Seit 2020 plant der Landkreis im Auftrag von Bund und Land eine neue Straßenverbindung zwischen Meßkirch und Mengen. Ziel des groß angelegten Straßenbauprojekts ist es, den großen Anteil an Fern- und Schwerlastverkehr insbesondere auf der B311 besser abzuwickeln und gleichzeitig die Ortsdurchfahrten in den anliegenden Ortschaften vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Landrätin Stefanie Bürkle hat die Bürger zu einem Informationsabend zum aktuellen Planungsstand der neuen B311 geladen. Rund 150 Bürger waren ihrer Einladung in die Sandbühlhalle nach Bingen gefolgt.

Erste Vorschläge zur Trassenführung einer neuen B311 werden in der Öffentlichkeit lebhaft diskutiert. In Meßkirch ist die F-Variante auf großen Widerstand gestoßen, der Gemeinderat hat sich klar dagegen positioniert. Im Ortsteil Menningen, der von dieser Trasse besonders tangiert wäre, gibt es Planungen, eine Bürgerinitiative zu gründen, die diese Trasse verhindern soll.
Am Ende entscheidet der Bund
Dass es noch keinerlei Präferenz für eine bestimmte Trassenführung gebe, betonte die Landrätin bei ihrer Begrüßung: „Bis jetzt gibt es ein weißes Blatt mit einem Strich darauf“, sagte sie im Hinblick auf den Stand für konkrete Entscheidungen. „Es kann mitgeredet, aber nicht mitentschieden werden“, zeigte die Moderatorin des Abends, Yvonne Knapstein, die Grenzen der Bürgerbeteiligung auf. Wichtig sei es auch zu wissen, dass die Entscheidung über die Trassenführung am Ende beim Bund liege, sagte Knapstein.

Der Projektleiter beim Landratsamt, Thomas Blum, gab einen Überblick über die ersten Ergebnisse der Voruntersuchungen zur Planung der neuen B311. So kommt laut Blum die Verkehrsuntersuchung zu dem Schluss, dass der Bedarf für die Verbindungsstraße weiterhin in den geplanten Ausmaßen besteht. Auch bei besten Bedingungen – etwa der vollständigen Reaktivierung der Ablachtalbahn im Stundentakt oder noch mehr Homeoffice – wäre nicht mit einem Rückgang insbesondere des Schwerlastverkehrs zu rechnen, war der Präsentation von Blum zu entnehmen. Aktuell ist beim Bau der neuen Trasse mit einem sogenannten dreistreifigen Ausbau zu rechnen. Das heißt, die etwas über 15 Meter breite Fahrbahn ist wechselseitig in einen, beziehungsweise zwei Fahrstreifen unterteilt.
Sieben Trassenvarianten existieren nach aktuellem Planungsstand. Alle wurden dem Publikum detailliert vorgestellt und unter technischen, verkehrlichen und umweltfachlichen Gesichtspunkten von zwei Expertinnen beurteilt. So sieht Landschaftsplanerin Constance Lenz etwa bei der Südtrasse, die in ihren beiden Varianten nahe der Krauchenwieser Seen entlang führt, großes Konfliktpotenzial aufgrund der vorhandenen Vogelschutzgebiete. Der auf Initiative der beiden Bürgerinitiativen „Nein zur Nordtrasse“ und „Lebenswertes Göggingen“ entwickelte Trassenvorschlag, der quer durch das Waldgebiet zwischen Meßkirch und Mengen verlaufen soll, bekommt aufgrund des hohen Waldverlusts eine negative Bewertung hinsichtlich der Umweltverträglichkeit. Auch in puncto Entlastung schätzt Verkehrsexpertin Nadine Köllermeier die Trasse als nur mittelmäßig ein.
Die bisher als Nordtrasse bekannte, südlich der B313 verlaufende Trassenvariante schneidet in Bezug auf Umweltverträglichkeit und beim Erreichen der verkehrlichen Ziele derzeit offenbar am besten ab, war der Präsentation der beiden Expertinnen zu entnehmen. Neu hinzugekommen ist nun eine Variante aus Südtrasse und Nordtrasse, die bei Göggingen in nördlicher Richtung schwenkt und durch den Wald Richtung Inzigkofen wieder auf die Nordtrasse führt. Das Besondere an dieser Variante ist, dass sie zusätzlich die Möglichkeit bietet, eine weitere Verbindung in Richtung Süden nach Pfullendorf zu schaffen.
Bedenken aus dem Publikum
Aus dem Publikum kamen kritische Nachfragen – insbesondere zum Verkehrsaufkommen in den Ortschaften. Einige Meldungen gab es von Bürgern aus dem zu Mengen gehörenden Ennetach, die sich besorgt über eine mögliche zusätzliche Verkehrsbelastung zeigten.
Man fühle sich gut informiert, lautete der Tenor unter den Besuchern am Ende des Informationsabends. Die Veranstaltung sei allerdings zu lang gewesen, befanden einige Bürger. Auch wenn die Vorstellung der einzelnen Varianten lang gedauert hatte, nutzten dennoch einige Anwesende das Angebot, mit den am Projekt beteiligten Verantwortlichen und Experten ins Gespräch zu kommen. „Ich bin genauso gespannt, was erarbeitet wird“, sagte Landrätin Stefanie Bürkle auf die Frage des SÜDKURIER, ob sie nicht bereits doch eine Variante der Trassenführung favorisiere? Bürkle zeigte sich zufrieden mit dem Umfang der Bürgerbeteiligung zum frühen Stand des Projekts. „Je konkreter die Planungen werden, umso mehr Menschen werden kommen“, sagte Bürkle.