„Handschuhe und Bandagen runter, jeder nimmt sich jetzt ein Springseil“, ruft Jakob Gretz in die Runde. Wurde eben noch Grundstellung, Schlaghand, Führhand und Deckung geübt, klingt das Montagstraining mit Seilhüpfen, zehn Push ups und zehn Sit ups aus. Die Bambini-Boxer des Boxclubs Pfullendorf (BCP) treffen sich zwei Mal in der Woche in der Turnhalle der Sechslindenschule. „15 Minuten machen wir konzentriertes Training, ansonsten geht es in der Stunde überwiegend spielerisch zu, damit die Kinder nicht überfordert sind“, erklärt der 37-jährige.

Kinder mit Begeisterung dabei

Maxim (9) aus Meßkirch findet Boxen super. Er hat schon Freunde zum Training animiert.
Maxim (9) aus Meßkirch findet Boxen super. Er hat schon Freunde zum Training animiert. | Bild: Kirsten Johanson

Chiara aus Pfullendorf gehört zu den Jüngsten. „Sie wollte auch Boxen, wie ihr Bruder, er ist jetzt neun und hat vor drei Jahren angefangen“, erzählt ihre Mutter Swetlana Kolomin, während Chiara die neongrüne Bandage abwickelt. Jonas aus Meßkirch ist seit ein paar Monaten dabei. „Fußball macht mir keinen Spaß. Mein Kumpel Maxim hat mir dann vom Boxen erzählt“, berichtet der Neunjährige. Das Schlagtraining am Boxsack gefällt ihm besonders gut. Alex (8) perfektioniert seine Liegestütze. „Ich mache jeden Tag 20 bis 30“, berichtet er stolz.

Chiara (5) aus Pfullendorf wickelt sich die Box-Bandage von der Hand.
Chiara (5) aus Pfullendorf wickelt sich die Box-Bandage von der Hand. | Bild: Jakob Gretz (BCP)

Aktive trainieren im Fit4life Sportstudio

Boxen fordert den ganzen Körper und auch das Köpfchen. „Wir trainieren Ausdauer, Schnellkraft, Beweglichkeit, es geht um Konzentration, Reaktionsschnelligkeit, Kondition und Koordination“, zählt Gretz beispielhaft auf. Während die Kinder nicht im Sparring gegen einen Partner antreten, sondern ihre Schläge an Boxsäcken, Weichbodenmatten oder Pratzen üben, sieht es bei den älteren Boxern anders aus. Die aktiven, wettkampforientierten Sportler des BCP sind zwischen zehn und Mitte 20. Sie trainieren im Alpha Gym in den Räumen des Fit4life Sportstudios in Pfullendorf. Dort gibt es einen richtigen Boxring, Hantelbänke, Punching Balls und sonstige Geräte zum Kraft- und Ausdauertraining. Außerdem bietet der BCP noch Fitboxing für Jedermann und seit kurzem Kickboxen an. „Unsere Vision ist es, bei uns noch andere Kampfsportarten wie Ringen oder BJJ, Brasilianisches Jiu-Jitsu, zu integrieren“, so Gretz.

Ein hohes Fitness-Level gefragt

Beim Sparring werden bestimmte Bewegungsabläufe und Schlagtechniken mit einem Partner trainiert.
Beim Sparring werden bestimmte Bewegungsabläufe und Schlagtechniken mit einem Partner trainiert. | Bild: Jakob Gretz BCP

Wer den Boxsport ernsthaft betreiben will, muss sich im Klaren sein, dass er – oder sie – ohne einen hohen Fitness-Level nicht weit kommt. Boxen ist richtig anstrengend und fordert sämtliche Muskelgruppen. „Das ist tiptop, es gibt kein besseres Ganzkörpertraining“, versichert Gretz. „Beim Boxen geht es nicht darum, jemandem eins auf die Gosche zu hauen. Aggressionskontrolle ist sehr wichtig.“ Der Boxsport läuft nach festen Regeln und auf der Basis von Fairplay ab.

Geschichte der sportlichen Faustkämpfe ist sehr alt

Faustkämpfe sollen bereits 3000 v. Chr. in Ägypten zu Unterhaltungszwecken stattgefunden haben. Glaubt man Homer, so hielt das Boxen 688 v.Chr. Einzug ins Programm der Olympischen Spiele. Den Grundstein für den heutigen Boxsport legte 1867 John Douglas, der den Adelstitel Marquess von Queensberry trug, weshalb auch heute noch von Queensberry-Regeln die Rede ist. Dazu gehören das Auszählen bis Zehn und die die Rundenzeit von drei Minuten. Zwar fliegen die Fäuste, doch es wird nicht wild um sich geschlagen. Es sind ausschließlich Schläge erlaubt, die mit der Vorderseite der geschlossenen Faust ausgeführt werden. Bei Amateuren ist die gültige Schlagfläche der Handschuhe übrigens weiß gekennzeichnet. Schläge und Fußtritte unter die Gürtellinie sind tabu. Amateurboxer des BC Pfullendorf nehmen in verschiedenen Alters- und Gewichtsklassen erfolgreich an Wettkämpfen und Meisterschaften teil. „Wegen Corona hatten wir allerdings seit über einem Jahr keine Wettkämpfe“ bedauert Gretz.