Trotz der aktuellen Corona-Krise wurde in dieser Woche der Umzug vom Alt- in den unmittelbar daneben liegenden Neubau des Meßkircher Altenpflegeheims der Caritas über die Bühne gebracht. Inzwischen ist er abgeschlossen, der Altbau steht leer. Angehörige von Seniorinnen und Senioren übten gegenüber dem SÜDKURIER Kritik an der Informationspolitik der Caritas. Sie fühlten sich teilweise nicht ausreichend darüber informiert, wie sie ihre Angehörigen erreichen können.

Seit 14. März dürfen die Angehörigen im Heim nicht mehr besucht werden
Denn seit 14. März gilt ein Besuchsverbot für das Pflegeheim. Unmittelbar vor und während des Umzugs sei es schwierig gewesen, telefonisch die Angehörigen zu erreichen. Die Telefonanlage im Neubau wurde erst am Donnerstag in Betrieb genommen, der Umzug dorthin war aber schon am Dienstag abgeschlossen, wie Alexander Sperl vom Caritasverband Sigmaringen in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER sagte. Das Telekommunikationsunternehmen habe den ursprünglichen Termin nicht halten können. Im Gespräch mit dieser Zeitung sagte Sperl, dass ihm keine Kritik von Angehörigen bekannt sei. Ungeachtet dessen werde sich die Caritas dieser aber stellen. Denn es sei das Ziel, Entscheidungen stets transparent darzustellen. Bis zum Zeitpunkt, als das Besuchsverbot wegen des Coronavirus verhängt wurde, sei die Informationspolitik sehr transparent gewesen, versichert Sperl.
Erste Informationen zum geplanten Umzug gab es im Februar
Die Angehörigen waren im Februar über den Umzug informiert worden. In einem Schreiben war der 31. März als Termin genannt worden. Es wurde ferner mitgeteilt, dass die Angehörigen die Senioren beim Umzug begleiten könnten und dass weitere Pflegekräfte des Ostracher Pflegeheims der Caritas unterstützen würden. Für 14. März war ein vorbereitendes Treffen mit Angehörigen geplant – dann kam die Corona-Krise. Ab diesem Zeitpunkt durften die Senioren im Conrad-Gröber-Haus nicht mehr besucht werden. Angehörige setzten deshalb hinter die Entscheidung, den Umzug Ende März dennoch über die Bühne zu bringen, ein sehr großes Fragezeichen. Die Bewohner des Heimes würden jetzt schon unter der bestehenden Situation leiden und würden durch den Umzug zusätzlich belastet, so ihre Argumentation gegenüber dieser Zeitung.
Für das Pflegeteam bedeutete der Umzug einen „Kraftakt“, wie Sperl sagte. Denn Unterstützung von außen gab es keine. Dass dennoch am ursprünglich geplanten Umzugstermin festgehalten wurde, begründete Sperl damit, dass es im Neubau jetzt viel leichter möglich sei, im Notfall, wenn Bewohner mit dem Coronavirus infiziert sein sollten, diese zu isolieren. Denn im Neubau verfügt jeder Bewohner über ein Einzelzimmer. Die Situation im Neubau sei angesichts eines möglichen Infektionsrisikos hundert Mal besser als im Altbau, sagte Sperl.

Schwierige Situation für die Angehörigen der Heimbewohner
Gloria Lotzer, deren Mutter im Altenpflegeheim der Caritas lebt, schilderte gegenüber dem SÜDKURIER einige Ereignisse aus den vergangenen Tagen: Als ihre Mutter ihren Geburtstag feierte, durfte sie die Blumen für sie nur an der Pforte abgeben. Vor der Corona-Zeit besuchten sie und ihre zwei Schwestern ihre Mutter abwechselnd täglich. Jetzt gibt es nur die Möglichkeit, zu winken, wenn ihre Mutter im Heim am Fenster steht.
Höhere Pflegesätze ab April
Mit dem Bezug des Neubaus des Meßkircher Altenpflegeheims wurden die Pflegesätze angehoben. Der Altbau wird länger stehen bleiben, als ursprünglich geplant:
- Höhere Kosten für Angehörige: Mit Wirkung zum 1. April steigen die Pflegesätze für das Altenpflegeheim St. Martin um rund 600 Euro monatlich. Dies sei eine Folge der Investitionskosten für den Neubau, begründete Caritaschef Alexander Sperl diese Anhebung im Gespräch mit dieser Zeitung. Im Februar waren die Angehörigen darüber informiert worden. Die Caritas halte sich an die gesetzlichen Vorgaben, die von staatlicher Seite geprüft werden. Da das Land Baden-Württemberg seit zehn Jahren keine Zuschüsse mehr für solche Investitionen in den Bau von Altenpflegeheimen zahle, würden diese auch so hoch ausfallen. Der bisherig geltende Pflegesatz von 6,50 Euro wurde auf 27,50 Euro angehoben. Der Neubau des Pflegeheims umfasst 60 Plätze für Senioren. Neben 45 vollstationären Dauerpflegeplätzen sieht das Konzept des Hauses 15 Kurzzeitpflegeplätze vor. Diese können wegen der Corona-Krise zurzeit aber nicht genutzt werden.
- Abbruch des Altbaus: Der Zeitpunkt des Abbruchs ist offen, da der Landkreis diesen im Notfall für die Versorgung von Coronapatienten nutzen möchte. Falls es dazu kommt, werde keine Miete verlangt, sagte Alexander Sperl gegenüber dem SÜDKURIER. Der Kreis müsste lediglich bestehende Versicherungen übernehmen.