Wildkräuterpädagogin Alexandra Korndörfer kann viel über die verschiedenen Kräuter erzählen, die in der Natur zu finden sind. Sie weiß, worauf man beim Sammeln achten soll und teilt ihr Wissen bei Führungen durch Wald und Wiese. Als Wildpflanzen- und Waldführerin will sie zeigen, dass die manchmal etwas herben Kräuter nicht nur gesund sind, sondern auch schmackhaft sein können.
Ein Stück Wiese im Tal unweit des Tengener Teilorts Büßlingen. Darauf viel Gras, nichts Besonderes auf den ersten Blick. Ein paar unscheinbare Kräuter, die im Grün fast untergehen. Nur Wiese, denkt der Laie. Aber Alexandra Korndörfer sagt: „Hier könnte ich gleich mit einer Führung loslegen.“ Wo andere nur verschiedene Grüntöne erkennen, strahlen Korndörfers Augen und sie entdeckt Kräuter, aus denen sie etwas zubereiten kann. Vielleicht etwas Heilsames oder etwas Leckeres. Oder mit Glück beides zugleich. „Es gibt so viel, das zunächst wie ein Unkraut aussieht – aber man kann es verwenden“, erklärt sie.
Die Vogelmiere sei so eine Pflanze, erklärt sie und pflückt sie von der Wiese: Man könne sie direkt von der Wiese essen oder einen Teig damit grün färben.
Aber wie kommt man auf die Idee, das Grün am Wegesrand zu probieren? „Ich bin in Büßlingen aufgewachsen und schon immer gerne draußen unterwegs“, berichtet die Wildkräuterpädagogin. Und gerade in den vergangenen Jahren habe sie wieder neu gespürt, wie gut es ihr tue, sich in der Natur aufzuhalten.

In ihrer Ausbildung habe sie ein Herbarium anfertigen müssen – eine Sammlung gepresster Wildkräuter, die sie in mehreren Ordnern angelegt hat. Zu jeder Pflanze finden sich Eigenschaften und mögliche Verwendungszwecke. Für die Ausbildung war vorgegeben, 30 Pflanzen auf diese Art zu betrachten. Inzwischen hat sie eine Sammlung von über 100 Pflanzen.
Kräuter bieten mehr als guten Geschmack
„In der traditionellen europäischen Medizin wurden oft Wildkräuter verwendet“, erläutert sie. Spitzwegerich sei ein Beispiel. Bei einem Insektenstich kann man den Saft auf der Einstichstelle verreiben.
Brennnesseln, Gänseblümchen und Gundermann machen auch vor Korndörfers Küche nicht halt. „Ich versuche jeden Tag, etwas Wildes in den Speiseplan meiner Familie einzubauen“, schildert die Ehefrau und Mutter. Schmunzelnd ergänzt sie: „Und die Familie ist auch immer mehr oder weniger begeistert.“ So gibt es bei den Korndörfers schon einmal einen Brennnesselsaft mit Apfel oder Birne, Gänseblümchen im Salat oder Gundermannblätter, die in Schokolade getaucht wurden – als gesunde Alternative zu den bekannten Minzblättchen.

Wer eine Wildpflanzen- und Waldführung bei Alexandra Korndörfer besucht, lernt ein kleines Stück des Hegaus auf eine ganz neue Art kennen. „Was sind die Merkmale einer Pflanze?“, nennt sie eine erste Frage, die bei einer Führung geklärt werden. Zweitens gehe es darum, wie diese Pflanze verarbeitet und genutzt werden kann. Dann gibt es auch immer eine Verkostung. „Und zuletzt machen die Teilnehmer etwas gemeinsam. Kräutersalz, wilden Essig oder Kugeln mit Samen zum Einpflanzen für die Kinder“, nennt sie einige Beispiele. Eine Tour dauert zwei bis drei Stunden, zu jeder Jahreszeit ergeben sich andere Schwerpunkte.
Eine besondere Note bekommen die Führungen von Alexandra Korndörfer durch ihre zweite Ausbildung als Waldführerin. Auch dieses Wissen fließt mit ein – und sie vermittelt vor Ort, was der Wald alles kann und wie faszinierend es im Grünen ist.