So einfach kann es sein: Man nehme ein paar Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, eine Küche, Lebensmittel und einen Tisch. Man lasse sie gemeinsam schnippeln, kochen und essen – schon kommen sie miteinander ins Gespräch über kulturelle Eigenheiten und planen weitere Treffen. Geht also nicht nur Liebe, sondern auch Integration durch den Magen?
Auf große Begeisterung stieß jedenfalls die Veranstaltung „Gemeinsam kochen und essen“ am Dienstagabend in der Küche der Realschule Meßkirch. Safure Seyrek, Selma Sahin, Gülsen und Ferda Cakmaklar, Nalan Kandemir und Jasemin Akcinci vom Frauenverband des Türkisch-Islamischen Kulturvereins begrüßten die 18 Teilnehmer mit einem türkischen Ritual, das vor jedem Essen mit Gästen typisch ist.

Ein paar Tropfen Rosenwasser für die Hände sorgen für einen angenehmen Duft und wirken desinfizierend. Anschließend eine kleine Süßigkeit, denn in der Türkei gilt: „Lass uns etwas Süßes essen, dann werden wir uns süß unterhalten.“

Gesagt, getan. Schon beim Sortieren der Zutaten entwickelten sich erste Gespräche über landestypische Gewürze, Gemüse und Co. Jede der sechs Frauen hatte ein einfaches türkisches Rezept mitgebracht: Mercimek Corbas (rote Linsensuppe), Karnyark (gefüllte Auberginen), dazu Bulgur, Sigara Böregi (Käsestangen) und Çoban Salatas (Hirtensalat).
Als Dessert: Künefe, eine Süßspeise mit Kadayif-Teigfäden. „Rote Linsensuppe gibt es in jedem Restaurant in der Türkei und sie steht im Ramadan nach Sonnenuntergang auf jedem Tisch. Ein kleiner Geheimtipp: Mit viel Zitrone und Minze serviert hilft sie sehr gut durch die Erkältungszeit“, erläuterte Gülsen Cakmaklar.
Es wird geschält, gehackt und gerollt
Dann ging es los. Die Teilnehmer verteilten sich an die verschiedenen Kochstellen, schälten Gemüse, hackten Zwiebeln, zerkleinerten weißen Käse, rollten Teig, rührten, brieten, würzten.
Auch der jüngste Teilnehmer, der fünfjährige Levin Mühlhauser, befolgte die Anweisungen von Ferda Cakmaklar sehr genau und schnitt eine Gurke für den Hirtensalat in „ganz ganz kleine Stücke“. Ein himmlischer Duft nach Minze, Paprika, Tomaten, gebratenem Fleisch und Knoblauch breitete sich aus und die Vorfreude auf das gemeinsame Essen wurde immer größer.

Endlich hieß es: Afiyet olsun! – Lasst es euch schmecken! Die Begeisterung über die leckeren Speisen war groß. Bald schon wurden weitere Fragen gestellt: Wie ist das im Ramadan? Hat man da nicht ständig Hunger? Wie sieht ein türkisches Frühstück aus? Wie macht man eigentlich Schupfnudeln? Joachim Wehrlein regte auf diese Frage hin ein weiteres Treffen zum gemeinsamen Kochen an, dann mit schwäbischen Spezialitäten.
Ein erster Schritt ist getan
Martina Eisele, Integrationsbeauftragte der Stadt Meßkirch, nahm die Idee auf, spann sie sogar noch weiter für alle Nationalitäten, die in Meßkirch beheimatet sind. „Wer einen Kochtreff anbieten möchte, kann sich gerne an mich wenden.“ Alle Teilnehmer waren sich einig: Eine solche Veranstaltung sollte es regelmäßig geben.

Safure Seyrek, die dem Vorstand der neuen Moschee angehört, bot an: „Nächstes Jahr wird unsere Moschee eröffnet. Darin gibt es zwei Küchen und sehr viel Platz. Es würde uns freuen, dort einmal gemeinsam zu kochen.“ Die Idee löste breite Zustimmung aus. Ein weiterer Schritt Richtung interkulturelle Verständigung ist getan – ganz spontan und nebenbei.

Bastian Rädle, Integrationsbeauftragter im Landkreis Sigmaringen, bedankte sich am Ende für die Veranstaltung, die Auswahl der leicht nachzukochenden Rezepte und die Kopien zum Mitnehmen.