Wer beim Spaziergang im Osterholz seinen Blick über das Freibadgelände schweifen lässt, staunt nicht schlecht: Auf der Großbaustelle hat sich einiges getan. Zwischenzeitlich war von den alten Becken nicht mehr viel zu sehen, überall lag Schutt. Jetzt sind die Flächen wieder bereinigt und die Grobstruktur wurde hergestellt, damit bald die Edelstahlbecken eingebaut werden können. Mit diesem Arbeitsschritt wird voraussichtlich nach dem 20. Februar begonnen.
Neue Überlaufrinne verursacht Mehrkosten
Die Umbaumaßnahmen, die vom Bund mit knapp 1,15 Millionen Euro gefördert werden, machen laut Stadtbaumeister Willi Schirmeister mehr Probleme als anfangs gedacht. „Jede Firma, die Edelstahlbecken herstellt, hat eine andere Arbeitsweise, insbesondere, was die Überlaufrinne betrifft“, erklärt er. Man habe die alte Außenrinne eigentlich behalten wollen. „Dies durften wir von der Oberfinanzdirektion aus nicht. Zur Begründung hieß es, sie sei nicht nachhaltig.“ Die bisherige Betonrinne war mit Kunststoff ausgelegt.
Die neue Rinne verursache Mehrkosten von geschätzt über 250.000 Euro, so Schirmeister. Sie sei ebenfalls aus Edelstahl und höher als die bisherige. „Durch das Tieferschneiden der Außenrinne entstehen ungeplante Kosten. Wir müssen mehr schneiden als ursprünglich gedacht – schon seit zwei Monaten sägen wir Beton raus, denn die Rinne muss überall raus.“ Überall bedeutet rund um das Sprung-, Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken. Dort musste sogar die breite Rutsche abgesägt werden, um auch darunter die Überlaufrinne austauschen zu können. Das abgetrennte Stück wird später wieder angeschweißt, sagt Manfred Raff, Sachgebietsleiter Hochbau.
Neue Vorschriften sind zu beachten
Willi Schirmeister erklärt weiter: „Wenn wir das Bad erneuern, müssen wir die neuesten Vorschriften beachten, was die Wassertiefen betrifft. Im Springerbecken ging es um ein paar Zentimeter. Da mussten wir den ganzen Boden, der bei der letzten Sanierung aufbetoniert worden war, herausnehmen, um die ursprüngliche Tiefe wiederherzustellen. Auch das verteuert das Projekt.“

Zum Einsatz kamen dabei Reißzahn und Betonfräse, die an einen Bagger angebaut wurden. Im Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken wurde der Aufbeton belassen. Hier wurden Längsrinnen eingesägt und der Beton daraus entnommen. Durch diese Einströmrinnen soll künftig das Frischwasser schneller in die Becken einlaufen und sich besser verteilen als bisher. Der Treppeneinstieg etwa in der Mitte des Schwimmerbeckens wird im Zuge der Arbeiten ebenfalls neugestaltet.
Schweißen geht nur bei mindestens fünf Grad Celsius
Gerade laufen die letzten Feinarbeiten, beispielsweise das Abschneiden der Betonkanten. Um den Schmotzigen Dunschtig, also den 24. Februar, könnte die Einbringung des Edelstahls beginnen. Dafür werden vorgefertigte Module geliefert. Zunächst würden die Wandelemente angebracht, dann der Boden, erklärt Manfred Raff. „Zum Schweißen des Edelstahls muss es allerdings über fünf Grad haben“, fügt er hinzu.

Willi Schirmeister sagt zum weiteren Zeitplan: „Wir hoffen, dass die Arbeiten in zwei oder zweieinhalb Monaten erledigt sein werden. Dann müssen die Rohre, durch die das Wasser ins Becken gelangt und durch die es zum Schwallwasserbehälter abgeführt wird, wieder an die Außenrinne angeschlossen werden. Diese Rohre sind rings ums Becken herum angeordnet.“ Anschließend könne die Fläche ringsherum aufgefüllt und anbetoniert werden. Dann werde der Beckenumgang, also der Weg rund um die Becken, fertiggestellt.
Neue Absorber-Anlage
Parallel dazu ist das Hauptgebäude eingerüstet. Dort wird die rund 30 Jahre alte Absorber-Anlage getauscht. Und wenn schon das Dach abgeräumt werde, bringe man gleich eine Dichtbahn auf, falls irgendwo ein Loch sei. Eine neue Absorber-Anlage, die über Sonnenenergie das Beckenwasser aufwärmt, sei bereits da, so Schirmeister. Er erläutert die Gründe für den Tausch: „Das Material wird mit der Zeit brüchig. Heute gibt es anderes Material, das die Sonne besser absorbieren kann.“

Auch die Technik soll saniert werden, der Auftrag wurde vergeben. Dabei sind die Pumpen und Schieber auszutauschen. Ein Filter im Filtergebäude, der in den vergangenen Jahren nicht in Betrieb war, wird wieder aktiviert und die Steuerungstechnik angepasst.
Inbetriebnahme im Sommer? Man ist zuversichtlich
Die Inbetriebnahme des Bades soll laut Plan im Mai, spätestens Anfang Juni erfolgen. Der Stadtbaumeister gibt sich vorsichtig optimistisch: „Wenn das Wetter mitmacht und alle Teile da sind, die wir brauchen, hoffen wir, dass es klappt.“ Jürgen Fürst, Leiter der Stadtwerke Stockach, sieht es ähnlich: „Der Zeitplan ist ehrgeizig und alle am Projekt Beteiligten arbeiten mit Nachdruck daran, dass wir zur Sommersaison das Freibad öffnen können. Zum aktuellen Zeitpunkt sind wir zuversichtlich, dass dieses Ziel erreicht wird – vorbehaltlich witterungsbedingter oder anderer unvorhersehbarer Verzögerungen auf der Baustelle.“