Andrea Bogner-Unden, Landtagsabgeordnete der Grünen, setzt sich seit längerem für die Reaktivierung der Ablachtalbahn ein. Sie möchte das auch nach der nächsten Landtagswahl tun, wie sie jetzt der Presse mitteilte. „Mit Neugierde und Leidenschaft“ will sie ihre begonnen Projekte weiter vorantreiben. Eines davon ist die Ablachtalbahn. Mit einem grünen Verkehrsminister, der Energiewende und einem Umdenken bei der Mobilität scheinen die Chancen für eine Reaktivierung der Bahnstrecke nicht schlecht. Verkehrsminister Winfried Hermann hat seine Unterstützung zugesagt und Zuschüsse in Aussicht gestellt.
Schon seit dem Jahr 2000 Pläne zur Reaktivierung
So neu ist das Thema allerdings nicht. Schon im Jahr 2000 gab es Bestrebungen, den „Seehas“ nicht nur bis Stockach, sondern auch weiter über Meßkirch nach Mengen fahren zu lassen. Und schon vor einigen Jahren machte sich der SPD-Ortsverein Meßkirch für die Ablachtalbahn stark. „Das ist wohl etwas in Vergessenheit geraten“, schmunzelt der Vorsitzende Rüdiger Hillenbrand. Damals war allerdings ein Thema noch nicht auf dem Tisch, mit dem man sich heute beschäftigen muss. Besser gesagt: ein Tier. Der Biber hat sich nämlich zwischen Meßkirch und Sauldorf auch für die Bahntrasse interessiert. Und wie man feststellen kann, scheint es ihm hier zu gefallen.

Biberschäden am Bahndamm häufen sich
Da sich in jüngster Zeit die Fragen nach möglichen Biberschäden am Bahndamm häuften, traf sich die Grünen-Abgeordnete Bogner-Unden mit Gunnar Hornstein zu einer Besichtigung nahe der Sauldorfer Seen. Hornstein ist Biberbeauftragter des Regierungspräsidiums Tübingen für die Region.
Behörde genehmigt Entfernung von Biberdämmen
Um die Vernässung des Bahndamms und der angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen zu beheben, erteilte das Regierungspräsidium Tübingen jeweils in den Jahren 2014, 2016 und 2017 eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung zum Entfernen des betreffenden Biberdamms. Im selben Zuge sollten die Untergrabungen im Bahndamm wieder verfüllt und die gefährdete Dammstrecke gegen weitere Unterminierung gesichert werden, erklärte der Biberbeauftragte.
Sicherheit des Bahnverkehrs hat oberste Priorität
Ob diese Maßnahmen ausreichen, wird nun auch Gegenstand weitere Untersuchungen sein müssen. Denn klar ist: Sollte eine Reaktivierung der Bahnstrecke wirklich realisiert werden, dann hat die Sicherheit oberste Priorität. Das gilt nicht nur für Bahnübergänge, sondern auch für die Stabilität des Streckenuntergrunds. „Die Sperrung zwischen Sauldorf und Stockach wegen Schäden durch Biber kam völlig überraschend“, stellt Bahnexperte Frank von Meißner im Gespräch mit dem SÜDKURIER fest. Für ihn lohnt es sich, „sehr genau hinzuschauen, wie grundlegend wirklich die Biberschäden sind und ob nicht eine friedliche Koexistenz der streng geschützten Biber mit dem Bahnbetrieb möglich ist“.

Weitere Vor-Ort-Termin über mögliche Schutzmaßnahmen
Über die Sicherung des Bahndamms wurde bereits in einer Besprechung am 1. Januar 2017 mit allen Beteiligten in Sauldorf beraten. Bogner-Unden und Hornstein planen einen weiteren Vor-Ort-Termin mit der Naturschutzbehörde, der Wasserbehörde, Experten für die Eisenbahnsicherheit und den Eigentümern der Bahn, um Klarheit über mögliche Maßnahmen und deren Kosten zu erhalten. Die Strecke von Stockach nach Mengen sowie von Krauchenwies nach Sigmaringen kommt nach einer ersten fachlichen Prüfung für die vom Land geplante Reaktivierung stillgelegter Bahnstrecken infrage.
Ralf Derwing von der Initiative S-Bahn Bodensee referiert über die Geschichte und Perspektiven der Ablachtalbahn und der Strecke von Krauchenwies nach Sigmaringen am Montag, 23. September ab 19 Uhr im Pfarrheim in Krauchenwies. Im Anschluss können Fragen gestellt werden.
Biberschäden
- Pfullendorf: Im Seepark hat der Biber bereits erheblichen Schaden verursacht und viele Bäume gefällt.
- Illmensee: Der Biber macht sich immer wieder am Andelsbach zwischen Illmensee und Denkingen zu schaffen. Ein ausgetrocknetes Bachbett oder auch Überschwemmungen sind die Folge.
- Wald: Im Ruhestetter Ried ist Biber ebenfalls aktiv und sorgt für überflutete Wege, weil Bachläufe durch Biberbauten gestaut werden.