Karlheinz Fahlbusch

Wer aus unterschiedlichen Himmelsrichtungen auf die Stadt zufährt, der bekommt immer einen anderen Eindruck.

Von Ostrach her: das Obertor

Von Ostrach her ist es das Obertor, das ins Auge sticht und seit vergangenem Jahr besonders nachts vom beleuchteten Treppenhaus des Ärztehauses begleitet wird.

Von Überlingen her: der „Knast“

Kommt man von Überlingen her, sieht man schon aus großer Entfernung das Obertor, das ehemalige Amtsgericht und „den Knast“, wie die Pfullendorfer sagen. Eingesperrt wird da schon lange niemand mehr, das markante Gebäude dient mittlerweile Wohnzwecken. Kommt man näher, stehen moderne Industriebauten rechts der Straße, wo früher auch der Bahndamm verlief.

Von Sigmaringen her: eine Großstadt mit Leuchtreklamen

Von Sigmaringen her könnte man fast meinen, auf eine Großstadt zuzufahren. Das Emblem einer Fast-Food-Kette begrüßt den Autofahrer und auch andere Leuchtreklame gibt nachts ein buntes Bild ab.

Die neue Volksbank wurde im gleichen Stil wie das Alno-Verwaltungsgebäude geplant und prägt heute noch den Ortseingang Pfullendorfs aus ...
Die neue Volksbank wurde im gleichen Stil wie das Alno-Verwaltungsgebäude geplant und prägt heute noch den Ortseingang Pfullendorfs aus Richtung Heiligenberg. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Von Heiligenberg her: Alno und die Volksbank

Von Heiligenberg her ist der Anblick vertraut. Rechts das Alno-Werk mit dem markanten Verwaltungsgebäude, dann die Eisenbahnbrücke und schließlich die Volksbank, wo von der Heiligenberger Straße die Franz-Xaver-Heilig-Straße abzweigt und hinunter zum Stadtgarten verläuft. Einen besseren Platz hätte sich die Volksbank nicht aussuchen können, hat sich so mancher Autofahrer wohl schon gedacht. Und der Gedanke ist nicht falsch.

Alno und Volksbank fast zeitgleich gebaut

„Unser Gebäude ist damals im gleichen Stil und auch nahezu zeitgleich errichtet worden, wie das Alno-Verwaltungsgebäude“, sagt Volksbank-Chef Werner Groß, der seit 1983 Vorstand ist. Für die damalige Zeit sei das Gebäude sehr modern gewesen. Und der Platz sei natürlich ideal, weil die Bank hier wirklich unübersehbar sei. „Eine bessere Werbung gibt es nicht“, sagt der Banker.

Ursprünglich Erweiterung in der Hauptstraße geplant

Ursprünglich hatte man auch an einen anderen Standort gedacht. Der Hauptsitz der Volksbank befand sich damals noch in der Hauptstraße zwischen Klostergebäude und einer damals schon bestehenden Reinigung. Sie gehörte der Familie Gelhaar, das Gebäude war aber bereits im Besitz der Volksbank. Und so war der Gedanke für die Verantwortlichen der Volksbank naheliegend, sich „nebenan“ zu erweitern. Doch schließlich entschied man sich für den heutigen Standort. In der Hauptstraße entstand eine Stadtfiliale, die mittlerweile eine reine Selbstbedienungsfiliale mit Automaten ist.

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Neuer Standort hatte einige Vorteile

„Der heutige Standort hatte schon einige Vorteile“, erinnert sich Markus Schmidt, der die Bauarbeiten hautnah miterlebte. Nach 46 Jahren bei der Bank, davon mehr als 31 im Vorstand, genießt der 61-Jährige seit 1. Juni vergangenen Jahres die Freizeitphase seiner Altersteilzeit, bis er in den Ruhestand geht. Als er am 15. August 1972 seine Banklehre begann, prophezeite ihm sein damaliger Chef Heinrich-Georg Pinnschmidt, dass er nach der Abschlussprüfung bereits im neuen Gebäude arbeiten würde.

Markus Schmidt begann seine Banklehre noch vor dem Umzug der Volksbank. Später war er viele Jahre Vorstand der Bank.
Markus Schmidt begann seine Banklehre noch vor dem Umzug der Volksbank. Später war er viele Jahre Vorstand der Bank. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Neue Räume, neue Technik, mehr Parkplätze

„Er hat mich mit dem Neubau geködert“, schmunzelt Schmidt. Neue Räume und neue Technik, das war für den jungen Mann interessant. Und dort gab es endlich auch genügend Parkplätze für die Kunden. „Und natürlich war es auch so, dass viele Leute, die bei Alno arbeiteten, auf dem Weg zum Arbeitsplatz oder nach Hause schnell ein Bankgeschäft erledigen konnten“, sagt Schmidt – ein Vorteil für die Schichtarbeiter.

Zunächst auch Krankenkasse und Hausmeisterwohnung im Gebäude

Als man 1975 in das neue Gebäude einzog, waren es etwa 13 oder 14 Angestellte, die hier arbeiteten. Heute sind es 41 inklusive Azubis. Damals gab es noch eine Hausmeisterwohnung, auch die Krankenkasse DAK hatte ihre Geschäftsstelle im selben Gebäude. Die Genossenschaftsbanker arbeiteten nur im Erdgeschoss. Erst später wurde weiter ausgebaut und so entstand auch das heutige Sitzungszimmer, in dem später auch Markus Schmidt Sitzungen leitete. Hätte er sich das zu Beginn der Ausbildung träumen lassen? „Sie werden es nicht glauben“, lacht er: Schon der Leiter der Ausbildungsstätte in Staufen habe ihm schriftlich bescheinigt, dass er für spätere Führungsaufgaben bestens geeignet sei.

1973 brannte am Gaisbühl das landwirtschaftliche Anwesen von Franz Kollöffel ab. Hier wurde später die GSW-Seniorenresidenz gebaut.
1973 brannte am Gaisbühl das landwirtschaftliche Anwesen von Franz Kollöffel ab. Hier wurde später die GSW-Seniorenresidenz gebaut. | Bild: Archiv Norbert Hees

Abrissgenehmigung für altes Gebäude kostete 20 Mark

Vor dem Baubeginn 1974 musste zunächst Platz geschaffen und ein Gebäude abgerissen werden. So eine Abrissgenehmigung kostete damals noch 20 Mark. Beginn und Beendigung der Arbeiten mussten „dem Landratsamt schriftlich angezeigt werden“, wie es in Baugenehmigung für die Abrissarbeiten heißt. Die Stadtverwaltung war noch nicht Baubehörde. Mit dem Neubau erweiterte die Volksbank ihr Geschäftsgebiet. Im Laufe der Zeit kamen die Filialen in Heiligenberg, Aach-Linz und Denkingen dazu, die noch immer betrieben werden.

Die Gesellschaft für Siedlung und Wohnungsbau baute am Gaisbühl eine Seniorenresidenz, die 2005 eröffnet wurde. 1973 war an dieser ...
Die Gesellschaft für Siedlung und Wohnungsbau baute am Gaisbühl eine Seniorenresidenz, die 2005 eröffnet wurde. 1973 war an dieser Stelle das landwirtschaftliche Anwesen von Franz Kollöffel durch einen Brand vernichtet worden. | Bild: Karlheinz Fahlbusch

Auch der Gaisbühl hat sich radikal verändert

Doch es gibt auch noch andere Ecken in der Stadt, die ihr Gesicht radikal verändert haben und wohl kaum noch jemand erinnert sich an den alten Zustand. So am Gaisbühl. Die Gesellschaft für Siedlungs- und Wohnungsbau GSW baute dort eine Seniorenresidenz, die am 23. September 2005 mit einem Festakt ihrer Bestimmung übergeben wurde. 25 Seniorenwohnungen im Herzen der Stadt, das war ungewöhnlich. Mittlerweile gibt es auch eine GSW-Seniorenresidenz am Stadtsee, für die das TIP-Gebäude, früher Textilfabrik Keinath, abgerissen worden war. Am Gaisbühl war das nicht notwendig. Denn 1973 war dort das Anwesen von Landwirt Franz Kollöffel ein Raub der Flammen geworden.