Dass das Coronavirus ernst zu nehmen, ist sicher kein Fehler. Deswegen aber partout Arztpraxen oder Kliniken zu meiden kann ernsthafte Folgen haben, wie Matthias Henschen, Ärztlicher Direktor des Schwarzwald-Baar Klinikums nun betonte. Denn beinahe hätte diese Vorsicht einer 15-Jährigen mit Diabetes das Leben gekostet.
Trotz Symptomen sei das Mädchen nicht zum Arzt gegangen, sagte Henschen. Kontakt habe es zunächst nur telefonisch gegeben. Bis sich der Zustand der 15-Jährigen rapide verschlechterte und der Arzt einen Hausbesuch gemacht hat. „Der Blutzucker war weit über 500.“ Normal ist ein Wert im Bereich von 100. Auch der pH-Wert der Patientin lag in einem gefährlichen Bereich.

Normalerweise habe das Blut einen Wert von rund 7,4. Bei Ab 7,0 werde es gefährlich, so Henschen. Die 15-Jährige sei mit einem pH-Wert von 6,85 in das Schwarzwald-Baar Klinikum und auf die Intensivstation gekommen. Dort wäre sie fast die erste Person in fünf Jahren geworden, die im Klinikum an Diabetes gestorben wäre. Sandra Adams, Pressesprecherin des Klinikums, fasste zusammen: „Man sollte keine Angst haben, eine Arztpraxis zu besuchen oder ins Klinikum zu kommen.“
Coronavirus und Covid-19
Erste Schritte zum Normalbetrieb
Trotz solcher Vorfälle bleibt das Coronavirus eines der Hauptthemen im Schwarzwald-Baar-Kreis. Derzeit gebe es 145 aktive Fälle, sagte Jochen Früh, Leiter des Gesundheitsamts. Seit Ostern sei die Situation konstant. Es bestehe aber der Eindruck, dass die Zahlen zum Wochenende steigen werden. Auffällig sind die jüngsten Zahlen der Fieberambulanz in VS-Schwenningen.
Am Mittwoch seien 94 Patienten behandelt worden, deutlich mehr als die Tage zuvor. Warum es zu diesem Anstieg gekommen ist, könne er nicht sagen, meinte der Gesundheitsamtsleiter. Viele Tests seien auch nicht gleichbedeutend mit vielen Corona-Fällen. „Es ist schwierig, aus den Zahlen etwas herauszulesen.“
Klinikumsdirektor Matthias Henschen lässt dieser Anstieg dennoch nicht kalt. Das Klinikum würde einen Anstieg der Fallzahlen erst verzögert – frühestens nach zwei Wochen – wahrnehmen. Daher sollten die Reservekapazität des Klinikums unbedingt noch aufrecht erhalten werden. „Das werden wir auch tun“, versicherte der Mediziner.
Dass das Schwarzwald-Baar Klinikum nicht an der Anschlagsgrenze angekommen ist, machte auch Pressesprecherin Adams deutlich. „Es pendelt sich im Moment ein“, sagte sie. Die Kapazitäten seien ausreichend mit Luft nach oben. Auch bei den Bereichen, die wegen der Corona-Krise zurückgefahren wurden – etwa bei verschiebbaren Operationen – „fangen wir im Moment an, ein bisschen hochzufahren“.
Ab Montag gilt Maskenpflicht
In einer gemeinsamen Stellungnahme machen das Landratsamt, die Städte Villingen-Schwenningen und Donaueschingen sowie der Verkehrsverbund Schwarzwald-Baar (VSB) auf die ab Montag, 27. April, Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln und beim Einkaufen aufmerksam.

„Damit ist ausdrücklich kein medizinischer Mundschutz gemeint. Es genügt ein Schal, Tuch oder eine selbst gemachte oder gekaufte Stoffmaske. Der Mund- und Nasenschutz muss auch von Kindern ab sechs Jahren getragen werden“, so das Landratsamt.
Diese Regel gelte bereits auf Bahn- und Bussteigen, also vor Einstieg in Bus und Bahn. Kontrollen durch die Ortspolizeibehörden seien jederzeit möglich. Notfalls werde die Polizei hinzugezogen.
In den Bussen und Bahnen werden keine Masken für die Fahrgäste bereitgestellt oder verkauft. Im Bedarfsfall können aber im VSB-Kundencenter in VS-Villingen Mundschutzmasken für Fahrten im öffentlichen Nahverkehr gekauft werden.
Käufer einer VSB Monatscard erhalten eine Mundschutzmaske im VSB-Kundencenter gratis. Kunden, die im Besitz einer VSB Abocard sind, erhalten je Kalenderwoche maximal fünf Mundschutzmasken gratis. Diese Regelung gilt auch für Schüler mit Schülerjahresabo. Das Angebot gelte jeweils solange der Vorrat reicht.