Er ist eines der markanten Bauwerke Pfullendorfs, das mit seiner erhabenen Lage schon fast 70 Jahre lang die Silhouette der Stadt prägt: der Wasserturm. Heutzutage trägt er seinen Namen zu unrecht, da er kein Wasser mehr beherbergt, sondern nur noch Lager, Büro- und Sozialräume der Stadtwerke. Nun soll der 27 Meter in den Pfullendorfer Himmel ragende Gigant eine neue Verwendung finden: Planer Karl Hiestand möchte seine Vision vom Wohnen mit einzigartigem Weitblick über den Linzgau im Turm verwirklichen.

Neun Wohnungen mit jeweils ungefähr 100 Quadratmetern Fläche sollen hinter den Tuffsteinmauern entstehen, eine Stahl-Glas-Konstruktion unmittelbar daneben soll die Panorama-Aufzüge mit Übergängen zu den Lofts beherbergen.
Preis für den Wasserturm wird nicht verraten
Fünf Millionen Euro investiert Karl Hiestand nach eigenen Angaben in das Projekt – inklusive Erwerb des Turmes und des Grundstücks. Wie hoch der Preis für das Gebäude ist, verrät der Diplom-Ingenieur nicht.
Als Pfullendorfer liegt Karl Hiestand der Wasserturm sehr am Herzen. „Deshalb war ich sofort begeistert, als ein Freund von mir mich auf die Idee brachte, im Turm Wohnungen zu bauen“, schildert der Planer. Mit seinen 30 Jahren Erfahrung im Beruf weiß Hiestand, dass die Umsetzung seiner Vision ein anspruchsvolles Vorhaben ist. „Der Turm muss sehr aufwendig entkernt werden, die Umbauarbeiten werden nicht einfach sein“, sagt er. Wichtig ist ihm, das Gesamtbild des Wasserturms so zu erhalten, wie es ist, damit das Wahrzeichen der Stadt auch weiterhin als solches wiedererkannt wird. Die Tuffsteinfassaden, die Querluken ganz oben sowie das quadratische Dach – all diesen typischen Merkmale des Turms sollen bestehen bleiben.

Zusätzliche Fenster, eine Glasfassade und großzügige Balkone mit 41 bis 46 Quadratmetern Fläche sind eingeplant. Neben dem zweiten Glasturm mit den Aufzügen und Übergängen sollen außerdem Garagen und Stellplätze für die Wohnungsbesitzer gebaut werden. Ab 22 Metern gilt ein Gebäude in Deutschland als Hochhaus, für das spezielle Brandschutzvorschriften und auch Regeln für Erdbebensicherheit gelten. Diese muss Karl Hiestand in seiner Planung für das 27 Meter hohe Bauwerk beachten, wie er schildert. Dies sieht der Pfullendorfer ebenso wie die gesamte Umsetzung seiner Ideen nicht als Hürde, sondern als Herausforderung an. „Die Bauarbeiten werden eine spannende, nicht alltägliche Sache“, freut er sich.
Erst müssen Kaufwillige gefunden werden
Ob es tatsächlich zur Umsetzung des Projekts kommt, hängt jedoch noch daran, ob es auch ernsthafte Interessenten für die Wohnungen gibt. Wie teuer diese sein werden, verrät Karl Hiestand nicht, sondern nur, dass es sich um hochpreisige Luxus-Lofts handeln wird. Mit der Stadt Pfullendorf ist er vertraglich so verblieben, dass er den Wasserturm erst dann wirklich abkauft, wenn Vorverträge mit Interessenten für mindestens fünf der neuen Eigentumswohnungen vorliegen. „Die Verhandlungen mit der Stadt waren grundsolide und konstruktiv“, schildert Hiestand.
Stadtwerke-Leiter begrüßt das neue Projekt
Jörg-Arne Bias, Leiter der Stadtwerke, zeigte sich auf Nachfrage des SÜDKURIER erfreut darüber, dass in den Wasserturm bald neues Leben einziehen könnte. „Wir brauchen den Turm nicht mehr und hätten vermutlich in der Zukunft Sanierungsarbeiten leisten müssen. Es macht Sinn, dass das Gebäude eine neue Nutzung erhält“, sagte er. Der Turm sei hochwertig gebaut, es wäre aus seiner Sicht schade, wenn er in Zukunft nicht genutzt worden wäre. „Die Pfullendorfer und der Wasserturm, das gehört einfach zusammen“, meinte Bias. Die Ideen von Karl Hiestand gefallen ihm nach eigenen Aussagen gut.
Wasserturm wurde 1951 gebaut
Der Wasserturm in seiner jetzigen Form wurde im Jahr 1951 gebaut, nachdem der bisherige Turm aus dem Jahr 1907 von der Kapazität her nicht mehr ausreichte. Im Gegensatz zu früher, bleibt der Wasserbehälter aus Massivbeton im Inneren des Turmes heute leer. Stattdessen gibt es andere Hochbehälter, aus denen die Stadt mit Wasser versorgt wird.
Baumbestand soll weitgehend erhalten werden
Rund um den Turm gibt es einen schönen Baumbestand. Dieser soll laut Karl Hiestand weitgehend erhalten bleiben. Die Bewohner können ihn quasi als „Naherholungsgebiet“, als kleinen Park nutzen. Der Planer kann sich auch vorstellen, dass dort ein Grillplatz für die Bewohner entsteht.