Im Leibertinger Teil des für Windräder ausgewiesenen Vorranggebiets – der andere Teil liegt auf Meßkircher Gemarkung – werden vier Anlagen gebaut. Zwei der vier Windräder werden auf Grundstücken der Gemeinde Leibertingen gebaut werden, eines auf einem privaten Areal und eines schließlich auf einer Fläche, die dem Fürstenhaus gehört. Die Zeag Energie AG aus Heilbronn und das Unternehmen Uhl Windkraft aus Ellwangen werden die Windräder auf der Leibertinger Gemarkung gemeinsam bauen, wie Bürgermeister Stephan Frickinger in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER sagte. Das Unternehmen Uhl betreibt bereits seit Dezember 2019 einen Windpark in Bad Saulgau mit drei Windrädern. Die Bauanträge für die vier Windräder wurden am Montag beim Sigmaringer Landratsamt als zuständiger Genehmigungsbehörde eingereicht.
Bürgermeister Stephan Frickinger rechnet nicht mit Protest
Der Windpark wird auch ein Thema der öffentlichen Sitzung des Leibertinger Gemeinderats am 14. November im Leibertinger Rathaussein. Bürgermeister Frickinger ist zuversichtlich, dass es keine Protestfront gegen die vier Windräder geben wird. Die Anliegen der Bürgerinitiative (BI), die sich bisher in der Gemeinde gegen Windräder gestellt hatte, seien weitestgehend berücksichtigt worden. So hatte die BI unter anderem gefordert, dass es einen Mindestabstand von 1500 Metern zur nächstgelegenen Wohnbebauung gebe. Der Abstand zum am nächsten stehenden Windrad betrage 1419 Meter und damit sei dem Anliegen der BI weitgehend Rechnung getragen, so der Bürgermeister. Inzwischen habe sich in der Gemeinde weitgehend die Überzeugung durchgesetzt, dass die von der Bundesregierung propagierte Energiewende sich ohne Windräder auch im lokalen Nahbereich nicht umsetzen lasse. Sicherlich gebe es noch vereinzelte Stimmen gegen Windräder, denn einigen würden die Anlagen auch weiterhin nicht gefallen. Aber Frickinger erwartet keine breite Protestfront mehr gegen den Windpark. Auf die Frage, wie stark ihn das Thema Windkraft gebunden habe, sagte Frickinger: „Im vergangenen halben Jahr war es sicher ein Drittel meiner Arbeitszeit.“
Gewerbesteuer für Leibertingen
Die Zeag Energie AG, „hinter der im Grunde die Stadtwerke Heilbronn stehen“, so Frickinger, und das Unternehmen Uhl werden nach der Inbetriebnahme der Leibertinger Windräder eine neue Gesellschaft gründen, die für den Betrieb der Anlagen zuständig sein wird. Vertraglich wurde festgelegt, dass die fällige Gewerbesteuer der Gemeinde Leibertingen zufließt. Auch seien alle in diesem Zusammenhang denkbaren Schlupflöcher rechtlich geschlossen worden, so der Leibertinger Bürgermeister.
Bürger können sich über Kapitaleinlagen beteiligen
Jährlich werden je Windrad von den Betreibern 100.000 Euro bezahlt. Von dieser Summe wird auch ein Teil an Grundeigentümer ausbezahlt, deren Flächen in unmittelbarer Nachbarschaft der Windräder liegen. Zum anderen kann die Gemeinde Leibertingen jährlich 30.000 Euro aus den Windkraft-Erlösen für gemeinnützige Zwecke verwenden. Nach den Angaben von Frickinger sei es auch möglich, dass sich Bürgerinnen und Bürger aus der Gemeinde mit Kapitaleinlagen an den Windrädern beteiligen. Sollten Zeag und Uhl weitere Windräder bauen wollen, so könne die Gemeinde ein verbindliches Veto einlegen und diese neuen Anlagen verhindern.
Keine Windräder im Luchsrevier
Vehementen Widerstand kündigte Frickinger im Gespräch mit dem SÜDKURIER zu aktuellen Planungen des Regionalverbandes an, die Leibertingen betreffen. Am Donautrauf, oberhalb von Kreenheinstetten, will der Regionalverband eine Fläche für weitere Windräder ausweisen. Dagegen werde sich die Gemeinde wehren. Hier würden Schutzgebiete für Flora und Fauna liegen, begründete der Bürgermeister. Unter anderem liege in diesem Bereich das Revier des im Donautal lebenden Luchses. Alle Schutzbestrebungen würden durch diese Planung des Regionalverbandes „konterkariert.“ Und auch aus touristischer Sicht lehne er Windräder auf den Erhebungen des Donautraufs klar ab. Ab 22. November gibt es die sogenannte Offenlage der Pläne des Regionalverbandes zum Thema Windkraft, dann werde die Gemeinde Leibertingen ihre Kritik anbringen.
Abriss unumgänglich
Während es in naher Zukunft vier neue, große Windräder auf der Gemarkung Leibertingen geben wird, wird das bereits stillgelegte Windrad auf dem Bäumle-Hof abgerissen werden müssen. Wegen der Nähe zu den Wohnhäusern darf sich hier kein Windrad mehr drehen, so Frickinger. Rechtlich sei auch keine Ausnahme, etwa über die Möglichkeit einer Baulast, zu erreichen gewesen, schilderte der Leibertinger Bürgermeister. Er hätte es begrüßt, wenn auf dem Bäumle-Hof, der zur Gemeinde Leibertingen gehört, wieder Strom aus Windenergie hätte gewonnen werden können, sagte Frickinger gegenüber dem SÜDKURIER.