Auf dem Alno-Gelände herrscht Leben, auch wenn dort keine Küchen mehr produziert werden. Das Künstlerpaar Susanne Hackenbracht und Gerold Nothdurft hat sich im Alno-Park mit dem „Red Artistic Powerhouse“ niedergelassen, die Stadtwerke sind vorübergehend an der Heiligenberger Straße zu finden, in die ehemaligen Ausstellungsräume ist ein großer Fahrradladen eingezogen – und Live-Fresh organisiert seit Ende 2022 im Werk 4 seinen Versand.
Im ehemaligen Alno-Werk 4 werden Säfte verpackt
30 Mitarbeiter verpacken hier Saft- und Foodkuren. Von Pfullendorf wird die Ware dann sowohl an Privatkunden in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Liechtenstein, Luxemburg sowie den Niederlanden als auch an die großen Lebensmitteleinzelhändler wie etwa Edeka, Rewe und Kaufland verschickt. Sollte das Wachstum des Unternehmens anhalten, wollen die Geschäftsführer Benedikt Schellinger (34) und Simon Storz (30) den aktuell 3500 Quadratmeter großen Standort in Pfullendorf möglicherweise ab 2024 erweitern und in Verpackungsmaschinen investieren: „Wir planen, größer zu werden.“

Frische Säfte direkt aus Pfullendorf
Doch was genau produziert Live-Fresh? Was mit Orange-, Apfel- und Grapefruitsaft anfing, hat sich inzwischen zu einem Sortiment aus 18 Sorten entwickelt. „Grüne Liebe“ setzt beispielsweise auf Spinat, Grünkohl und Gurke, während „Sommergefühle“ Erdbeeren, Mango und Apfel kombiniert und „Ingwersturm“ ein 60 Milliliter-Mix aus Ingwer, Apfel, Limette und Cayenne ist. Bei der Produkt- und Rezeptentwicklung steht dem Unternehmen Ulrike Fischer zur Seite, sie ist promovierte Lebensmittelchemikerin, Gesundheits- und Ernährungscoach. Ein Kreativ-Team um Simon Storz befasst sich mit Aufgaben wie Influencer-Marketing und Social Media. Denn geworben wird hauptsächlich über soziale Medien.
Vom Start-up zum erfolgreichen Unternehmen
Das regionale Zwei-Mann-Start-Up entwickelte sich aus der Selbständigkeit in kürzester Zeit zu einem erfolgreichen Unternehmen mit 100 Mitarbeitern und zweistelligen Millionenumsätzen. Die Anfänge von Live-Fresh liegen in 2015, damals studierten Storz und Schellinger noch Maschinenbau an der Fachhochschule Konstanz. „Unsere Vision war es, Menschen dabei zu helfen, ihre Ernährung langfristig umzustellen, ihren Körper zu entgiften und ihre Gesundheit zu verbessern“, so Storz.

Produktion in Inzigkofen – Versand in Pfullendorf
Die Produktion findet in Inzigkofen-Engelswies statt: 10.000 Liter Obst- und Gemüsesaft werden täglich bis zu 28.000 Shots und 35.000 Flaschen verarbeitet. Benedikt Schellinger ist bei Live-Fresh für den Lebensmittel-Einkauf zuständig. Granatäpfel bezieht das Unternehmen zum Beispiel aus Italien, Äpfel vom Bodensee, Orangen aus dem Zitrusgürtel in Spanien, Marokko, Ägypten oder Südafrika. „Wir verarbeiten 24 Tonnen Orangen pro Woche“, erzählt Schellinger. Obst und Gemüse werden nicht etwa schon verarbeitet angeliefert, sondern vor Ort gepresst, püriert, gemixt und abgefüllt. Die Besonderheit: „Wir erhitzen unsere Produkte nicht, um sie haltbar zu machen.“ Statt Hitze wird der Saft hohem Druck ausgesetzt und hält dann sechs bis acht Wochen.
Neue Maschine macht Lebensmittel schonend haltbar
Dieser Tage bauen Mitarbeiter der Uhde High-Pressure-Technologies in Engelswies eine neue 1,6 Millionen Euro teure HPP-Anlage auf. HPP steht für High Pressure Processing, mit Hilfe von 6000 bar Wasserdruck werden Lebensmittel schonend haltbar gemacht. „Das ist ein Meilenstein in unserer Unternehmensgeschichte, die neue Maschine ist deutlich größer und drei Mal leistungsfähiger im Vergleich zu unserer alten“, erklärt Benedikt Schellinger. Ganz am Anfang musste der Saft sogar noch per Kurier jeden Donnerstag in die Niederlande gebracht werden, weil Live-Fresh noch keine eigene Druck-Anlage besaß.
Immer neue Ideen
An Ideen mangelt es den jungen Unternehmern nicht. Neue Produkte wie vegane Bowls, Trinkmahlzeiten und gesunde Snacks werden entwickelt und an den Markt gebracht. Zum ganzheitlichen Ansatz gehört auch, dass Kunden individuelle Tagespläne erhalten. „Das hilft, die Kuren erfolgreich durchzuführen und langfristig gesündere Ernährungsgewohnheiten zu entwickeln“, erläutern die beiden Geschäftsführer. Ein Jahr lang hat es gedauert, bis Anfang des Jahres die neue Foodkur eingeführt werden konnte: 1200 Kalorien am Tag bestehend aus Porridge, Proteinshakes, Säften und einer veganen Tiefkühlmahlzeit. „Unser Produkt ist auf dem deutschen Markt einmalig. Das Ziel: Abnehmen mit Erfolg!“