Das Maß aller (Holz-)Dinge lautet bei den Holzwerken Rückerl 80 mal 120. 80 Zentimeter Breite und 120 Zentimeter Länge sind die Normen einer Euro-Palette, von denen auf dem riesigen Betriebsgelände im Industriegebiet „Hesselbühl“ täglich tausende produziert werden. Im Zwei-Schicht-Betrieb sind es täglich bis zu 7000 Paletten, was täglich 300 Kubikmeter Schnittholz erfordert. Diese gewaltige Menge muss nach Pfullendorf transportiert werden, wozu Rückerl seit dem vergangenen Jahr auch die Bahngleise nutzt, die auf dem Firmengelände verlegt sind. Erstmals rollte am 10. September 2021 ein Zug mit fünf Waggons ein, beladen mit Schnittholz, erinnert sich Marc Rückerl im SÜDKURIER-Gespräch, der sich mit seinem Bruder Roman die Geschäftsführung des Familienbetriebes teilt.

2000 Kubikmeter pro Fahrt

Waren es bei der Premiere vor neun Monaten noch etwa 600 Kubikmeter Holz, die via Zug nach Pfullendorf transportiert wurden, hat sich die Menge nun auf durchschnittlich 2000 Kubikmeter vergrößert, die im Zwei-Wochen-Rhythmus in 20 Waggons angeliefert werden. Allein, die Gleise verhindern, dass man noch mehr Transportkapazitäten vom Lastwagen auf die Schiene bringt.

Alle zwei Wochen rollt ein Zug auf das Betriebsgelände, um Schnittholz anzuliefern. Das Volumen entspricht pro Jahr etwa 2000 ...
Alle zwei Wochen rollt ein Zug auf das Betriebsgelände, um Schnittholz anzuliefern. Das Volumen entspricht pro Jahr etwa 2000 Lastwagentransporten, die somit entfallen. | Bild: Volk, Siegfried

Die Besonderheit der reaktivierten Strecke zwischen Pfullendorf und Altshausen ist, dass in Burgweiler die Umleitungsstrecke für die Lokomotive nicht ausreicht, um längere Züge nach Pfullendorf zu bringen. Konkret zieht die Lokomotive den leeren Zug bis zum Bahnhof nach Burgweiler. Dort wird abgekoppelt und die Lok fährt über ein Umfahrungsgleis zum Zugende und schiebt dann die Waggons bis nach Pfullendorf. Die Lok fährt quasi am Transport vorbei und die Länge dieses Umleitungsgleises reicht nicht aus, um zehn oder 20 weitere Waggons anzukoppeln.

Jährlich werden viele hundert Transporte via Lastwagen eingespart

Auch deshalb wird ein Teil des benötigten Schnittholzes noch per Lastwagen angeliefert, aber die Zugtransporte ersparen jetzt schon hunderte Lkw-Transporte. Zwischen 26 und 30 Kubikmeter Holz wird auf einen Lkw verladen und wenn ein Zug im Durchschnitt 2000 Kubikmeter bringt, was rechnerisch etwa 70 Lkw-Ladungen entspricht. Und bei monatlich zwei Zügen erspart man dem regionalen Verkehr 1700 Brummifahrten. Der Transport der fertigen Paletten erfolgt ausschließlich via Lkw, wobei je Fahrt etwa 600 Paletten geladen werden.

Bahnhaltepunkt bald als Containerumschlagplatz?

Möglicherweise wird sich die Zahl der Züge in den „Hesselbühl“ noch erhöhen, denn Rückerl hatte schon zwei Anfragen von Logistikfirmen, die den „Firmenbahnhof“ als Umschlagplatz für ihre Waren nutzen wollen.

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Denn derzeit befindet sich die Logistikbranche in einem Krisenmodus. Es fehlen Container, Transportkapazitäten und Lastwagenfahrer. So könnten nun Container mit dem Zug nach Pfullendorf transportiert, dort von den Logistikfirmen entladen und dann via Lkw zu ihrer Kundschaft gebracht werden. Für die Nutzung des Umschlagplatzes wird Rückerl bezahlt. Die entsprechenden Verhandlungen wegen der Schienennutzung müssen die Logistikfirmen mit der Deutschen Bahn führen, das heimische Unternehmen ist außen vor.

Millioneninvestition für neue Maschinen geplant

Auch sonst hat das Brüderpaar Roman und Marc Rückerl große Pläne für den Standort im „Hesselbühl“, den man 2010 bezogen hat, als man von der damaligen Alno AG das 13 Hektar große Gelände kaufte. Bis zum Jahresende 2023 soll die Produktionskapazität auf 14 000 Paletten täglich verdoppelt werden. Dazu investiert man einige Millionen Euro in neue Maschinen, denn die Palettenherstellung erfolgt im Prinzip maschinell. Deshalb wird sich auch die Zahl der Mitarbeiter nicht erhöhen. Aktuell arbeiten 30 Vollzeitkräfte sowie Beschäftigte von Zeitarbeitsfirmen im Unternehmen, das über fünf eigene Lastwagen verfügt. Denn man produziert neben Paletten auch noch Brennholz, für das Rundstämme angeliefert und ofenfertig gemacht wird.

Lieferprobleme wegen fehlender Lastwagen und Fahrer

Die Euro-Palette macht den Löwenanteil an der Produktion aus, aber es werden von der Kundschaft aus Deutschland, Österreich und der Schweiz auch Sonderanfertigungen geordert, die bis zu 16 Meter lang sein können, und beispielsweise für den Transport von Fassadenplatten gebraucht werden. Das Holz bezieht das Pfullendorfer Unternehmen aus ganz Deutschland – vom Schwarzwald oder Norddeutschland. „Wir nutzen nur zertifiziertes Holz“, versichert Geschäftsführer Marc Rückerl, und ergänzt, dass der Rohstoff in ausreichender Menge vorhanden sei. Allein, die Transportketten seien unterbrochen und es komme wegen fehlender Lastwagen und Fahrer zu Lieferproblemen. Bei den Transportkosten spielt es nach seinen Angaben keine große Rolle, ob das Holz mit dem Lkw oder über die Schiene geliefert wird. Dass Holz sich in den vergangenen Monaten für Bauherren extrem verteuert hat, liege vor allem an den Sägewerken, die ihre Preise massiv erhöht hätten, denn Waldbesitzer würden von diesen Preissteigerungen im Prinzip nicht profitieren.