Nach pandemiebedingter Pause konnte die Gemeinde am Samstagabend unter dem Motto „Bürger treffen Bürger“ endlich wieder nach zuletzt 2019 zum Neujahrsempfang in die gute Stube der Kommune, die Heuberghalle einladen. Rund 170 Frauen und Männer waren zu Gast, als Bürgermeisterin Roswitha Beck auch namens des Gemeinderates und der Gemeindeverwaltung ihren Willkommensgruß verbunden mit lobenden und dankenden Gesten vermitteln durfte. „Die große Sehnsucht nach Gemeinschaft ist etwas, das viele von uns aus der Pandemiezeit mitgenommen haben“, meinte Beck. Die erzwungene soziale Distanz habe aufgezeigt, wie angewiesen die Leute auf menschliche Kontakte, Begegnungen und Gemeinschaft seien.

Kommunen an der Belastungs- und Leistungsgrenze
Leider sei es ja nicht nur eine Krise, die zu bewältigen sei. Der Krisenmodus scheine zur Normalität zu werden, weil mehrere Krisen nebeneinander das gesamte Weltbild durcheinanderwirbelten. „Die Mangellage an fossilen Energieträgern, steigende Energiekosten, Inflation, Rohstoffmangel, Krieg in Europa und eine stetig steigende Zahl an Geflüchteten bringen viele Herausforderungen mit sich“, so die Rathauschefin. „Wir managen verschiedene Krisen parallel in einem nie da gewesenen Ausmaß und ohne Atempause – längst haben wir die Belastungs- und Leistungsgrenze unserer kommunalen Selbstverwaltung erreicht“, stellte sie fest.
Krisenmanagement in der Corona-Pandemie
Auch der Gemeinde Schwenningen sei es gelungen, in der Pandemie ad hoc ein angemessenes Krisenmanagement zu etablieren und mit den Folgen im kommunalen Bereich umzugehen. Das Team im Rathaus und zahlreiche tatkräftige Ehrenamtliche packten an. Dazu zählte Roswitha Beck neben den Mitarbeiterinnen des Rathauses sowie des Bauhofteams, die Nachbarschaftsgrundschule und den Kindergarten, die Feuerwehr, die sich gemeinsam mit dem DRK Heuberg-Donautal ums Testen kümmerte, den Verein „Hilfe von Haus zu Haus e.V.“, die Zahnarztpraxis Zolow sowie besonders das Team der örtlichen Hausarztpraxis Dr. Schultheiß mit dem Impf- und Testangebot.
Ehrungen stellvertretend für die Engagierten

Stellvertretend ehrte die Bürgermeisterin Petra Gutmann vom Team Dr. Schultheiß, Monika Kohler vom Nachbarschaftshilfeverein, Mathias Boden vom DRK, Rektor Martin Sedlaczek von der Schule, Diana Gauggel vom Kindergartenteam, Sonja Dreher vom Rathausteam sowie Kommandant Marcus Siber von der Feuerwehr.
Wohnungen für Flüchtlinge zur Verfügung gestellt

Ganz besonders freute sich die Rathauschefin, dass mit Bürgerin Eva Hembach und Bürger Frank Johann Bosch zwei Schwenninger sich mit ihrer Bereitschaft, Wohnungen für die Unterbringung von zusammen 19 ukrainischen Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen, großen Dank und Respekt verdienten. „Das ist ein Zeichen gelebter Nächstenliebe und des Miteinanders und bei weitem nicht selbstverständlich“, so Becks lobende Feststellung. Dank sagte Beck aber auch den Schwenningern, die ebenfalls freie Zimmer oder Wohnungen gemeldet haben sowie denjenigen, die Möbel und anderes spendeten, damit die Geflüchteten eine angemessene Unterkunft vorfinden.
Mit Zuversicht in das neue Jahr

Nach ihrem Rückblick auf schwierige Zeiten stellte die Bürgermeisterin aber auch vieles heraus, was mit Hoffnung und Zuversicht Anlass dazu gebe, dass 2023 auch ein gutes Jahr werden könne. „Die Dorfgemeinschaft funktioniert und steht zusammen!“, freute sie sich. Darauf dürfen die Schwenningen zu Recht stolz sein. Als Beispiel erinnerte Roswitha Beck die Reaktivierung des Strohparks: „Durch den Zusammenhalt und die Motivation unserer Schwenninger Vereine und die Tatkraft so vieler einzelner Ehrenamtlicher ist es gelungen, Schwenningen wieder darzustellen und viele Menschen zu uns auf den Heuberg zu locken“, so Beck. Viele Menschen engagieren sich an ganz unterschiedlichen Stellen und mit ganz unterschiedlichen Motiven in der Gemeinde. Es sei eine Mammutaufgabe gewesen, die Vereine und Vereinigungen während dieser schwierigen Zeit zusammenzuhalten und das lahmgelegte Vereinsleben zu reaktivieren. Ihr Dank könne nicht groß genug sein, denn „unsere Vereine und Vereinigungen tragen die örtliche Gemeinschaft“. Schwenningen lebe von Persönlichkeiten und Vorbildern, vom ehrenamtlichen Engagement der Vorsitzenden und Verantwortlichen, die sich als Säulen, Motoren und Zugfedern der Dorfgemeinschaft stellen. Durch starken Zusammenhalt, durch das Miteinander sei die Gemeinde fähig, sich weiter zu entwickeln.

Eine Menge Aufgaben stehen an
Die Einführung der Ganztagesschule, die Schaffung von neuem Wohnraum, der Klimaschutz, Energieeinsparmodelle, die Schaffung neuen Baulandes, die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung, das Organisieren eines Dorfladens, der Glasfaserausbau oder das Thema „marodes Wasserleitungsnetz“ seien Themen und Aufgaben, die anstünden. Die Leistungsfähigkeit von Staat, Städten und Gemeinden habe ihre Grenzen erreicht, die Gesamtheit der staatlichen Versprechen sei aus ihrer Sicht nicht mehr erfüll- und finanzierbar, so die Bürgermeisterin. Die Bautätigkeit und die Nachfrage nach Bauplätzen haben aufgrund steigender Zinsen sowie höherer Baupreise und Energiekosten stark nachgelassen. Schwenningen könne momentan so gut wie gar keine Bauplätze anbieten und aktuell sei aufgrund der stark gestiegenen Baukosten die Erschließung neuer Baugebiete auch nicht ratsam.
Kostensteigerung von 1,2 auf 2,2 Millionen Euro
In wenigen Wochen werde der Gemeinderat die Entscheidung treffen, ab die „Alte Pfarrstraße“ bald ausgebaut und saniert werde. Grund für die bisherige Zurückhaltung war die gestiegene Kostenschätzung von 1,2 auf 2,2 Millionen Euro. Ausführlich berichtete Beck über das Thema „marodes Wasserleitungsnetz“, was derzeit die Bürger besonders beschäftigt. „Wir werden die nächsten Jahre viel Geld in die Hand nehmen müssen, um den Zustand unseres Wasserleitungsnetzes zu verbessern, was in jedem Fall zu einer weiteren Erhöhung des Wasserzinses führen wird“, so die bittere Pille der Bürgermeisterin.
Breitbandausbau ohne Belastung des Gemeindesäckels
Erfreulich dagegen war die Entwicklung im weiteren Breitbandausbau. Mit den Oberschwäbischen Elektrizitätswerken (OEW) habe die Kommune einen leistungs- und finanzstarken, kompetenten Partner an ihrer Seite, um den Ausbau voranzubringen. Mit Hilfe von Bundes- und Landesmitteln könne der Ausbau durch die OEW ohne Belastung des Gemeindesäckels erfolgen.
Ärztliche Versorgung im Dorf sichergestellt
Auch der Einbau einer Arztpraxis im Erdgeschoss des Schulgebäudes sei vom Gemeinderat längst beschlossen. Man erwarte im März einen Förderbescheid und habe auch den Bauantrag bereits eingereicht. „Die Gemeinde Schwenningen will aufgestellt sein und alles dafür tun, die ärztliche Versorgung im Ort sicher zu stellen“, so Beck. Die Praxis Dr. Schultheiß werde mit ihrer Zweigstelle von der Flieder- in die Friedhofstraße umziehen. Schwenningen sei in der glücklichen Lage noch einen Arzt vor Ort zu haben.
Pfarrer dankt der Bürgermeisterin

Pfarrer Markus Manter ergriff abschließend das Wort, um namens aller Besucher des Neujahrsempfanges der Bürgermeisterin und der Gemeinde für die Einladung und die Informationen von Roswitha Beck zu danken.
Überraschungen für das Publikum organisiert

Zur Unterhaltung beim Neujahrsempfang zählten zwei Überraschungen der Bürgermeisterin. Vor, während und nach der Rede der Bürgermeisterin sangen zwölf Mädchen des Kinderchores erstmals öffentlich in neuer Besetzung und unter Leitung von Britta Neher zur Unterhaltung der Zuhörer. Und bevor man sich beim Stehempfang zum Gespräch „Bürger treffen Bürger“ versammelte, überraschte die Bürgermeisterin mit dem Auftritt eines ganz speziellen Gastes: der schwäbische Komiker „Leibssle“ (Eckhard Grauer), der sich selbst als „bekennender Irrer“ bezeichnete, zündete mit seinem treffsicheren und bauernschlauen Auftritt ein Feuerwerk guter Laune in der Heuberghalle.