Straße queren. Und genau hier steht einer dieser Amphibienzäune. Mitarbeiter der Straßenmeisterei Radolfzell haben diesen zum Schutz der Tiere aufgebaut. Viele würden sonst beim Überqueren der Straße überfahren.
Ökosystem könnte aus dem Gleichgewicht geraten
Denn gäbe es keine oder zu wenige Frösche und Kröten, entstünde ein Loch in der natürlichen Nahrungskette: Sie fressen Käfer, Spinnen, Würmer, Schnecken und andere kleine Tiere, sind aber zugleich wichtige Beutetiere für verschiedene Vögel, Reptilien und Säugetiere.
Das Umweltzentrum Stockach, das von einem Förderverein getragen wird, hat über 30 Helfer organisiert, die die Strecke wie auch den Krötenzaun am Freibad Stockach ablaufen. Eine von ihnen ist Petra Hans. Sie macht regelmäßig entlang des Zauns Kontrollgänge und schaut in die Eimer, die alle paar Meter in den Boden eingesetzt wurden. In diese fallen Frösche, Kröten und Molche, die einen Durchlass suchen, und kommen allein nicht wieder heraus.

Ein ausgeklügeltes System steckt dahinter
Vor Ort zeigt Hans, wie der Amphibienzaun funktioniert. Es stecken immer zwei Eimer ineinander. Im oberen sind Löcher, damit Regenwasser abfließen kann, außerdem etwas Holzwolle als Schutz und ein Stock. An dem könnten Mäuse herausklettern, wenn sie im Eimer gelandet seien, erklärt die Naturschützerin. Sie hebt den oberen Eimer an, um sicherzugehen, dass kein Tier dazwischen gerutscht ist. Wie viele Tiere unterwegs sind, hänge stark von der Witterung ab, erklärt sie und erinnert sich, dass schon mal so viele Kröten in den Eimern saßen, dass sie zweimal zum kleinen Teich abseits der anderen Straßenseite fahren musste, um alle zu retten.
In diesem Jahr waren die Eimer während ihrer Schichten immer leer. Andere Helfer hatten mehr Glück und fanden bei einem Einsatz rund 100 Amphibien. Heute entdeckt Petra Hans allerdings eine Erdkröte, die erschöpft wirkt, sich am Teich aber wieder munter bewegt. Das freut Petra Hans sehr, die dieses Ehrenamt seit einigen Jahren übernimmt. Es sei ein schöner Beitrag, ganz nach ihrem Motto „Tue das, was dir Spaß macht und dir und anderen Nutzen bringt.“
Inhalt der Eimer hat sich verändert
Sabrina Molkenthin, Leiterin des Umweltzentrums, erzählt: „Bis vor wenigen Jahren hatten wir am Zaun noch Laubfrosch, Grasfrosch, Springfrosch, Bergmolch und Erdkröte. Jetzt finden wir fast nur noch Erdkröten und wenige Grasfrösche.“ Wie viele Tiere in diesem Jahr am Wahlwieser Zaun angetroffen werden, lässt sich erst nach dem Abbau des Zauns sagen. Nach den Rückmeldungen der Helfer geht Sabrina Molkenthin aber jetzt schon von etwa 300 Individuen aus.