Die Jagd hat gerade hierzulande im Hohenzollerischen Gebiet seit Jahrhunderten eine große Bedeutung. Nicht von ungefähr sind auch heute noch ein Bär und der letzte in Hohenzollern geschossene Wolf als Jagdtrophäen in der Hubertushalle des Sigmaringer Schlosses zu sehen. Ein treuer Gefährte ist dabei seit Anbeginn der Jagdhund, den es in verschiedenen Rassen und Varianten gibt. Der südwestdeutsche unter ihnen ist der so genannte „Wälderdackel“, die einzige aus Baden-Württemberg stammende Jagdhundrasse, die nicht aus einer Kreuzung entstanden ist. Bernd Krugger aus Sigmaringendorf hat sich seit einigen Jahren seiner Zucht verschrieben.
Guter Orientierungssinn und starker Wachinstinkt
Robust steht sie da, die kleine Wälderdackeldame „Emmy vom Schneiderhof“, mit nicht zu langem Körperbau, fester Muskulatur und Behaarung, mittelstarkem Kopf bei klugem Gesichtsausdruck. Die „Rute“, also ihr Schwanz, hängt in ruhigem Gang abwärts, wird aber bei der Suche häufig nach oben getragen – in der „Halbmondstellung“, sagen die Experten. Eine ausgesprochen feine Nase wird ihrer Rasse nachgesagt, deren offizielle Bezeichnung eigentlich „Schwarzwälder Bracke“ lautet. Ihre äußerlichen Merkmale sind teilweise weiße Körperflecken bei ansonsten eher dunkler Deckfarbe, dazu kurzes und sehr dichtes Haar. Sie ist mit einer Schulterhöhe von 28 bis 40 Zentimeter eher kleinwüchsig, verfügt über einen sehr guten Orientierungssinn, hat einen starken Wachinstinkt und eine hohe soziale Kompetenz, weshalb sie als Familienhund sehr gut geeignet ist. Gerade auch die letzte Eigenschaft hat den Wälderdackel für den aus Sigmaringendorf stammenden Jäger und Familienvater Bernd Krugger interessant gemacht.
Hundezüchter ist seit 35 Jahren Jäger
Das von ihm in den Wäldern in und um Sigmaringen erlegte Wild, hauptsächlich Rehe und Wildschweine, wird in dem von seinem Bruder Gerd geführten Gasthaus „Beim Rinderwirt“ verarbeitet und serviert. Früher hat Bernd entweder ganz ohne Hund oder auch mit anderen Hunderassen, wie etwa einem „Kleinen Münsterländer“ oder einem „Deutschen Jagdterrier“ gejagt. Seit er aber im Jahre 2012 seine Wälderdackeldame „Emmy“ von dem tief im Schwarzwald gelegenen Schneiderhof erworben hat, ist er von ihrer Art regelrecht begeistert: „Wälderdackel sind daheim sehr liebe und anhängliche Familienhunde.
Im Wald sind sie aber sehr leistungsstark beim Nachsuchen und Stöbern“, schwärmt der begeisterte Jäger, „außerdem ist eine Stöberjagd mit Wälderdackeln tierschutzkonform“. Stöberjagd, das bedeutet, dass der Wälderdackel, wenn er die Fährte etwa eines Rehs aufgenommen hat, eher auf Abstand bleibt und dazu einen spezifischen Laut gibt. Das Reh hat dabei den Hund natürlich ebenfalls wahrgenommen, gerät aber nicht in Panik, bewegt sich weiter durch den Wald, bleibt dabei auch immer wieder stehen, bis es der auf seinem Hochsitz verweilende Jäger in Schussposition hat und das Reh sein schnelles Ende findet, ohne zuvor – wie etwa bei der Treibjagd oder der in Deutschland verbotenen Hetzjagd – in hektische Panik geraten zu sein. „Es ist einfach ein Riesenunterschied, ob ein Reh langsam dem Hund ausweicht oder ob es von einem hochläufigen, schnellen, im schlimmsten Fall auch noch stummen Hund mit entsprechender Geschwindigkeit gejagt wird“, so ist Bernd überzeugt.
Talentierter Fährtenhund
Der Tierschutzgedanke kommt im Übrigen auch dann ins Spiel, wenn etwa ein angeschossenes oder auch angefahrenes Wild nicht an Ort und Stelle liegen bleibt, sondern sich noch weiterbewegt. Auch hier erweist sich der Wälderdackel als Fährtenhund als überaus talentiert und führt den Jäger schnell zu dem Tier, das dann gegebenenfalls zügig von seinem Leid erlöst werden kann. Die Spuren dieses talentierten Dackel-Brackenschlages lassen sich bis in das 18. und 19. Jahrhundert zurückverfolgen, als ähnliche Hunde neben dem Schwarzwald auch in Schwaben oder entlang den Ufern des Oberrheins aufzufinden waren.
In den 1980er Jahren wäre dieser regionale und traditionelle Jagdhund des Schwarzwaldes fast unbemerkt verschwunden. In den 1990 Jahren wurde der Hundebestand aber dann erfasst und die Zucht des „Wälderdackels“ von einigen Hundefreunden neu belebt, was damals höchste Zeit und gar nicht so einfach war, weil nur noch wenige Ursprungshunde dieses lokalen Hundeschlages vorhanden waren. 1998 wurde dann auch der „Verein Schwarzwälder Bracke (Wälderdackel) e.V.“ im Glottertal gegründet, deren Ziel bis heute die Bewahrung und Förderung der Blutlinien ist. Seit 2021 ist Bernd Krugger Vorsitzender dieses Vereins, der inzwischen etwa 400 Mitglieder zählt (siehe auch www.waelderdackel.de). Aber dass sich die so hübsche und begabte Jagdhunderasse für den anspruchsvollen Waldjäger, die zudem als einzige ursprünglich aus Baden-Württemberg stammt, großer Beliebtheit erfreut, verwundert wohl kaum.
Verein fördert die Züchterarbeit
Zu den Schwerpunkten der Vereinsarbeit gehört dabei unter anderem die „Förderung bewährter Blutlinien und Zuchtbuchführung“, die Zuchtplanung, -Beratung und Unterstützung der dem Verein zugehörigen Züchter. Außerdem das Sicherstellen der jagdlichen Anlagen mittels einer Spurlautprüfung und ein Wesenstest; sowie die jagdliche Leistungszucht in Anlehnung an den Jagdbetrieb, „ausgerichtet auf gesunde, robuste und familienfreundliche Arbeitshunde für den anspruchsvollen Waldjäger“.
Für Nichtjäger ist der Wälderdackel nicht geeignet
Bernds Wälderdackeldamen „Emmy“ und ihre Tochter „Bonita“ haben diese Prüfungen natürlich ebenfalls mit Bravour bestanden. Anfang Mai erwartet die trächtige Bonita übrigens erneut Welpen. Für den Nachwuchs ist also auch im hohenzollerischen Gebiet gesorgt und Interessenten können sich gerne an Bernd Krugger in Sigmaringendorf wenden. Da der Hund aber ausschließlich von und für Jäger gezüchtet wird, kann es sein, dass ein Nichtjäger wenig Freude an dem doch so hübschen und talentierten Tier haben würde. „Für normale Hundehalter, also Nichtjäger, ist der Wälderdackel aufgrund seines ausgeprägten Jagdinstinkts und seiner Veranlagungen nicht geeignet“, stellt Bernd Krugger klar.