Noch in diesem Jahr soll es für die Biberbahn, die als Freizeitbahn auf der Strecke der Ablachtalbahn zwischen Stockach und Mengen verkehrt, eine neue Haltestelle geben. In der Gemeinde Mühlingen soll noch im ersten Halbjahr eine Zusteigemöglichkeit geschaffen werden. Dies sagte Frank von Meißner, der Technikchef der Ablachtalbahn, in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER. Er ist sich sicher, dass durch die neue Haltestelle in der Gemeinde Mühlingen die Attraktivität dieser Zugverbindung weiter gesteigert werden könne. Im Gegensatz zum vergangenen Jahr wird es aber in diesem Jahr keine zusätzlichen Fahrten der Biberbahn an Samstagen geben. Und die Fahrgäste müssen sich an neue Züge gewöhnen. Denn nach einer Ausschreibung werden nun nicht mehr die gelb-weißen Züge der SWEG (Südwestdeutsche Landesverkehrs-GmbH) auf der Strecke fahren, sondern rote der Bahntochter DB Regio. Deren Züge sind auch als „Seehäsle“ zwischen Stockach und Radolfzell unterwegs.

Neue Technik für Bahnübergang in Hindelwangen
Erneuert werden soll in diesem Jahr die bei einem Verkehrsunfall zerstörte Technik am Bahnübergang in der Tuttlinger Straße im Stockacher Ortsteil Hindelwangen, wie von Meißner auf Anfrage des SÜDKURIER sagte. Dort war vor inzwischen gut zwei Jahren ein Autofahrer gegen die Bahnanlage geprallt. Nachdem die zuständige Versicherung inzwischen im Grundsatz grünes Licht gegeben habe, soll es hier bis zum Sommer neue Ampeln und Halbschranken geben. Weil sich Anwohner über nachts hupende Zementzüge beschwert hatten, wird dieser Übergang zurzeit mit Streckenposten abgesichert, wenn Güterzüge durchfahren. So müssen die durchfahrenden Züge nicht hupen. Für den Übergang in der Berlinger Straße in Hindelwangen macht von Meißner nach wie vor keine Hoffnung auf eine schnelle Besserung. Mit rund 500.000 Euro bezifferte er die Kosten für einen Umbau und die Ausstattung mit moderner Technik.
Schäden durch einen Biber in Sauldorf
Nach wie vor seien Lohnunternehmer und auch Ehrenamtliche des Fördervereins Ablachtalbahn im Einsatz, um Sträucher und Bäume entlang der Strecke zurückzuschneiden oder zu entfernen. In der Vergangenheit sei die Strecke vor dem Besitzerwechsel zu wenig gepflegt worden, so der Technikchef der Ablachtalbahn. Immer wieder würden Bäume nach Stürmen oder auch wegen Schneelast auf die Gleise fallen und müssten beseitigt werden, schilderte Frank von Meißner. Und es gebe im Bereich von Sauldorf auch weiter Probleme wegen Biberschäden. Die Bahndämme würden hier oft im Wasser stehen, schilderte von Meißner, warum der Biber hier aktiv ist.
Der Wirtschaftsplan werde weiter eingehalten, so Frank von Meißner. Kalkuliert ist ein jährliches Defizit in Höhe von 100.000 Euro, das die beiden Kommunen Meßkirch und Sauldorf ausgleichen müssen. Beiden gehört die Eisenbahnstrecke von Stockach bis Mengen.
Im Jahr 2023 wurden mit der Biberbahn 6688 Fahrgäste und 1522 Fahrräder transportiert. Im Jahr 2022 waren es 7325 Fahrgäste und 1491 Fahrräder gewesen. Ein deutlicher Anteil der Passagiere nutzte im vergangenen Jahr das 49-Euro-Ticket, so wie im Jahr davor das 9-Euro-Ticket, so der Technikchef. Im Falle dieser Tickets haben die Eigentümer der Bahnlinie keine Einnahmen. Frank von Meißner sieht dennoch einen Gewinn in diesen deutschlandweit gültigen Tickets, denn so könne der Zug als Verkehrsmittel weiter attraktiv gemacht werden. Dies gelte auch für Freizeitverkehre wie die auf der Biberbahn. 2023 war die Biberbahn von 30. April bis 15. Oktober immer sonn- und feiertags drei Mal täglich, während der Sommerferien in Baden-Württemberg erstmals auch samstags gefahren.
Wachstum beim Güterverkehr
Das Aufkommen an Güterverkehr entwickle sich weiterhin positiv, so von Meißner. An den Zahlen sehe man „schön die Aufwärtskurve beim Transportaufkommen“: Im Jahr 2021 waren es 45.000 Tonnen; 2022: 78.000 Tonnen; 2023: 80.000 Tonnen. Vor allem der Holcim-Zementverkehr von der Schwäbischen Alb in Richtung Schweiz, der wegen baustellenbedingter Sperrungen der DB-Strecken über die Sommermonate hinweg über die Ablachtalbahn umgeleitet wurde, hatte 2023 stark zugenommen. Auch im Frühsommer 2024 seien weitere Umleiterzüge zu erwarten, so von Meißner.
Großes Ziel bleibe weiter ein Stundentakt für einen Personenverkehr auf der Strecke der Ablachtalbahn, so Frank von Meißner. Dafür ist abschließend nun noch ein Nutzen-Kosten-Gutachten nötig.