Diese Hiobsbotschaft hat es in sich: Das Solemar muss ungefähr zwei Jahre lang schließen. Es steht eine Generalsanierung an, möglicherweise sogar ein Neubau. Auf die Stadt rollte eine Investition in zweistelliger Millionenhöhe zu. Die gute Nachricht ist: Das Ganze ist planbar, die Schließung steht also nicht unmittelbar bevor.
Sie ist auf das Jahr 2027 angesetzt. Bis dahin läuft der Betrieb weiter wie geplant. Die Bauzeit ist aktuell mit zwei Jahren vorgesehen. Die Sachlage zeigte sich kurzfristig bei den routinemäßig erfolgenden Überprüfungen der technischen Anlagen.
Beim Informationsabend am Donnerstag, 26. Oktober, im Haus des Bürgers informierten Bürgermeister Jonathan Berggötz und Kurgeschäftsführer Markus Spettel interessierte Bürger, Gemeinderäte und Gewerbetreibende über den aktuellen Stand und den bisherigen Hergang.

Ob der schöne Anblick der besonderen Architektur des Solemar in vier Jahren noch existiert, darf bezweifelt werden. Die drei Kuppeln der Therme sind bis heute ein Wahrzeichen. Erst 2018 wurde die Dachhaut der Kuppeln erneuert. Ingenieur Thomas Pickel vom Büro L & P – die Firma begleitet die Stadt bädertechnisch seit etlichen Jahren und war auch für die Minara-Sanierung verantwortlich – spricht von einem Baudenkmal.
1988 erhielt das Solemar für seine ungewöhnliche Architektur den Holzbaupreis, 1991 bekam es den internationalen Preis als vorbildliche Freizeit- und Sportstätte. „Bis heute schauen sich Architekturstudenten und Hochschulen das Solemar an“, sagte Kurgeschäftsführer Markus Spettel 2017 anlässlich des 30-jährigen Bestehens der Therme stolz.

In einer kürzlichen Pressemitteilung berichtete die Kur- und Bäder GmbH (Kubä) darüber, dass sich das Solemar in 37. Betriebsjahr befindet. In der Regel müssten sich solche Bäder alle 25 bis 30 Jahre einer Generalsanierung unterziehen. Beim Solemar kommt hinzu, dass es ein Solebad ist. Solebäder haben eine kürzere Lebensdauer als normale Bäder. Das Salzwasser und der Salzgehalt in der Luft wirken sich also ganz anders – schwerwiegender – auf Technik und Bausubstanz aus, als in einem normalen Schwimmbad.
Dass das Solemar im Vergleich immer noch so gut dastünde, beruhe auf den ständig über die Jahre hinweg erfolgten umfangreichen Instandhaltungsmaßnahmen, erklärte Ingenieur Thomas Pickel. Nichtsdestotrotz hat sich bei den Überprüfungen innerhalb der vergangenen zwei bis drei Wochen ergeben, dass die Zeit der Therme abläuft.

Laut Kurgeschäftsführer Markus Spettel sie sofort nach Bekanntwerden der Lage der Kubä-Aufsichtsrat, der Gemeinderat und die Mitarbeiter entsprechend informiert worden. Man gehe jetzt frühzeitig mit der ganzen Sache an die Öffentlichkeit, um Transparenz zu schaffen.
Ganz besonders hoben Spettel als auch Bürgermeister Berggötz hervor, dass der Betrieb ganz normal weiterlaufen wird. Eine unmittelbare Schließung steht definitiv nicht bevor. Auch für die Mitarbeiter hielten sich die Konsequenzen in überschaubaren Grenzen, zumal der Therapiebereich und der Saunabereich auch während der Sanierungs- und Umbauphase weiter geöffnet blieben könne.
Der aktuelle Zustand
Der bauliche und technische Zustand des Solemars habe sich erst in den vergangenen Monaten verschlechtert, führte Bäderfachmann Pickel aus. 1987 seien die Becken mit einer hochwertigen Folien-Bahnenabdichtung versehen und abgedichtet worden, jedoch nicht die Beckenumgänge. Da sei gespart worden und hier würden sich jetzt laut den Ausführungen die Auswirkungen zeigen.
Die Beckenumgänge sind undicht, das Salzwasser frisst sich quasi durch die Baustruktur. Davon abgesehen haben Rohre und Technik einfach ihre Lebensdauer erreicht beziehungsweise überschritten.

Als kritisch wird von Thomas Pickel zum Beispiel der Zustand der Badewasserleitungen bezeichnet. Auch die sehr großen Badewasser-Filterkessel müssten komplett demontiert und erneuert werden.
Parallel laufen gerade die Untersuchungen der baulichen Substanz, also des Betonfundamentes und der Holzkonstruktion. Viel lasse sich noch nicht sagen, erklären die Fachleute. Auch hinsichtlich der Kosten könne man derzeit keine verlässlichen Angaben machen, erklärt Kurgeschäftsführer auf Nachfrage. Erst müsste alles erfasst sein und geplant werden.
Gestaltung der Therme nicht mehr zeitgemäß
Fakt ist: Die Therme an sich ist von der Gestaltung her nicht mehr zeitgemäß. Das heißt also, auch hier wird sich viel ändern.
Unter diesen Gesichtspunkten sei natürlich auch die seit langem geplante, bevorstehende Erweiterung im Solemar ad acta gelegt worden, so Spettel. Es mache keinen Sinn mehr, diese unter diesen Gesichtspunkten weiterzuverfolgen.
Auch wenn zu den Kosten noch nichts gesagt werden kann, ist jedoch wohl – wenn man mal die kürzlich erfolgte, fast acht Millionen Euro teure Generalsanierung des Minara in Betracht zieht – mit einem zweistelligen Millionenbetrag zu rechnen.

Sanierungsfahrplan wird erstellt
Derzeit laufen die Vorbereitungen für einen Sanierungsfahrplan. Insgesamt ist ein Planungszeitraum (abhängig von Förderprogrammen) von etwa 18 Monaten vorgesehen. Die weiteren Voruntersuchungen sind mit drei bis fünf Monaten veranschlagt, die Auswahl des Architektur-/Fachplanerbüros mit bis zu vier Monaten. Für die Ausschreiben (EU-weit) sind drei Monate veranschlagt, für Demontage- und Abbrucharbeiten ebenfalls, die Betonsanierung ist mit sechs Monaten eingerechnet und die Neuinstallation schließlich mit rund 15 Monaten.
Zu 100 Prozent verlässlich ist dieser Zeitplan aktuell nicht, dazu gibt es momentan noch zu viele unbekannte Faktoren. Jedenfalls ist der Baubeginn 2027 vorgesehen, das Bauende 2029.