Eine kleine, feine Runde oder wenig Interesse an den Themen der Stadt? Zur Einwohnerversammlung mit den Themen Mobilitätsanalyse und Aachpark-Planung in Stockach kamen gerade mal rund 50 Bürger. Dennoch gab es so viele Wortmeldungen mit Anregungen und Wünschen, wie es sie manchmal nicht in Runden mit Hunderten Zuhörern gibt.
Stadtbaumeister Lars Heinzl stellte zunächst die Mobilitätsanalyse mit einer Umfrage aus dem vergangenen Sommer vor. Dabei lobte er die rege Teilnahme. „Eine hervorragende Rücklaufquote“, so Heinzl. Von 5400 angeschriebenen Einwohnern der Kernstadt, die älter als sechs Jahre alt sind, seien rund 1000 Rückmeldungen gekommen. Das sei mehr als in anderen Städten.
Viele fahren kurze Wege mit dem Auto
Zum Zeitpunkt der Umfrage im Juli 2022 habe es gut mit der Verteilung von Radverkehr (19 Prozent) und Fußverkehr (30 Prozent) in Bezug auf die Landesziele ausgesehen – doch es sei eben Sommer gewesen. Die Rückmeldungen hätten vor allem Handlungsbedarf im öffentlichen Verkehr bei der Taktung und den Fahrplänen ergeben. Außerdem habe sich gezeigt, dass viele kurze Wege von zwei bis drei Kilometern mit dem Auto zurückgelegt würden. Beim Radverkehr habe sich das Bedürfnis nach Abstell- oder E-Bike-Ladeflächen am Bahnhof und in der Oberstadt gezeigt. Zu möglichen Maßnahmen sagte Heinzl direkt: „Wir müssen uns das auch leisten können.“
Heinzl listete für Auto-, Rad-, Fußverkehr und ÖPNV zahlreiche Ergebnisse, Problemstellen oder bereits angedachte Maßnahmen auf. Wenn sich die Gelegenheit ergebe, werde Stück für Stück dran gearbeitet, zum Beispiel hier und da ein paar hundert Meter neuer Radweg.
Der Prozess geht weiter
Stolz betonte, der Prozess sei ein ständiges Bemühen. Jetzt liege ein Zwischenstand vor, aber noch kein Ergebnis. Zu den zahlreichen Zielen gehören weniger Parksuchverkehr oder mehr Aufenthaltsqualität. Stolz griff dazu das Beispiel Hauptstraße auf, die sich seit seinem ersten Amtsantritt 1993 stark verändert habe. „Ich bin aber noch nicht zufrieden“, sagte er.
Was passiert nun? Die Stadtverwaltung nannte als weitere Schritte die Fortschreibung eines qualifizierten Radverkehrskonzept, die Abstimmung mit dem Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzepte (Isek) und die Definition von Einzelmaßnahmen.
Bürger haben einige Wünsche und Ideen
Einwohner Peter Alexander merkte an, die Sicherheit steige, wenn das Tempo sinke: „Wenn die Autos gleichmäßig fahren, anstatt zu bremsen und zu beschleunigen, würde dies auch Staus reduzieren.“ Stolz verwies auf Tempo 30 an der Grundschule Stockach und dass dort aktuell mit einem Blitzer kontrolliert werde. „Er soll es verdeutlichen und tut es“, sagte er im Hinblick auf Tempoverstöße.
Birgit Honsel, die in der Kernstadt wohnt, wünschte sich Maßnahmen, damit zum Beispiel die Hans-Kuony-Straße und die Röntgenstraße nicht mehr so zugeparkt werden. Leute würden lieber dort als im Parkhaus parken. Stolz wies darauf hin, dass im Parkhaus eine Stunde Parken kostenfrei sei, aber dies vielen nicht bewusst sei. Er stellte eine mögliche Bewirtschaftung der Parkflächen in den Straßen in den Raum. „Das wollten wir eigentlich nicht, aber ich nehme heute mit, dass der Parkdruck hoch ist“, so Stolz.
Stefan Kessler, der drei Kinder hat, brachte seine Sorge zum Ausdruck, dass man die Kinder aufgrund gefährlicher Verkehrssituationen eigentlich nicht alleine in die Stadt gehen oder fahren lassen könne. „Die Kinder haben es schwer, die Bücherei oder Schule zu erreichen. Es braucht eine schnelle Lösung für Problemstellen“, sagte er. Stolz riet ihm, sich damit direkt an Carsten Tilsner, den Leiter des Ordnungsamts, zu wenden. Dieser saß auch selbst im Publikum.
Eine Bürgerin, die seit vier Jahren in der Stadt wohnt, erzählte von einem Laufbus mit Ehrenamtlichen, damit Kinder sicher zur Schule laufen können. Sie sagte, die Überquerung der Zoznegger Straße sei sehr gefährlich. Sie verwies auf die mobile Ampel in der Nähe der Schule in Ludwigshafen und dass so etwas eine gute Lösung wäre. Stolz gab ihr bei Gefahrensituationen Recht. Er selbst hatte als weiteres Beispiel Schulstart und -ende, wenn Elterntaxis die Busbuchten zuparken würden und so den Bus zwingen würden, in zweiter Reihe zu halten.
Neue Details zum Aachpark
Tim Kaysers von Planstatt Senner stellte im zweiten Teil des Abends den Planungsstand für den rund einen Kilometer langen Aachpark zwischen Dillplatz und Freibad vor. Der Eisweiher bleibt erhalten und seine Geschichte soll sich in der Parkgestaltung widerspiegeln. Früher habe man dort Eisplatten für Bierkeller geholt und nun sollen schollenartige Elemente für die Besucher zwischen Eisweiher und dem künftigen Aachsee bei der Straße „Am Osterholz“ angelegt werden.

Die Mahlspürer Aach soll sich künftig mehr schlängeln als bisher und zwei Wege sollen schöne Routen bieten. Neben einem Grünen Klassenzimmer, Spielmöglichkeiten oder auch Beobachtungsturm sind im Park zahlreiche Elemente für die Erholung, Naturbeobachtung und Sport vorgesehen. Bei kleinen Bauten wie einem Beobachtungsturm werde auf Holz als Baumaterial gesetzt.
Die Angebote im Aachpark seien auf alle Generationen ausgerichtet. „Es soll ein richtig schöner, natürlicher Bereich werden, der Spaß macht“, fasste Kaysers zusammen, der den neun Hektar umfassenden Aachpark auch als „Juwel an der Altstadt“ bezeichnete.
Aachsee wird ein Grundwassersee
Für den Aachsee läuft eine Grundwasseruntersuchung mit festen Messpunkten. Dies soll laut Kaysers rund ein Jahr dauern und sicherstellen, dass der Grundwasserspiegel ausreicht, um den rund zwei Meter tiefen Aachsee zu speisen. Auf eine Rückfrage betonte er, dass die Aach nicht in den neuen See fließe – außer wenn Hochwasser sei. „Wir sind zuversichtlich, dass der Aachsee funktioniert“, sagte Kaysers.

Die Umsetzung des Aachparks werde in vier Bauabschnitten erfolgen. Zum ersten gehören der gerade neu angelegte Bikepark und der kommende Aachsee. Das Grüne Klassenzimmer soll auch noch dieses Jahr angelegt werden.
Stolz sagte: „Wir reden über 7 Millionen Euro Kosten. Das wird über einige Jahre gehen.“ Doch es lohne sich, da der Park die Natur näher bringe und bei Überschwemmungen Wasser aufgefangen werden könne. Kurios und schwer nachvollziehbar sei dabei allerdings, dass Ökopunkte eingesetzt werden müssten, um den Park zu schaffen.
Muss im Park kontrolliert werden?
Stolz sprach auch Dinge wie Beschädigungen an: „Was mich mit Sorge erfüllt, ist dass wir einen schönen Park machen, aber er auch Nutzungen erfahren wird, die so nicht geplant waren. Da müssen wir eine Lösung finden.“
Zum Aachpark kamen einige Rückmeldungen oder Detailfragen von Einwohnern auf. Zum Beispiel plädierte ein Bürger für „klotzen, nicht kleckern“, damit auch ordentliche Bäume und keine Billigstämme, die nicht wachsen, im Park stehen. Ein anderer Einwohner sorgte sich, ob der See vielleicht nicht voll werden könnte, wenn wenig Grundwasser da sei. Kaysers erklärte jedoch, der See werde so angelegt, dass es verschiedenen Pegelstände nichts ausmachen.
Eine Frau fragte zudem nach der Nutzung der Wege im Park. Stolz antwortete, Fahrräder dürften dort nicht fahren, sondern müssten auf dem Radweg an der Dillstraße bleiben. Kinder mit Laufrädern seien aber im Park erlaubt.