Kaum war Storch Hans wieder in Stockach, musste er sein altes Nest auf dem Kriegerdenkmal hergeben. Aber im Tausch erhielt er eine Plattform mit frischem Nistmaterial. Er war nicht der einzige Storch, dem es in diesen Tagen so ging. Andreas und Florian Mauch von der Firma Mauch halfen dem Storchenbeauftragten Christian Mende mehrere Nester zu entfernen und zu ersetzen.
Die Aktionen hatten verschiedene Gründe: Mal hatten Störche ihr Nest an einer ungünstigen Stelle gebaut, sodass es herunterzufallen drohte, mal war der Storchenmast nicht mehr stabil, mal das vorhandene Nest einfach zu schwer. Wenn von einem Horst eine Gefahr ausgeht, setzt Mende alles dran, diese für Mensch und Tier zu bannen.

Einige Nester waren nicht mehr sicher
In Wahlwies gab es gleich an mehreren Stellen Handlungsbedarf. In der Nähe des Gasthofs Frieden war im vergangenen Jahr ein Nest samt Jungtieren von einem Birnbaum gefallen. Nun wurde dort ein Storchenmast gestellt, den ein Storch umgehend annahm. Im Herrensteig wurde eine Trauerweide mit Nest massiv zurückgeschnitten.
Hinter dem Winkelstüble auf dem Grundstück der Familie Renner hatte sich ein Specht an dem vorhandenen Storchenmast zu schaffen gemacht und gleich an mehreren Stellen das alte Holz ausgehöhlt. Damit war die Sicherheit gefährdet. Andreas Mauch und sein Sohn Florian kamen mit zwei Kranwagen. Sie sicherten das Nest mit starken Seilen, dann setzte Andreas Mauch die Motorsäge an und sägte den Mast durch. Das Podest bauten sie schließlich so um, dass es auf den neuen, dickeren Mast passte, und stellten diesen wieder auf. Das alte Nest habe sicher 500 oder gar mehr Kilogramm gewogen, schätzte Florian Mauch. Die Reste nahmen sie zur Entsorgung mit.

Auf dem Dach der evangelischen Kirche war das Nest inzwischen zu schwer geworden, es hing einseitig herunter und drohte abzustürzen. Kay Diederichs, Mitglied des Kirchengemeinderats, hatte außerdem festgestellt, dass das Blechdach unter dem Nest Löcher bekommen hatte und es in den Dachstuhl regnete. Nach Gesprächen mit den Verantwortlichen des Pestalozzi Kinder- und Jugenddorfs war schnell ein neuer Ort gefunden: Die Baumkrone des Mammutbaumes gleich neben der Kirche durfte einseitig weggeschnitten und dort eine Plattform befestigt werden. Dafür machte sich Andreas Mauch gemeinsam mit Franz-Xaver Biedermann ans Werk.
Nach über drei Stunden war das neue Podest sicher im Baumwipfel befestigt und das Häuschen im Grünen konnte fertiggestellt werden. Dafür fuhr Astrid Wochner im Krankorb mit hinauf. In großen Säcken hatte sie Hackschnitzel und Heu dabei. Der Storch beobachtete die Arbeiten aus sicherer Entfernung.
Woher das Material kam
Die neuen Nester hat Astrid Wochner gebunden. „Josef Martin aus Mindersdorf und ich haben die Weiden dafür am Bach im Industriegebiet von Bodman geschnitten“, erzählte sie. „Die Hackschnitzel haben wir von Thomas Kramberg aus Nenzingen umsonst bekommen. Und Holzbau Winter in Eigeltingen hat die Unterbauten angefertigt.“
In der Straße „Am Maisenbühl“ hatte Christian Mende Baumpfleger Sven Rominger dazu geholt, der eine Trauerweide kräftig zurückschnitt, in der sich ein weiteres Nest befindet. Und an der Ecke Pestalozzistraße/Generosus-Kramer-Weg rückten Mitarbeiter der Stadtwerke an, um das vorhandene, etwa 30 Zentimeter hohe Nest vom Strommast herunterzuholen. Auch hier wurde ein neues Nest platziert. Insgesamt gibt es zehn Nester: vier für Wahlwies, vier für Hohenfels, eins für Mühlingen und eins für Stockach.
Storch Hans schaut bei den Arbeiten zu
Am Mittwochmorgen war das Nest in der Stockacher Oberstadt auf dem Kriegerdenkmal dran, das Schieflage zur Kirchhalde hin hatte. Es sei langsam gefährlich geworden, so Mende. Andreas Mauch schätzte das Gewicht auf 300 bis 400 Kilogramm.
Storch Hans beäugte neugierig die Maschinen und zog sich dann auf das gelbe Kreuz von St. Oswald zurück, um zu verfolgen, was die Menschen mit seinem Zuhause anstellten.
Wenige Minuten nachdem alles fertig war, kehrte er zurück und begann sofort mit der Inneneinrichtung, indem er das nagelneue Nistmaterial im Weidenring auf der festgeschraubten Holzplattform mit 1,30 Meter Durchmesser hinzupfte.
Christian Mende ist dankbar für die Unterstützung. Und er bekommt weitere Hilfe, denn Astrid Wochner war immer so begeistert von den Störchen bei sich auf dem Dach, dass der Storchenbeauftragte sie direkt gefragt hat, ob sie das Beringen lernen will. Astrid Wochner freut sich darauf und ergänzt: „Er möchte auch jemand vor Ort haben, der die Jungstörche betreut.“