Die Ereignisse im Seepark überschlagen sich. In den zurückliegenden Wochen kamen Blasmusik-, Motorrad- und Schlagerfans auf ihre Kosten – und jetzt gelang mit der Keep it real-Jam der perfekte Sprung in die Karibik. Der Seepark war das Ziel für alle, die auf Dancehall, Dub und Reggae stehen.
Statt Ikke Hüftgold und Tim Toupet sorgten von Donnerstag bis Samstag bekannte Stars wie Cham, Randy Valentine und Headliner Beenie Man für Mega-Stimmung. Sie brachten den Sound direkt aus Jamaika in den Linzgau. Aidonia spielte fast exklusiv in Pfullendorf, denn in Europa wird er diesen Sommer nur noch in Italien zu sehen sein. Aus Deutschland kam Manarun, eine Combo, die Reggae, Ska und HipHop zu einem mitreißenden Sound verschmelzen ließ. So bunt wie der Anzug von Rasta-Man Cali P aus Zürich war auch das Publikum: Dreadlock-Träger, Barfußtänzer, Frauen und Männer mit Cornrow-Flechtfrisuren, bärtige Hipster, kleine Kinder mit Gehörschutz. Wer empfindliche Ohren hat, tat gut daran, sie zu schützen, denn es wurde ordentlich aufgedreht und in den ersten Reihen wummerte spürbar der Bass.
Die Besucher nahmen zum Teil eine weite Anreise in Kauf. "Wir haben Karten nach Berlin, München, Bamberg und Bayreuth verkauft. Auch viele Schweizer sind gekommen. Als deutsche Großstatdt war Stuttgart am stärksten vertreten", so Fabian Fitz von der Keep it real-Crew.
Das Festival kam bestens an. „Die Leute sind superfreundlich hier“, sagte Britt aus Amsterdam. Florian aus Stuttgart lobte die „mega-entspannte“ Atmosphäre. Auch Isabel und Sarah aus Stockach fühlten sich ausgesprochen wohl: „Alle sind friedlich und sehr höflich unterwegs. Da Essen ist lecker, die Umgebung wunderschön.“ Joana aus Esslingen fand es „mega-gut“. Bis auf: „Die erste Nacht war etwas kalt.“ Die Temperaturen erinnerten tatsächlich eher an Island, doch die Fans ließen sich nicht beirren: „Letztes Jahr sind wir zur Abkühlung in den See gesprungen, dieses Mal haben wir einen Abstecher ins Thermalbad gemacht“, sagte Markus aus Freiburg. Ansonsten setzte das Festival seine eigene Hitze frei. So heizten zwischen den Live-Auftritten im großen Zelt der Dancehall-MC/Deejay Gringo Kid und Fabi Benz mächtig ein. Gringo Kid rackerte sich ab und das Publikum war restlos begeistert. Wer wollte, konnte einen Dancehall-Workshop besuchen. „Wir zeigen die Tanzschritte der jamaikanischen Kultur. Hinzu kommt Attitude, also Ausdruck, dazu gehören Blicke, Hüfte und Po“, erklärten Steffi und Nathalie von Munixx Inna Motion und Wine 'n' Shine aus München und Stuttgart.
Keep it real hatte seine Premiere vor zehn Jahren. Das ambitionierte Anliegen, der Reggae- und Dancehall-Kultur in Oberschwaben eine Plattform zu bieten, wurde von Erfolg gekrönt. Wie es aussieht, wird der Seepark auch 2017 wieder „the place to be“ sein.
Kalte Temperaturen führten dazu, dass weniger Tageskarten verkauft wurden
Seit der ersten Jam im Seepark 2012 hat sich die Besucherzahl fast noch mal verdoppelt. Wir sprachen mit Fabian Fitz von der Keep it real-Crew. Die fünf Kernveranstalter wurden von rund 150 Helfern unterstützt.
Keep it real hat 2007 klein angefangen. Mittlerweile ist das Festival großräumig bekannt und schon legendär.
Ja, aus einer Abiparty auf einer Waldlichtung bei Wilhelmsdorf sind wir zur Tagesparty in den Brauereikeller nach Königseggwald übergegangen. Die erste Jam im Seepark war 2012.
Hat sich die Kälte negativ auf die Besucherzahlen ausgewirkt?
Wir hatten zum ersten Mal Pech mit dem Wetter. Der Vorverkauf war ähnlich wie im vergangenen Jahr, doch die Tageskarten sind uns weggebrochen. Es kamen weniger Leute spontan. Trotzdem haben wir um die 2500 Besucher gezählt. Der Campingplatz war voll.
Fragen: Kirsten Johanson