„Ich bin einer der Verrückten“, stellt sich Feuerwehrmann Jörg Hartmann von der Freiwilligen Feuerwehr Pfullendorf vor. Warum er sich selbst so betitelt, wird schnell klar. Er ist einer von zwölf Feuerwehrleuten, die sich jeden Sonntagmorgen bereits um 8 Uhr in der Frühe treffen, um gemeinsam in Feuerwehrmontur inklusive Pressluftatmer mehrfach unzählige Treppenstufen zu erklimmen. Den Treppenlauf hat Alex Koock von der Freiwilligen Feuerwehr Pfullendorf „angezettelt“, wie er selbst erklärt. Geplant hatte der Feuerwehrmann ursprünglich die Teilnahme beim Feuerwehr-Truppenlauf an der 162 Meter hohen Heini-Klopf-Skiflugschanze in Oberstdorf mit über 1000 Stufen. Aus Versehen meldete Alex Koock seine Wettkampfmannschaft jedoch zum Treppenlauf in Oberhof an. Dann ging es für die Wettkampfgruppe eben nach Thüringen, statt ins Allgäu.

Skisprungschanze in Oberhof hat 701 Stufen

Anfang April nahmen beim 4. Lotto Thüringen Treppenlauf im Oberhofer Kanzlersgrund fünf Trupps der Feuerwehren Pfullendorf, Hohenfels und Wald teil sowie drei Mitglieder der Jugendfeuerwehr Pfullendorf. Die 701 Stufen der Oberhofer Skisprungschanze zu erklimmen, war eine kräftezehrende Herausforderung für die Feuerwehrleute. Die Teilnehmer der Feuerwehr Pfullendorf, Thomas Hügle, Alex Koock, Jörg Hartmann, Ninve Warda, Fabian Hägele, Tom Falkner und Christoph Kreutzer, der Freiwilligen Feuerwehr Hohenfels mit Andreas Bezikofer und Markus Moser sowie Sarah Masser von der Feuerwehr Wald haben sich allesamt wacker geschlagen.

Die 16-jährige Eliana Hügle von der Jugendfeuerwehr Pfullendorf schnitt beim Thüringen Treppenlauf in der Gesamtwertung Einzel-Solo-Run ...
Die 16-jährige Eliana Hügle von der Jugendfeuerwehr Pfullendorf schnitt beim Thüringen Treppenlauf in der Gesamtwertung Einzel-Solo-Run mit dem ersten Platz ab. | Bild: Sandra Häusler

Die 16-jährige Eliana Hügle von der Jugendfeuerwehr Pfullendorf belegte sowohl in ihrer Altersklasse als auch in der Gesamtwertung Damen den ersten Platz. Sie ist über ihren Vater zum Treppenlauf gekommen und läuft ohne Atemschutz.

Wehrleute trainieren jeden Sonntag zusammen

Der SÜDKURIER begleitete sie beim anspruchsvollen Training. Andreas Bezikofer von der Freiwilligen Feuerwehr Hohenfels erläutert seine Beweggründe: „Einfach um die innere Grenze zu finden und zu überwinden.

Jede Stufe mehr ist eine neue Herausforderung“. Sarah Masser von der Freiwilligen Feuerwehr Wald ist erst im Januar beim Treppenlauftraining eingestiegen und stachelte sofort ihre Walder Feuerwehrkollegen Pascal Straub und Sebastian Erath an. Hat einer der Treppenlauf-Kollegen, wie der Kamerad und Notfallsanitäter Christoph Kreutzer, sonntags-früh Bereitschaft, trainiert die Truppe an der Grundschule am Härle und steigt die rund 72 Stufen der äußeren Rettungstreppe zehn bis dreizehn Mal am Stück hinauf und hinab.

Bannwaldturm in Ostrach als Trainingsgelegenheit

219 Stufen gilt es zur Aussichtsplattform auf dem Bannwaldturm im Pfrunger-Burgweiler Ried zu erklimmen.
219 Stufen gilt es zur Aussichtsplattform auf dem Bannwaldturm im Pfrunger-Burgweiler Ried zu erklimmen. | Bild: Sandra Häusler

Eine andere Hausnummer ist da schon der Bannwaldturm im Naturschutzgebiet Pfunger-Burgweiler Ried. Bis zur Aussichtsplattform in 38,8 Meter Höhe gilt es 219 Stufen zu erklimmen. Auf den Bannwaldturm steigen die Wettkampftruppe pro Training mindestens vier bis sieben Mal hinauf, um auf die entsprechende Stufenanzahl bei den Wettkämpfen zu kommen. Mit Jörg Hartmann liefert sich Eliana Hügle an diesem Morgen auf dem Bannwaldturm ein „Battle“. „Ja, komm rauf!“, feuert Hartmann sie an und erklärt schnaufend: “Es macht mich fertiger als sie.“ Der hauptamtliche Gerätewart Marc Quecke ist oben angekommen und kontrolliert seinen Puls. „Beim Rechnen des kleinen Einmaleins kannst du feststellen, ob noch genug Sauerstoff im Blut ist“, wendet er sich an Sarah Masser.

Rückweg unter Atemschutz und eine Schneeballschlacht

Sarah Masser war kurzfristig beim Treppenlauf in Oberhof für einen erkrankten Feuerwehrkollegen eingesprungen. Sie berichtet: „Ich war super aufgeregt und habe mir vor dem Wettkampf von den Kollegen viele Tipps geholt.“

Auf der Aussichtsplattform im Ried muss Jörg Hartmann erst mal verschnaufen.
Auf der Aussichtsplattform im Ried muss Jörg Hartmann erst mal verschnaufen. | Bild: Sandra Häusler

Ein schöner Abschluss in Oberhof stellte für sie der gemeinsame Rückweg zu Fuß unter Atemschutz von der Schanze auf dem Wanderweg dar und eine Schneeballschlacht. Wichtig sind der Teamgeist und das gemeinsame Training. Jeder zieht den anderen mit, unterstreichen die Wehrleute und das gute Gefühl „als Alte, den Jungen zu zeigen, was geht“. Steht die Truppe auf der Aussichtsplattform, kann sie nach dem Verschnaufen auch die Riedlandschaft, begleitet vom Quaken, Schnattern und Zwitschern der Vögel genießen.

Ziel ist der Testturm in Rottweil mit 1390 Stufen

Zum Abschluss der Trainingseinheit absolvieren die Feuerwehrleute stets eine Kräftigungsübung für die Oberschenkel und hoffen, dass der Muskelkater am Folgetag ausbleibt.

Am Ende jeder Trainingseinheit steht eine Übung für die Oberschenkel.
Am Ende jeder Trainingseinheit steht eine Übung für die Oberschenkel. | Bild: Sandra Häusler

Für die Feuerwehrleute aus Pfullendorf steht in Mengen demnächst ein Feuerwehrwettkampf in verschiedenen Disziplinen an. Die Feuerwehrleute der Hohenfelser und Walder Wehr peilen im September den TK Elevator Towerrun auf den Testturm Rottweil mit 1390 Stufen und 232 Höhenmetern zu Deutschlands höchster Aussichtsplattform an.

Wettkampfklamotten mit Aufnäher

2025 lautet das Motto der Treppenläufer „Kein Weg zu viel, keine Treppe zu hoch“.

Die Feuerwehr-Treppenläufer stellen jedes Trainingsjahr unter ein anderes Motto und Symboltier. Auf aussortierter Einsatzkleidung nähen ...
Die Feuerwehr-Treppenläufer stellen jedes Trainingsjahr unter ein anderes Motto und Symboltier. Auf aussortierter Einsatzkleidung nähen sie den entsprechenden Aufnäher auf, wie Marc Quecke hier zeigt. | Bild: Sandra Häusler

Der Treppenläufer Christoph Kreutzer lässt jedes Jahr dazu Aufnäher mit dem jeweiligen Motto und Symboltier besticken, das die Wettkampftruppe auf die ausgesonderte Einsatzkleidung aufnäht, die sie beim Treppenlauf trägt. 2024 hieß das Motto „Hurra, die Wildsau“. Die Tiersymbole sind angelehnt an die abgebildeten Symbole an den Innenwänden des Bannwaldturms. „Wenn du die Wildsau siehst, weißt du, es sind nur noch zehn Stufen. Der Storch markiert die Hälfte der Treppe“, so Marc Quecke.