Ab Mittwoch sind die Schulen geschlossen – mit Folgen für Schüler, Eltern und Lehrer. Die meisten Schüler dürften sich über die fünf Tage mehr Weihnachtsferien freuen. Denn Fernunterricht gibt es bis zum Beginn der Ferien am Mittwoch, 23. Dezember, nur für die jeweiligen Abschlussklassen. Doch manch eine Familie wird nun vor dem Problem stehen, wie sie den Nachwuchs in den letzten Tagen vor Weihnachten betreut.

Für Elternbeiratsvorsitzende von Schulen in Stockach und Eigeltingen ist die Entwicklung noch so frisch, dass sie noch kein richtiges Stimmungsbild der Eltern liefern können. Sie berichten allerdings auch nicht von einer Welle des Unmuts. Man hört eher Verständnis für die Schulschließung heraus. „Ich sehe den Lockdown als notwendig an“, sagt etwa Thomas Maier, der seit Mittwoch Vorsitzender des Elternbeirats am Nellenburg-Gymnasium ist.

„Vom Infektionsgeschehen her ist das der einzig richtige Weg.“ Holger Seitz, Schulleiter Nellenburg-Gymnasium
„Vom Infektionsgeschehen her ist das der einzig richtige Weg.“ Holger Seitz, Schulleiter Nellenburg-Gymnasium | Bild: Freißmann, Stephan

Aufgrund der aktuellen Lage bei der Corona-Pandemie könne man es nicht anders machen. Auch Christian Ilg, stellvertretender Vorsitzender des Elternbeirats an der Gemeinschaftsschule Eigeltingen, bezeichnet die Schulschließung als „absolut richtig“. „Jeder wird verstehen, dass der Lockdown kommen muss“, sagt er. Für den Heimunterricht sei die Gemeinschaftsschule gut vorbereitet, auch wenn dieser kein echter Ersatz für den Präsenzunterricht sein könne. Ilg sagt: „Die eine Woche vor Weihnachten werden wir ja wohl hinkriegen.“

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Ein wenig anders sieht es Mario Lovecchio, Vorsitzender des Elternbeirats an der Stockacher Grundschule. Für die Tage bis zur Weihnachtspause hätte man die Kinder in seinen Augen auch durchaus noch in Schule und Kita gehen lassen können. Denn die Ferien kämen danach ohnehin, in denen die Kinder sich nicht in der Schule treffen. Aber auch seine Familie werde den Alltag im Endspurt vor Weihnachten entsprechend umorganisieren. Dies sei allerdings nur seine persönliche Meinung, betont Lovecchio.

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Dass die Kinderbetreuung für manch eine Familie eine Herausforderung werden könne, sieht jeder der drei Elternbeiräte. In dieser Hinsicht ruhen die Hoffnungen auf der Notbetreuung, die die Schulen anbieten. Diese gibt es für Schüler der Klassenstufen eins bis sieben. Laut Kultusministerium in Stuttgart steht sie für Kinder zur Verfügung, bei denen beide Eltern oder der alleinerziehende Elternteil beim Arbeitgeber als unabkömmlich gelten.

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Wenn alle mit dem Bus zur Notbetreuung fahren, ist nichts gewonnen

Lehrer und Schulleiter stehen nun unter anderem vor der Herausforderung, diese Notbetreuung innerhalb von zwei Schultagen zu organisieren und umzusetzen. Das Konzept sei mit heißer Nadel gestrickt, doch man versuche, es für die Eltern gut gangbar zu machen, sagt dazu Andreas Rossatti, stellvertretender Leiter der Gemeinschaftsschule Eigeltingen. Die Notbetreuung sei aber nicht als Unterricht zu verstehen, sagt Holger Seitz, Leiter des Nellenburg-Gymnasiums: Eigentlich gebe es dabei gar kein Programm. Beate Clot, Leiterin des benachbarten Schulverbunds Nellenburg, stellt hingegen in Aussicht, dass die Lehrer in der Notbetreuung sich schon etwas einfallen lassen würden. Doch beide, Seitz wie Clot, betonen, dass die Notbetreuung sich nur an Familien richtet, bei denen es nicht anders geht. Eine Überlegung: Wenn alle mit dem Bus zur Notbetreuung fahren, ist nichts gewonnen.

„Beim Fernunterricht wären die Aufgaben an den Eltern hängen geblieben.“ Sonja Hartmann, kommissarische Leiterin Grundschule ...
„Beim Fernunterricht wären die Aufgaben an den Eltern hängen geblieben.“ Sonja Hartmann, kommissarische Leiterin Grundschule Stockach | Bild: Freißmann, Stephan

Die Schulleiter unterstützen die Schließung einhellig – zumal praktisch jeder von ihnen von Schülern oder Lehrern berichten kann, die positiv auf das Coronavirus getestet wurden. „Vom Infektionsgeschehen her ist das der einzig richtige Weg“, sagt etwa Seitz. Fälle von Infektionen in der Schule seien ihm zwar nicht bekannt. Aber die Situation in Bussen und Zügen zur Schule bereite manchen Eltern Sorge, so Seitz. Und es sei nicht klar, was verdeckt ablaufe. Darauf weist auch Sonja Hartmann, kommissarische Leiterin der Grundschule Stockach, hin: Kinder seien meist symptomfrei, man wisse also mitunter gar nicht, ob es weitere Fälle gebe. „Ich finde, die Schließung ist überfällig“, sagt Beate Clot: „Und es ist schade, dass es im Vorfeld so ein Hin und Her gab.“ Auch Rossatti sagt: „Es ist dringend angezeigt, das jetzt zu machen.“

„Es ist schade, dass es im Vorfeld so ein Hin und Her gab.“ Beate Clot, Leiterin Schulverbund Nellenburg
„Es ist schade, dass es im Vorfeld so ein Hin und Her gab.“ Beate Clot, Leiterin Schulverbund Nellenburg | Bild: Claudia Ladwig

Gleichzeitig treten die Schulleiter dem Eindruck entgegen, dass sich nun auch Lehrer über verlängerte Weihnachtsferien freuen können. Denn wer nicht in den Abschlussklassen Fernunterricht gebe, werde in der Notbetreuung eingesetzt, so der Tenor am Montag. Und schon am Sonntag, kurz nachdem die Nachricht von der Schulschließung bekannt geworden sei, seien viele Lehrer in die Schule gekommen, um die letzten Schultage vorzubereiten, sagt Sonja Hartmann. Schließlich müssten unter anderem noch Weihnachtsbasteleien fertig werden.

„Fernunterricht für die achte Klasse hätten wir sinnvoll gefunden.“ Andreas Rossatti, Konrektor Gemeinschaftsschule Eigeltingen
„Fernunterricht für die achte Klasse hätten wir sinnvoll gefunden.“ Andreas Rossatti, Konrektor Gemeinschaftsschule Eigeltingen | Bild: Susanne Schön

Und warum nicht Fernunterricht für alle statt nur für die Abschlussjahrgänge? Hartmann hätte darin eine Belastung für die Eltern gesehen, denn an ihnen würde es hängen bleiben, ob die Aufgaben erledigt werden. Beate Clot sagt, dass zwar mittlerweile viele Tablet-Rechner an der Schule angekommen seien. Doch diese könne man nicht einfach an Schüler ausgeben, ohne den Umgang richtig zu üben. Sie hoffe, dass das im Januar laufen könne. In Bezug auf die Vermittlung von Inhalten sei die Verlängerung der Ferien für die meisten Schüler nicht allzu dramatisch. An der Eigeltinger Schule hätte man Fernunterricht auch für die achte Klasse sinnvoll gefunden, sagt Konrektor Rossatti. Und Seitz erklärt, dass das Gymnasium gut vorbereitet gewesen wäre. Doch er gibt auch zu bedenken, dass man im Fall von flächendeckendem Fernunterricht keine Lehrer mehr für die Notbetreuung zur Verfügung hätte. Das wiederum hätte Eltern getroffen, die darauf angewiesen sind.

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