Auch der zweite Verhandlungstag vor dem Landgericht Hechingen gegen vier Beschuldigte aus dem Landkreis Sigmaringen, die dem Rocker-Milieu zuzuordnen sind, fand unter starken Sicherheitsvorkehrungen statt. Im Fokus stand die Vernehmung von Zeugen, darunter Polizisten, Sachbearbeiter und Besucher des Clubheims der Rockergruppierung. Dem Quartett wird unter anderem Brandstiftung und Drogenhandel vorgeworfen und alle vier Beschuldigten sind in Haft.
Rauschgifthund schlägt an und es werden 10,8 Kilo Marihuana entdeckt
Aufschlussreich war die Aussage des Dienststellenleiters vom Hauptzollamt Singen, der über die Festnahme von zwei Drogenkurieren berichtete, wobei das Gespräch mit den Männern in Albanisch und in Englisch geführt wurde. Bei der Durchsuchung des Fahrzeugs habe man starken Marihuana-Geruch festgestellt und der Rauschgifthund habe auf der Ladefläche angezeigt. Bei der Durchsuchung wurden dann 10,8 Kilogramm Marihuana, verpackt in Plastiksäcken, in einem Hohlraum mit elektronischer Verriegelung entdeckt.
Spezialeinheit verfolgte Drogenkuriere
Ein Kriminalkommissar bestätigte, dass die Festnahme der beiden Drogenkuriere durch Spezialkräfte im März 2020 auf der A 81 ein Zufall gewesen sei. Durch eine Telefon-Überwachung habe er zwar gewusst, dass ein 24-Jähriger quasi von seiner Beschaffungstour auf dem Rückweg aus Holland war, und die Ermittler erwarteten ihn bereits. Dann habe man bemerkt, dass das Kurierauto von der Spezialeinheit verfolgt wurde, und deshalb habe man abgewartet, um dieser nicht in die Quere zu kommen.
Polizeibekannter Mann aus Pfullendorf tritt öfters in Erscheinung
Die Leiterin der polizeilichen Großaktion berichtete im Anschluss über die Durchsuchung der Wohnung des Club-Präsidenten, dessen Festnahme durch die Spezialkräfte sowie der Durchsuchung des Club-Heims. Dort wurden kleinere Mengen an Kokain und Marihuana sowie verbotene Waffen wie Springmesser, Butterflymesser und zwei Schreckschusspistolen entdeckt. Der zuständige Sachbearbeiter der Kriminalpolizei sagte aus, dass man im August 2019 einen vertraulichen Hinweis erhalten habe, wonach im Clubheim der Rocker Kokain verkauft werde. Bei der Überprüfung wurde festgestellt, dass unter den Abnehmern viele Nichtmitglieder waren und auch ein polizeibekannter Mann aus Pfullendorf öfters in Erscheinung trete. Im Lauf der verdeckten Ermittlungen hätte sich dann der Hinweis bestätigt, erklärte der Beamte, der beim dritten Verhandlungstag am 12. Oktober nochmals in den Zeugenstand treten wird.
Bargeld, Schmuck, Münzen und Gold in einem Schließfach
Für große Aufmerksamkeit sorgte ein Hauptkommissar mit seinem Bericht über die Bankkonten des Präsidenten und seiner Familie. Im Schließfach bei einer Pfullendorfer Bank habe man 80 000 Euro in bar sowie Goldschmuck- und Münzen gefunden, wobei Mieterin des Schließfaches die Ehefrau des Club-Präsidenten war. Ihr Ehemann habe auch keine Zugangsberechtigung für das Schließfach gehabt, und mittlerweile seien alle sichergestellten Gelder an die Ehefrau wieder ausbezahlt worden, schilderte der Polizist. Denn die Eltern der Frau hätten sich damals sofort gemeldet und erklärt, dass Schmuck und Goldmünzen aus dem Schließfach ihnen gehörten.
Zeuge: „Habe einmal eine Linie Kokain probiert“
Ein 27-jähriger Zeuge berichtete dem Gericht, dass er mehrere Monate im Club-Heim der Rocker verkehrt, um zu trinken und zu feiern. Drogen habe er keine genommen. „Ich weiß nichts darüber“, antwortete er auf die Frage, ob er etwas über eine Brandstiftung in Überlingen wisse, weswegen die Beschuldigten auch angeklagt sind. Das Thema sei „nur im Raum gestanden“, erklärte der Zeuge, der später einräumte, dass er „einmal eine Linie Kokain probierte“, die im Hinterzimmer lag. „Das ist mir aber nicht gut bekommen“, ergänzte der Mann, dass er, wie andere Clubmitglieder auch, den führerscheinlosen Präsidenten immer wieder mit dem Auto chauffierte.