Die Stimmen nach einer öffentlichen Toilette beim Busbahnhof in Pfullendorf werden lauter. In der nächsten Gemeinderatssitzung am Donnerstag, 27. März, will Karlheinz Fahlbusch, Vorsitzender des VdK-Ortsverbands Pfullendorf, beim Tagesordnungspunkt Bürgerfrageviertelstunde einen erneuten Vorstoß wagen. Die Verwaltung sieht keine Veranlassung für eine öffentliche Toilette.
Im Sande verlaufen
„Der VdK hat beschlossen, sich um dieses Thema zu kümmern“, sagt Fahlbusch im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Das Thema ist indes nicht neu, wurde schon häufiger diskutiert und debattiert, verlief aber immer wieder im Sande. Doch Fahlbusch gibt nicht auf: „Eine öffentliche Toilette gehört zur Infrastruktur des Busbahnhofs.“ Es ist indes nicht der erste Versuch. Auch die frühere Stadträtin Eva Riede-Leibbrand hatte sich öfter vehement in den Sitzungen für eine öffentliche Toilette eingesetzt.

Sie bedauert es nach wie vor, dass die Verwaltung nicht bereit sei, Geld zu investieren. „Ich vermisse in dieser Hinsicht den Willen der Verwaltung“, sagt Riede-Leibbrand. Vor allem für Frauen sei es ein Problem, wenn sie dringend aufs Klo müssten, das beim Busbahnhof nicht vorhanden ist, seit es ihn gibt.
Kosten und Vandalismus
Die Verwaltung beharrt indes auf ihrem Standpunkt – aus mehreren Gründen. Zum einen würde nach Auskunft von Hauptamtsleiter Simon Klaiber der Bau einer öffentlichen Toilette – auch wenn sie selbst reinigend wäre – erhebliche Kosten von mehr als 100.000 Euro verursachen. „Außerdem müssten man immer wieder mit Vandalismus rechnen“, ergänzt Klaiber, der zudem darauf hinweist, dass die Fahrgäste sehr wohl die Möglichkeit hätten, auf die Toilette zu gehen. „Sie können im Barfüßer aufs Klo gehen oder die öffentliche Toilette im Parkhaus Stadtmitte benutzen, die fußläufig schnell zu erreichen ist.“ Für die Verwaltung, so Klaiber, sei eine öffentliche Toilette keine Option, weshalb die Situation unverändert bleibe.
Doch Karlheinz Fahlbusch gibt sich mit dieser Argumentation nicht zufrieden. „Der Barfüßer macht morgens erst um 11 Uhr auf. Bis zur öffentlichen Toilette im Parkhaus kann es unter Umständen zu lange dauern und der Anschlussbus verpasst werden.“ Das sei nicht die Lösung des Problems.
Männer pinkeln in Gebüschen
Auch Eva Riede-Leibbrand hält es für utopisch, „es in kurzer Zeit auf die öffentliche Toilette im Parkhaus zu schaffen, wenn man nur ein paar Minuten Zeit zum Umsteigen hat“. Und so passiert es nicht selten, dass Jugendliche und Erwachsene männlichen Geschlechts in die Büsche gehen, um dort zu pinkeln. Riede-Leibbrand vermisst außerdem Hinweisschilder für die vielen fremden Fahrgäste, die keine Ahnung haben, wohin sie denn auf die Toilette gehen können.
Verwunderung bei Busunternehmen
Auch die Busunternehmen, die am Pfullendorfer Busbahnhof anhalten, sind seit Jahren darüber verwundert, dass es keine öffentliche Toilette gibt. „Ich verstehe nicht, warum bei dem Bau des Busbahnhofs nicht gleich eine öffentliche Toilette mit gebaut wurde“, sagt Busfahrerin Tanja Maxa. Dabei gab es schon einmal Überlegungen, eine öffentliche Toilette an das Gebäude des Barfüßers anzudocken. In die Tat umgesetzt wurde die Idee aber nie.
Maxa fährt täglich für das Busunternehmen Sehmer und hält oft genug morgens am Bahnsteig an, wenn der Barfüßer noch geschlossen hat. „Ich trinke schon gar nicht mehr viel vor Schichtbeginn, damit ich ja nicht aufs Klo muss“, ergänzt Maxa, die bei längeren Pausen zur Betriebsstätte von Sehmer-Reisen in den Alno-Park fährt. Für sie und ihre Kollegen sei es ein großes Ärgernis, „dass seit Jahren an uns gar nicht gedacht wird“ – geschweige denn an die zahlreichen Fahrgäste.
Keine Probleme in Sigmaringen und Überlingen
Johannes Bartmann ist Geschäftsführer der Firma Robert Bayer in Ehingen bei Ulm, zu dem schon lange die Kreisverkehrsbetriebe Sigmaringen (KVB) zählen. Die KVB pendelt unter anderem mit dem Regiobus 500 zwischen Sigmaringen und Überlingen mit Halt in Pfullendorf. „In Überlingen und Sigmaringen ist dies kein Problem. Nur Pfullendorf hinkt hinterher“, sagt Bartmann, dessen Fahrer sich regelmäßig bei ihm über die fehlende Toilette beschweren. Bartmann gibt die Beschwerde weiter an die Verwaltung, die ihrerseits aber offensichtlich keine Notwendigkeit zum Handeln sieht.
Stadt profitiert davon
Erschwerend kommt hinzu, dass die Linienbusse schon seit längerer Zeit nicht mehr auf dem Bauhofgelände abgestellt werden dürfen, sondern in den Alno-Park ausweichen müssen, was wiederum eine größere Entfernung bedeutet. „Deshalb wäre ein öffentliche Toilette am Busbahnhof eine charmante Lösung für alle Betroffenen – Busfahrer und Fahrgäste“, ergänzt Bartmann, der sich beinahe resigniert anhört, wenn er über das aus seiner Sicht leidige Thema sprechen muss. „Von der 500er-Linie profitiert schließlich auch die Stadt Pfullendorf.“
„Es ist das Königsrecht des Gemeinderats, Anträge zu stellen.“Karlheinz Fahlbusch, Vorsitzender VdK-Ortsverband
Karlheinz Fahlbusch will das Thema in der öffentlichen Gemeinderatssitzung am 27. März nicht nur ansprechen. Denn der VdK hat sich das Ziel gesteckt, „dass ein Grundsatzbeschluss für die öffentliche Toilette getroffen wird“, weshalb er vor allem den Gemeinderat in der Verantwortung sieht. „Es ist das Königsrecht des Gemeinderats, Anträge zu stellen“, so Fahlbusch. Und wenn kein Beschluss getroffen wird? Dann will Fahlbusch nicht locker lassen. „Dann sammeln wir erst einmal Unterschriften.“