Bad Dürrheim „Der Friedhof“ lebt, was sich zunächst wie ein Widerspruch anhört, macht durchaus Sinn. Die Arbeitsgruppe „Bad Dürrheim blüht auf“ hat sich zum Ziel gesetzt, an möglichst vielen Stellen in der Stadt kleine blühende Landschaften zu schaffen. Und dazu gehört natürlich auch der Friedhof.
Das ist ein Ort der Trauer und Ruhe, der Begegnung und Besinnung, aber eben auch mit ganz viel Natur. Damit ist er auch ein stiller Rückzugsort für Menschen und zugleich wertvoller Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Viel Rasen, Grabbepflanzungen, bewachsene Steinmauern, Sträucher, Hecken und ganz viel ältere und schattenspendende Bäume.
Fast könnte man meinen, grüner gehts nicht. Bei genauerem Hinsehen erkennt man aber, es könnte durchaus noch blühender sein und damit auch die Biodiversität auch an diesem Ort gesteigert werden. Durch ihre Lage sind Friedhöfe oft auch Grüne Inseln innerhalb der Städte und Gemeinden und helfen so auch das Ortsklima zu verbessern. In der Nacht sind es Rückzugsräume, speziell für nachtaktive Tiere. Mit seinem neusten Projekt hat sich die Arbeitsgruppe zum Ziel gesetzt, zu zeigen, wie sich auf dem Friedhof Trauerkultur und Naturschutz sinnvoll verbinden oder optimieren lassen.
Bei den traditionellen Gräbern werden viele Gräber öfters im Jahr im Wechselflor neu bepflanzt. Oft findet sich hier aber eine eher schlichte und eintönige Bepflanzung. Die sieht zwar schön aus, macht aber viel Arbeit und muss regelmäßig gegossen werden.
An drei Beispielgräbern demonstriert die Arbeitsgruppe, wie man durch eine passende Staudenbepflanzung ein Grab auch ganz anders gestalten kann. Das spart Zeit, Kosten und auch Wasser. Die Stauden sind ausdauernde Pflanzen, die in wechselnden Zyklen jedes Jahr aus neue ergrünen und blühen. Vor allem bieten sie den Insekten aber mehr Nahrungsraum. Je nach Lage und Sonnenintensität können unterschiedliche Stauden-Sorten gepflanzt werden und damit eine nachhaltige Grabbepflanzung gesichert werden.
Landesweit geht der Trend weg von der traditionellen Grabstätte, hin zu Urnen- oder Baumbestattungen. In der Konsequenz werden nach den entsprechenden Grabruhezeiträumen von 20 oder mehr Jahren viele Grabflächen nicht mehr neu belegt. In dieser Phase wird auf diesen Flächen einfach nur Gras eingesät. Aber auch das muss regelmäßig gemäht und bewässert werden. Auf mehreren kleineren Parzellen pflanzt der Friedhof in Bad Dürrheim stattdessen Wildblumen an.
Solche Blumenwiesen sind ebenfalls sehr attraktiv für Insekten. Diese Flächen verwandeln sich in kürzester Zeit zu kleinen Paradiesen für Mensch und Tier. Da man sie einfach natürlich wachsen lässt, müssen sie auch nur zwei- bis dreimal im Jahr von Anfang Juni und Ende September gemäht werden. Gleichzeitig sind sie auch beim Thema Wasserverbrauch genügsamer. Das Summen der Bienen, da Zirpen der Grillen und das Leuchten der Schmetterlinge schaffen eine ruhige, entspannende Stimmung und wecken bei vielen positive Kindheitserinnerungen. Eine freundliche Atmosphäre, um an solchen Orten der Toten zu gedenken.
Auch über die passende Baumbepflanzung und viele andere Themen rund um die Friedhofsgärtnerei macht sich die Arbeitsgruppe Gedanken. Vor allem der meistens etwas ältere Baumbestand spendet nicht nur viel Schatten, sondern bietet wertvolle Lebensräume für Vögel und Insekten.
Später ist dann auch das Totholz eine Lebensgrundlage für den Totholzkäfer und holz besiedelnde Pilzarten sowie ein Nistplatz für holz bewohnende Wildbienenarten.