1. Ab Montag, 27. April, gilt eine Maskenpflicht bei Einkäufen und im ÖPNV. Sind die Ärzte am Krankenhaus froh darüber, dass das so kommt? Kann man damit die Ansteckungsrate verringern?

Die Ärzte und Pfleger im Krankenhaus Stockach befürworteten das Maskentragen, schreibt Michael Hanke, Geschäftsführer des Stockacher Krankenhauses. Allerdings müssten die Mitmenschen gut aufgeklärt sein über den hygienischen Umgang mit Masken, über die Art des Schutzes, über die Aufbewahrung der Masken und über das korrekte Anlegen. Davon hänge auch ab, ob sich dadurch die Ansteckungsrate verringern lasse. Svjetlana Peka, Chefärztin der Abteilung Innere Medizin, weist darauf hin, dass das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte drei Typen von Masken unterscheide: solche zum Selbermachen, den Mund-Nasen-Schutz (auch OP-Maske genannt) und filtrierende Halbmasken.

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Nur Masken der letzteren Art würden dem Träger Schutz gegen das Corona-Virus bieten. Die anderen Maskentypen schützen andere Menschen vor möglicherweise infektiösen Tröpfchen, die der Träger ausstößt. Und: In der Regel reiche ein Abstand von eineinhalb Metern zu anderen aus, um die Tröpfcheninfektion mit Corona zu verhindern. Dies hätten Strömungsexperimente der Universität der Bundeswehr in München ergeben.

2. Für Ostern wurde eine neue Höchstzahl an Corona-Fällen erwartet. Hat sich das auch beim Stockacher Krankenhaus niedergeschlagen?

Ostern sei ruhig gewesen, so Michael Hanke. Derzeit steige die Zahl der Verdachtsfälle aber leicht an.

3. Wie viele Patienten, die positiv auf das Corona-Virus getestet wurden, hat das Stockacher Krankenhaus?

Der Geschäftsführer gibt die derzeitige Zahl der Corona-Patienten mit zwei an. Ein Patient sei auf der Intensivstation beatmet worden und erhole sich im Moment. Ein weiterer Patient habe Symptome, sei aber nicht intensivpflichtig. Laut Chefärztin Peka habe das Stockacher Krankenhaus bislang fünf Corona-positive Patienten behandelt. Nur einer davon habe auf der Intensivstation gelegen, die vier anderen seien im Isolationsbereich der Station eins behandelt worden. Und: „Wir haben keine Todesfälle.“

„Entsprechend vorsichtig arbeiten wir im Team miteinander.“ Michael Hanke, Geschäftsführer des Stockacher Krankenhauses, zum ...
„Entsprechend vorsichtig arbeiten wir im Team miteinander.“ Michael Hanke, Geschäftsführer des Stockacher Krankenhauses, zum Risiko von Corona-Ansteckungen im Team | Bild: privat

4. Wie sieht die Behandlung und Betreuung der Patienten aus?

Patienten seien auf der Intensivstation und im abgetrennten Isolationsbereich auf Station eins untergebracht, schreibt Michael Hanke. Die Pflege sei medizinisch und psychologisch gesehen aufwendig, da sich die Patienten einsam fühlen und die Betreuung durch ihre Angehörigen schmerzlich vermissen: „Zur Erkrankung kommt das Gefühl der Verlassenheit dazu.“ Es sei auch kein „schnelles Reingucken“ durch die Pflege möglich, da die Mitarbeiter für jeden Kontakt die volle Schutzausrüstung anlegen müssen.

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Auch Svjetlana Peka betont, dass die Pflege von Corona-Patienten durch die Hygienemaßnahmen sehr zeitaufwendig sei: „Und man benötigt deutlich mehr Personal.“ Sie rät: Bei schwerem Verlauf sollten Patienten frühzeitig intensivmedizinisch betreut werden.

5. Kam es zu Infektionen bei Ärzten oder beim Pflegepersonal?

Das Krankenhaus gibt die Zahl der Mitarbeiter, die sich infiziert haben, mit fünf an. Eine Pflegekraft, zwei Ärzte und zwei Physiotherapeuten zählt Michael Hanke auf. Niemand von ihnen habe ein schweres Krankheitsbild oder Bedarf nach stationärer Behandlung gehabt, so Chefärztin Peka.

„Es ist eine sehr gute Motivation für unser Team.“ Swjetlana Peka, Chefärztin der Abteilung Innere Medizin, freut sich, dass ...
„Es ist eine sehr gute Motivation für unser Team.“ Swjetlana Peka, Chefärztin der Abteilung Innere Medizin, freut sich, dass ein schwer an Covid 19 erkrankter Mann inzwischen bereits ist, das Krankenhaus wieder zu verlassen | Bild: Krankenhaus

Und der Geschäftsführer ergänzt, dass alle wieder gesund aus der Quarantäne zurückgekehrt seien. Das größte Risiko einer Ansteckung sehe das Krankenhaus im Kontakt zwischen den Mitarbeitern, so Hanke: „Entsprechend vorsichtig arbeiten wir im Team miteinander.“ Eine Übertragung zwischen Patienten und Mitarbeitern sei hingegen überhaupt nicht zu erkennen. Auch eine Übertragung von Patient zu Patient sei sehr unwahrscheinlich.

6. Wie viele Ärzte und Pfleger sind mit der Versorgung der Corona-Patienten beschäftigt? Ist genügend Personal vorhanden?

Beteiligt an der Behandlung seien alle Ärzte der Inneren Medizin und der Anästhesie sowie die Pflegekräfte der Station eins und der Intensivstation, schreibt der Geschäftsführer. Im Isolationsbereich auf Station eins arbeite ein separates Pflegeteam. Die Mitarbeiter seien breit einsetzbar und könnten sich gegenseitig bei Engpässen unterstützen.

7. Wie ist derzeit die Stimmung in der Belegschaft?

Michael Hanke weist in diesem Zusammenhang vor allem auf die momentan gestiegene Wertschätzung für die Krankenpflege hin: Die Mitarbeiter seien sich bewusst, dass sie wichtig sind, und stolz auf ihre Arbeit. Doch er hat auch eine politische Botschaft: „Wenn es nach der Pandemie dabei bleibt, dass Krankenhäuser weiter kaputtgespart werden, dann würde dies für die Gewinnung neuer Pflegekräfte sehr nachteilig sein.“

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Für die Mitarbeiter sei die Osterzeit schwierig gewesen und alle seien gespannt, welche Auswirkungen die Pandemie auf ihren Arbeitsplatz hat. Und durch eine mögliche Ansteckungsgefahr entstehe auch eine gewisse Nervosität. Besonders stolz sei man am Krankenhaus über den Verlauf der Behandlung bei dem über 70-jährigen Patienten, der auf der Intensivstation behandelt wurde, so Hanke und Peka. Die Krankheit sei bei ihm schwer verlaufen, doch er habe sich gut erholt und sei bereit, das Krankenhaus zu verlassen, so Peka: „Es ist eine sehr gute Motivation für unser Team.“ Und Hanke ergänzt: „Dies zeigt, dass auch kleine Krankenhäuser medizinisch kompetent sind.“

8. Haben niedergelassene Ärzte signalisiert, dass sie das Krankenhaus bei Bedarf unterstützen können?

Dr. Tobias Bösing von der Praxis Ritter-Gaschler-Bösing aus Stockach habe den Mitarbeitern der Intensivstation einen passenden E-Learning-Kurs vermittelt, so Hanke. Dieser Kurs sei sehr gut angenommen und genutzt worden.

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9. Der Krankenhausförderverein hat Pflegekräfte, die derzeit nicht in ihrem Beruf arbeiten, dazu aufgerufen, am Stockacher Krankenhaus mitzuarbeiten. Hat das gefruchtet?

Daraufhin hätten sich drei examinierte Pflegekräfte und eine Pflegehilfskraft gemeldet und jeweils zwei Tage hospitiert, um im Ernstfall dann direkt eine Hilfe sein zu können, lautet die Auskunft des Geschäftsführers.

10. Wie sieht es derzeit mit Schutzmasken und Desinfektionsmitteln aus? Gibt es noch die Engpässe, von denen immer wieder berichtet wurde?

Im Krankenhaus Stockach pflege man einen sehr bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit der knappen Ressource Schutzausrüstung, schreibt Hanke dazu: „Für Patienten haben wir handgenähte Masken gespendet bekommen, und es gab Spenden an medizinischen Masken durch die Industrie an das Krankenhaus.“

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