Rund 70 Katzen sollen wieder auf dem Aussiedlerhof in Mengen leben. Passanten und Bürger beschweren sich darüber verwundert bei der Stadt und bei Tierschützern. Warum leben wieder Tiere auf einem Hof, deren Bewohnerin ein Tierhalteverbot bekommen hat? „Ich kann das Verhalten des Veterinäramtes überhaupt nicht verstehen“, sagt Horst Fallenbeck im Gespräch mit dem SÜDKURIER. Der Tierschützer aus Bad Waldsee hatte im Februar die Behörden über die katastrophalen Zustände auf dem Areal informiert.
Tierschützer und Veterinäramt finden verwahrloste Tiere
Vor einem halben Jahr wurde der Hof zwangsgeräumt und alle Tiere abtransportiert, die dort aufgefunden wurden. Der Bewohnerin und dem Besitzer des Hofs wurden im Anschluss vom Veterinäramt ein Tierhalteverbot ausgesprochen. „Ich will zwar nicht sagen, dass das Amt nichts macht, aber eben zu wenig“, ist Tierschützer Fallenbeck sauer. Bei der Zwangsräumung hatten Gerichtsvollzieher und eine Tierschutzorganisation sieben Schweinekadaver sowie 40 lebende Katzen, 38 Hängebauchschweine, Schafe, Ziegen, Pferde, Ziervögel, Boas und Emus entdeckt, die dann abtransportiert wurden.
Leben jetzt wieder bis zu 70 Katzen auf dem Areal?
Jetzt sollen wieder bis zu 70 Katzen auf dem Anwesen leben, schildert Horst Fallenbeck seine Eindrücke. Neben den Katzen befinden sich auf einer Koppel auch wieder Pferde auf dem Anwesen. Spaziergänger hätten sich bei dem Tierschützer gemeldet, dass wieder zahlreiche Tiere auf dem Hof leben würden.
Schwebende Verfahren verhindern Wegnahme
Dass auf dem Hof noch Katzen leben, bestätigt Fabian Oswald, stellvertretender Pressesprecher des Landkreises. „Die Bewohnerin hat gegen das Tierhalte- und Betreuungsverbot Eilrechtsschutz bei Gericht eingelegt. Deswegen erfolgte bislang noch keine Wegnahme der Katzen. Der Zustand der Tiere wird durch den Fachbereich Veterinärdienst und Verbraucherschutz weiterhin beobachtet“, sagt Oswald.
Wie oft fanden Kontrollen statt?
Der Hof sei seit der Zwangsräumung mehrfach kontrolliert worden. „Aufgrund der im Februar auf dem Hof in Mengen vorgefundenen Tierschutzverstöße erfolgte zwischenzeitlich gegen mehrere Personen die Anordnung von Tierhalte- und Betreuungsverboten. Diese sind mit einer Frist zur Abgabe der gehaltenen Tiere verbunden“, informiert Oswald weiter. Die Pferde auf der Koppel gehören einer Person, gegen die es kein Tierhalteverbot gibt, ergänzt Oswald.
Landratsamt erstattet Anzeige
Der Fachbereich Veterinärdienst und Verbraucherschutz hat nach seinen Angaben bei der Staatsanwaltschaft Strafanzeige gegen mehrere Personen aufgrund von Verstößen gegen das Tierschutzgesetz erstattet, berichtet Oswald auf Nachfrage dieser Zeitung. „Derzeit können aufgrund mehrerer wegen der Tierhalte- und Betreuungsverbote anhängigen Gerichtsverfahren keine weiteren Angaben zu diesem Fall gemacht werden“, ergänzt Oswald.

Katzen sind nicht kastriert
Die Katzenhaltung auf dem Hof wurde seit den Vorfällen im Februar mehrfach kontrolliert, „wobei ein starker Anstieg der Zahl festgestellt wurde“. Die bereits vorhandenen Katzen hätten Babys bekommen, aber es seien keine zusätzlichen Katzen aufgenommen worden. Auch die Pferdehaltung wurde vom Fachbereich Veterinärdienst und Verbraucherschutz kontrolliert.
Familienstreit soll den Fall ins Rollen gebracht haben
Nach Informationen des SÜDKURIER führte zu Jahresbeginn ein Familienstreit dazu, dass Tierschützer über die Zustände auf dem Anwesen aufmerksam wurden. Ein Sohn, der Besitzer des Hofes ist, möchte, dass seine Mutter, die seine Mieterin ist, auszieht. Deshalb hat er Tierschützer alarmiert, die die Behörden und die Polizei informierten. „Dieser Familienstreit ist leider immer noch aktuell“, mutmaßt Fallenbeck. Der Hof stehe vor der unmittelbaren Zwangsversteigerung. Solange noch Tiere dort leben, will der zuständige Gerichtsvollzieher den Aussiedlerhof allerdings nicht räumen.