Noch vier bis fünf Wochen, dann sollen die Gemälde sowie die Holzskulpturen und -verzierungen in der Meßkircher St.-Martins-Kirche fertig restauriert sein – falls Corona nicht die Terminplanung durcheinanderbringt. Mit Akribie und Feingefühl konservieren die Restauratorinnen Christina von Buchholtz, Caroline Walther, Ursula Fuhrer, Sabine Hofmeister sowie die Praktikantin Isabel Schulz beschädigte Stellen, um sie in einem weiteren Arbeitsschritt zu restaurieren.
Reparierte Stellen sollen sich harmonisch einfügen
Dabei sollen die reparierten Stellen harmonisch zum Original passen, aber keine Originalität vortäuschen. Für sie sei es ein befriedigendes Gefühl, wenn die Pfarrgemeinden nach der Renovierung über den sichtbar verbesserten Zustand ihrer Kirche glücklich sind, sagen die Restauratorinnen.
Aktuell kümmern sich Christina von Buchholtz und Caroline Walther am verzierten Türrahmen des Durchgangs zur linken Sakristei mit dünnem Pinsel um die Vorretuschierung. Auf ihrer Farbpalette sind Kleckse der unterschiedlichen Grautöne zu sehen, auch ein rötlicher Ton mischt sich in die Farbabstufungen. Die feinen Farbnuancen sind notwendig, da die verschiedenen Grautöne des Holzrahmens harmonisch ineinander übergehen.

Zusammen mit den feinen, hellen Verästelungen soll der Eindruck vermittelt werden, der Rahmen bestehe aus Marmor: „Uns geht es vor allem um den Erhalt der vorhandenen Kunst“, erklärt Caroline Walther. Deshalb fixieren sie die Ränder an den Fehlstellen zuerst gut, damit nichts davon abbricht und sich die Stelle nicht vergrößert.
Teilweise werden alte Ausbesserungen entfernt
Christina von Buchholtz zeigt auf die Kanten am Türrahmen, wo mit speziellem Kitt die Abschürfungen, Spuren der Zeit, am Holz wieder aufgebaut wurden. „Teilweise entfernen wir auch alte Ausbesserungen, deren Material mittlerweile gealtert ist oder die nicht sachgerecht ausgeführt wurden, weil das Wissen damals nicht vorhanden war“, beschreibt die Restauratorin.
„Wir haben alle an der Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart studiert“, berichtet Christina von Buchholtz. Sie, Caroline Walther und Ursula Fuhrer haben zusammen ein Restaurierungsatelier für Gemälde, Holzskulpturen und moderne Kunst. Im Studium seien die Materialkunde, deren Haltbarkeit und Unveränderlichkeit ein wichtiges Thema.
Besonderes Fachwissen sei ebenfalls bei der Reinigung gefragt. Es gebe Oberflächen, die nur trocken gereinigt werden dürfen, andere mit speziellen Tüchern, mit Wasser oder mit bestimmten Lösungsmitteln. „Es ist ganz wichtig, dass man nicht das falsche Mittel verwendet“, betont Christina von Buchholtz, da eine unsachgemäße Reinigung die Oberfläche beschädige. Beim großen Altarbild nehmen die Restauratorinnen ganz vorsichtig den alten Firnis ab. Der Firnis ist eine Art Überzug, der dem Gemälde zu einem stärkeren Tiefenlicht verhilft.
Gerüst wird Anfang Mai abgebaut
Da sie aus Stuttgart kommen, sind die Frauen drei bis vier Tage lang auf der Baustelle in der St.-Martins-Kirche zugange und übernachten dann in Meßkirch. Es sei zwar nicht übermäßig warm in der Kirche, aber es herrsche noch eine angenehme Arbeitstemperatur, sagen sie. Bis zum 5. Mai müssen alle Arbeiten erledigt sein, für die die Restauratorinnen das Gerüst brauchen, denn dann wird es abgebaut. „Danach restaurieren wir die Stellen, die erst zugänglich sind, wenn das Gerüst entfernt ist“, erklärt Caroline Walther.
„Keine Kirche ist wie die andere“
Zur Arbeit der Restauratorinnen gehört es auch, alle Arbeitsschritte gut zu dokumentieren. Deshalb fotografieren sie vor der Restaurierung alle zu behandelnden Stellen. Am Ende erfolgt die Dokumentation der fertigen Arbeit. „Keine Kirche ist wie die andere“, erklärt Caroline Walther. Jede bringe andere Herausforderungen mit sich. Insofern diskutierten sie von Projekt zu Projekt ihre Ideen und Ansätze immer wieder neu.